Lübeck – In Zeiten von Corona und Lockdown gibt es trotzdem mutige und hoffnungsvolle Menschen, die sich etwas trauen. Einer davon ist Sascha Knott und er hat Verstärkung bekommen. Er möchte Jugendlichen eine Perspektive aufzeigen und ist 1. Vorsitzender der „Hanse Keeperacademy Lübeck e.V.“. HL-SPORTS befragte ihn dazu.
„Plötzlich fiel das passende Team vom Himmel“
HL-SPORTS: Hallo Sascha, ihr habt einen neuen Verein gegründet. Was war der Hintergrund?
Sascha Knott: Schon vor zwei Jahren hatte ich die Idee unsere „Torwartschule“, die sonst über die Vereine lief, eigenständig auf den Weg zu bringen. Auch, um uns professioneller aufzustellen und um die ganze Sache nachhaltig zu gestalten. Ich möchte, dass Jungs oder Mädels, die bei uns ausgebildet wurden, mehr Verantwortung übernehmen und unsere Philosophie weitertragen. Gutes Torwarttraining wird immer noch zu wenig in den Vereinen angeboten und Torwartschulen als GmbH sind meist sehr teuer, bei nicht immer guter Qualität. In den vergangenen Jahren haben wir uns schon einen Namen gemacht, so dass die Nachfrage immer größer wurde. Mir wurde das Ganze zu viel, auch finanziell war immer mehr aus meiner Tasche nötig, um das Ganze am Laufen zu halten. Ich wollte aufhören, doch viele Jungs und Eltern hatten etwas dagegen und wie es im Leben manchmal so ist, fiel plötzlich das passende Team vom Himmel. Also haben wir dann entschlossen die Hanse Keeperacademy Lübeck als e.V. auf den Weg zu bringen. Am 14. November des vergangenen Jahres haben wir dann den Verein gegründet und sind seit Januar ein eingetragener und gemeinnützig Verein. Unser Motto: Von der Breite zur Spitze!
HL-SPORTS: Wer ist alles dabei?
Sascha Knott: Mit Torben Wenzel als 2.Vorsitzenden und Chris Leonelli für die Finanzen habe ich ein tolles Team um mich herum. Wir ergänzen uns alle sehr gut und es lastet nicht mehr alles auf meinen Schultern. So kann ich mich mehr auf das Training im Verein konzentrieren.
HL-SPORTS: Warum habt ihr in dieser Zeit den Verein gegründet?
Sascha Knott: Naja, die richtige Zeit findet man nie so wirklich. Wie schon gesagt war es ja auch vom Team abhängig und eine Vereinsgründung nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Die hatten wir ja nun zu Genüge. Dazu könnte man sagen, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen einen weiteren Lockdown mit eingeplant haben. Dass dann aber auch 1:1-Training untersagt wird und die Plätze dafür dichtgemacht werden hätten wir auch nicht gedacht. Durch eine Spendenaktion auf „GoFundMe“ haben wir wenigstens so viel reinbekommen, um die ersten Kosten zu decken. Leider ist da nicht mehr bei herumgekommen. Es war vor dem Lockdown schon schwer Sponsoren zu bekommen. Jetzt scheint das Geld komplett eingefroren zu sein. Aber alles Negative hat auf der anderen Seite auch etwas Positives. So hatten wir genug Zeit, um den Verein weiter gut aufzustellen. Sowas macht eine Menge Arbeit: Vereins-System einpflegen, Internetseite usw. nimmt eine Menge Zeit auf sich. Auch haben wir uns Zeit für die Suche von Kooperationspartnern genommen und tolle Gespräche geführt. Nach unseren Ausschlusskriterien und unserer Philosophie haben wir sehr gute Partner gewonnen. Es muss schon alles passen und Verlass aufeinander sein, wenn man in Ruhe und zielstrebig zusammenarbeiten möchte.
HL-SPORTS: Wo trainiert ihr jetzt und welche Partner sind das?
