Hamburg – Werder Bremen hat das 110. Nordderby der Bundesliga gewonnen. Die Grün-Weißen siegten am Sonntag beim Hamburger SV mit 3:2 (1:0). Dabei gab es diverse Situationen, die zu Diskussionen führen. Für den HSV war es die erste Heimniederlage in der aktuellen Zweitliga-Saison.
Die 1. Halbzeit: „Die Hand Mefferts“
Die Gäste begannen zielstrebig und setzten die Hamburger früh unter Druck. Die Bremer Führung war die erste strittige Szene der Partie. Eine Werder-Ecke landete zum Nachschuss bei Toprak (7.). Dessen „Schuss-Flanke“ landete bei Bittencourt die Kugel per Kopf ins Tor beförderte. Der stand allerdings im klaren Abseits und der Treffer zählte nicht. Dennoch checkte der „Kölner Keller“, denn bei Topraks Ballabgabe soll Hamburgs Meffert das Spielgerät absichtlich mit der Hand berührt haben. Schiedsrichter Daniel Siebert aus Berlin sah sich das Ganze noch einmal an und entschied auf Elfmeter für den SVW. Marvin Ducksch (9.) verwandelte locker zum 1:0. Bremen blieb gefährlich, doch die Rothosen beförderten die Kugel in der 18. Minute ebenfalls ins Netz. Muheim flankte und Heyer traf im Nachschuss zum vermeintlichen Ausgleich. Dieses Tor zählte nicht, weil Glatzel mit einem harten Einsatz Bremens Kapitän Toprak zuvor im Fünfmeterraum zu Fall brachte. Auf der anderen Seite ließ Alidou Gegenspieler Weiser (22.) im 16er auflaufen, doch dieses Mal ließ Siebert weiterspielen. Das Team von der Weser hatte alles im Griff, ließ zwei Großchancen liegen: Bittencourt (30.) und Ducksch (33.) scheiterten jeweils an HSV-Schlussmann Heuer Fernandes (zwei Weltklasse-Paraden!). Eine Minute vor dem Pausentee hatten die Hausherren ihre erste richtige Möglichkeit, doch Glatzel brachte das Leder nach einer Jatta-Hereingabe nicht an SVW-Torwart Pavlenka vorbei.
Nach der Pause: „Die Hand Jattas“
Die 25.000 Fans im Volksparkstadion waren noch nicht alle wieder auf ihren Plätzen, da gab es das nächste Tor. Dieses Mal erzielte es der Hamburger SV. Jonas Meffert traf 24 Sekunden nach Wiederanpfiff zum 1:1-Ausgleich. Auch hier wurde die Szene überprüft, weil der Torschütze bei der Ballabgabe von Glatzel möglicherweise im Abseits gestanden haben könnte. Dem war nicht so, denn Bremens Weiser stand eine Fußbreite näher am eigenen Gehäuse. Jubel im Volkspark, doch der war nicht von langer Dauer. Keine 180 Sekunden danach das nächste „strafbare“ Handspiel beim HSV. Dieses Mal war Jatta der Pechvogel, der ebenfalls aus dem „Kölner Keller“ „überführt“ wurde. Siebert schaute wieder selbst nach und entschied erneut auf Elfmeter für Bremen. Niclas Füllkrug (51.) verwandelte zur 2:1-Führung für die Gäste. Die Hamburger waren danach bissiger und kämpferischer und drängten mehr und mehr auf den Ausgleich. Eine Viertelstunde vor dem Ende dann die Vorentscheidung: Jatta verlor den Ball im Spielaufbau gegen Ducksch und Werder machte es sich dann einfach, auch weil der Gegner kräftig mithalf. Eine Flanke von Schmid legte Rapp auf Ducksch (76.) ab, der aus 18 Metern flach ins linke Eck traf. Und weiter ging es: 80. Minute der erneute Anschlusstreffer der Gastgeber. Doch auch hier wieder Platz für Diskussionsstoff. Bei einem Bremer Angriff foulte Vuskovic Ducksch im Mittelfeld, Schiri Siebert ließ den Vorteil laufen und die Gäste schlossen den Vorstoß ab. Ducksch lag dann immer noch da und die Hamburger spielten den Ball nicht ins Aus, sondern weiter. Kinsombi setzte sich in der rechten Strafraumhälfte durch und brachte die Kugel in die Mitte, wo Robert Glatzel (80.) diese ins Tor stocherte – 2:3. Der Treffer zählte und Ducksch musste mit einer starken Prellung ausgewechselt werden. Es entwickelte sich eine dramatische Schlussphase, in der es hoch her ging. Ein Hamburger Powerplay führte sogar noch einmal zu einem Tor, doch auch hier war es Abseits. Wenn nicht Kittel (95.), dann wenigstens Wintzheimer, die einen Schritt zu schnell waren und der Treffer zählte wieder nicht. In der allerletzten Szene köpfte Glatzel (96.) noch einmal aufs Werder-Tor, wo Pavlenka den Ball wegfaustete. Schluss, aus, vorbei. Werder Bremen holte sich die drei Punkte und sind wieder Tabellenführer.