Sascha Knott: Was die Plätze betrifft, werden wir, wie auch schon in der Vergangenheit, mit dem ESV Hansa kooperieren. Neu dazu gestoßen ist der TSV Dänischburg. Mit beiden Vereinen haben tolle Partner gefunden. Ein weiterer Standort steht noch in den Startlöchern. Es besteht Einigkeit und nur noch der Vertrag muss unterzeichnet werden. Dadurch haben wir dann, was die Plätze betrifft, eine gute Achse durch Lübeck gezogen. Was unsere Ausstattung betrifft, haben wir „Catch&Keep“ für uns gewinnen können. Wir sprechen eine Sprache. Dort bekommen wir alles was ein Torwart benötigt. Es war uns wichtig, alles aus einer Hand zu bekommen und dabei eine Top-Qualität zu vernünftigen Preisen zu bekommen. Wir freuen uns riesig auf die Zusammenarbeit und haben für unsere Mitglieder, dank „EPunkt e.V. Bürgerkraftwerk und Freiwilligenagentur Lübeck“, schon die erste Rutsche an Ausstattung bestellen dürfen. EPunkt hat uns die Sorge genommen, die wir durch unsere Spendenaktion nicht bewerkstelligen konnten, denn wir bekommen bisher keine Unterstützung vom Land oder Verbänden. Solch ein Szenario haben wir so gut wie möglich eingeplant. So stehen wir einigermaßen stabil da. Aber nun muss es dann auch bald wieder losgehen dürfen.
„Für mich ein absolutes NoGo“
HL-SPORTS: Das Land sieht ja nun vor ab 1. März 1:1-Training zu erlauben und dafür wieder die Plätze zu öffnen. Wie siehst du die Situation?
Sascha Knott: Das war ein weiterer Grund der Vereinsgründung in dieser Zeit, nämlich die Jungs etwas mit einzubinden und immer eine gewisse Kommunikation aufrecht zu erhalten. Ich höre leider nur zu oft, dass sich Mannschaftstrainer kaum oder sogar gar nicht bei den Jungs im Lockdown gemeldet haben. Für mich ein absolutes „NoGo“ sowas. Wir wollen die Jungs immer etwas bei Laune halten! Wir haben beispielsweise ein klasse Webinar von dem Gründer des DFI’s und Mentalitätstrainer, Thomas Eglinski mitgemacht. Das hat uns sofort inspiriert ein eigenes Webinar auf die Beine zu stellen um die Jungs und Mädels in Bewegung zu halten. Thomas Eglinski hat auch an unserem Webinar teilgenommen. Dazu konnte ich meine Ex-Kollegen vom VfB Lübeck, Jerome Arps (Balltechnik) und Thorge Kuklis (Athletiktraining) für unser Webinar gewinnen. Den Torwartpart hat dann unser Nachwuchs, Domenik Krause zusammen mit Lasse Thielen übernommen. Ich habe da unseren Jungs Freiraum gelassen und sie selbst sollten die Einheit für das Webinar vorbereiten. Die beiden habe eine tolle Einheit geplant und Lasse hat dies dann super rübergebracht. Für Nachwuchs an Trainern in unserem Verein ist also gesorgt. Alles in allem ist unser Webinar gut angekommen. Auch wenn wir mit 30 angemeldeten und 28 tatsächlich teilgenommen Personen ein für uns gutes Ergebnis erzielt haben, zeigt es mir auch, dass eine ganze Menge nicht an die Bildschirme zu bekommen waren. Da sind wir wieder beim Ursprung deiner Frage angekommen. Das macht mir Angst! Wir hatten vor dem Lockdown schon Probleme Jungs und Mädels auf den Platz zu bekommen und ich befürchte, dass wir jetzt nochmals Sportler verloren haben. Wenn jetzt die Plätze nicht wieder aufgemacht werden, bekommen wir richtig große Probleme. Aber meine Vermutung ist, dass die Politik wieder zurückrudert und noch nicht öffnet. Das wäre aber für alle Sportarten der Supergau. Was den Fußball betrifft, ist für mich der DFB gefühlt zu leise. Da liegt die Vermutung nahe, es geht da nur um die Millionäre. Die dürfen reisen und machen was sie wollen. Daher gucke ich keinen Fußball mehr im Fernsehen, um dies nicht noch zu unterstützen. Noch bemerkt ja auch keiner in den oberen Ligen, was unten fehlt. Wenn es dann „oben“ ankommen soll und zu wenig da ist, dann wird das Gezeter groß sein. Ich hoffe, es passiert bald etwas und es darf zumindest wieder ein Kleingruppen-Training stattfinden.
HL-SPORTS: Was ist in Zukunft geplant?
Sascha Knott: Bei vielen Dingen kann ich selbst, aufgrund der Lage, nur wage Aussagen treffen. Ein geplantes Oster-Camp mussten wir schon streichen. Aber geplant ist ein Sommer-Camp. Dort wollen wir in kleinen Gruppen mit qualitativ hochwertigem Training arbeiten. Das Camp wird über drei Tage gehen. Aber mehr darf ich da noch nicht verraten. Es soll auf jeden Fall keine reine Betreuung für viel Geld werden, sondern eine Förderung für einen guten Beitrag. Ganz aktuell darf ich verkünden, dass wir auch die Zusammenarbeit mit der JFV-Gemeinschaft fortführen dürfen. Auch dort gab es immer sehr positive Gespräche. So werden wir dann auch in der kommenden Saison zwischen 30 und 35 Keeper aus der Region in allen Altersklassen trainieren und dies überwiegend im Leistungsbereich. Des Weiteren, wenn die Lage es dann zulässt, geht es im Sommer auch wieder zu „Fox“ Patrick Foletti in die schöne Schweiz. Dort habe ich vergangenes Jahr schon hospitiert und möchte auch dieses Jahr davon Gebrauch machen. Bei Patrick lernt man immer dazu und es macht dort einen riesigen Spaß. In diesem Jahr wird auch hoffentlich Paul Wiencierz daran teilnehmen. Vergangenes Jahr musste Paul aufgrund einer Verletzung Lasse den Vortritt lassen. Ich hoffe, dass Paul in diesem Jahr unseren Verein mindestens genauso gut vertreten wird. Grundsätzlich ist für die Zukunft geplant, jedes Jahr einen Schüler aus unserem Verein, zu „Fox“ zu schicken. Das wollen wir als Vereine dann auch unterstützen. Dies wiederum ist aber auch von Sponsoren abhängig, genauso wie ein Transporter, den wir uns anschaffen müssen. Dieser hat jetzt erstmal Priorität. Ohne diesen sind wir zu unflexibel was das ganze Equipment betrifft. Auch soll dieser dazu benutzt werden Kinder zum Training einzusammeln. Es gibt durchaus Kinder, wo die Eltern kein Auto haben und sie daher sehr eingeschränkt sind. Die Kinder sollen darunter nicht leiden und wir springen dann dafür ein. Da ist unser Motto: Es darf nicht am Geld scheitern, höchsten am Talent oder der Mentalität! Wir haben also noch einiges vor und arbeiten mit Hochtour daran. Wenn das jetzt jemand liest, der solch ein Transporter im Angebot hat oder uns unterstützen möchte, der möge sich doch bitte bei uns melden. Auch soll Lasse in diesem Jahr seinen Trainerschein machen, der vergangenes Jahr ebenfalls Corona zum Opfer fiel. Wir haben also neben dem Training ein straffes Programm. Wer an unsere Philosophie interessiert ist oder Kontakt mit uns aufnehmen möchte, der mögen doch bitte unsere Internetseite lesen unter: https://keeperacademy-luebeck.jimdofree.com.
HL-SPORTS: Dankeschön Sascha, dass du uns einen interessanten Einblick in euren Verein gegeben hast und viel Erfolg für die Zukunft.