Das Fazit: Nächstes Nordderby für die Geschichtsbücher
Dieses Mal war es keine Papierkugel, die für Aufsehen im Nordderby zwischen Hamburg und Bremen sorgte, sondern Schiedsrichter Daniel Siebert. Zwei „Witz-Handelfmeter“ und diverse andere Szenen, die dem Unparteiischen keine gute Note für diesen Sonntag bescherten. Dazu ein schwacher HSV vor der Pause, wie schon zuletzt in Sandhausen. Das jüngste Team der Liga, wie es Coach Tim Walter immer wieder gerne in den Vordergrund stellt, hat sich allerdings nach der Pause absolut gesteigert und hätte sich dadurch einen Punkt verdient. Ein Spiel geht aber eben zwei Halbzeiten und nicht nur eine. Das scheint Walter der Mannschaft aktuell nicht vermitteln zu können. Die „gute“ Leistung, die er ihr attestiert, ist aufgrund der ersten Halbzeit nicht nachvollziehbar. Man kann es sich auch schönreden. Werder-Trainer Ole Werner sah das genauer und hatte mit seiner Aussage absolut recht, dass man schon früh den Sack hätte zumachen können. Nur HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes war es zu verdanken, dass es nicht schon nach einer halben Stunde 0:3 stand. So bitter es ist, aber insgesamt geht der Sieg für Werder in Ordnung. Ein kleiner Trost für die Fans der Rothosen: In der Endabrechnung ist der Hamburger SV doch noch die Nummer 1 in den direkten Duellen in dieser Saison, denn das Hinspiel gewann man mit 2:0.
Die Stimmen nach der Partie
Ole Werner (Bremen): „In der zweiten Halbzeit war es sehr eng, mit Müh und Not haben wir es geschafft, das Spiel über die Ziellinie gebracht. Aber in der ersten Hälfte haben wir sehr gut gespielt, hatten eine gute Kontrolle, beste Chancen und hätten früher führen können. Am Ende ist es aus meiner Sicht ein verdienter Sieg. Es gibt uns großes Selbstvertrauen, beim HSV bestanden zu haben.“
Tim Walter (Hamburg): „Es war für die 25.000 Zuschauer ein grandioses Spiel, allerdings mit falschem Ausgang. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, die gerade in der zweiten Halbzeit ein ganz starkes Spiel gemacht hat. Wir hatten 70 Prozent Ballbesitz, haben Werder eingeschnürt und wären nicht einmal mit einem Punkt zufrieden gewesen. Aber unabhängig vom Ergebnis war auch dieses Spiel wieder eine Weiterentwicklung der Mannschaft. Man darf nicht vergessen: Wir starten quasi mit 0:1 in dieses Spiel, was gegen eine starke Mannschaft wie Werder natürlich richtig schwer ist. Zumal man den Elfmeter zum 0:1 niemals geben darf, zumindest nicht, wenn man selbst mal Fußball gespielt hat. Genauso darf man das angebliche Foul vor unserem vermeintlichen 1:1-Ausgleich niemals pfeifen, und dann wird diese Szene noch nicht einmal überprüft. Das ist natürlich alles extrem bitter, umso größer das Kompliment an meine Mannschaft, dass sie sich trotzdem so sehr gewehrt und in dieses Spiel reingepowert hat. Es war eine sehr gute Leistung.“
Der 24. Spieltag (25. – 27.2.)
Paderborn – Aue 3:0
Hannover – Kiel 2:0
Karlsruhe – Schalke 1:1
Rostock – Nürnberg 0:2
Ingolstadt – St. Pauli 1:3
Dresden – Darmstadt 0:1
Hamburg – Bremen 2:3
Heidenheim – Sandhausen 1:1
Regensburg – Düsseldorf 0:0
Die Tabelle
1. | SV Werder Bremen | 24 | 47 : 33 | 45 |
2. | SV Darmstadt 98 | 24 | 49 : 30 | 44 |
3. | FC St. Pauli | 24 | 48 : 35 | 44 |
4. | Hamburger SV | 24 | 44 : 24 | 41 |
5. | FC Schalke 04 | 24 | 46 : 28 | 41 |
6. | 1. FC Nürnberg | 24 | 34 : 32 | 39 |
7. | 1. FC Heidenheim 1846 | 24 | 30 : 30 | 39 |
8. | SC Paderborn 07 | 24 | 41 : 33 | 33 |
9. | Karlsruher SC | 24 | 41 : 36 | 33 |
10. | SSV Jahn Regensburg | 24 | 42 : 37 | 32 |
11. | Holstein Kiel | 24 | 30 : 38 | 31 |
12. | Hannover 96 | 24 | 23 : 32 | 31 |
13. | Fortuna Düsseldorf | 24 | 28 : 32 | 27 |
14. | SG Dynamo Dresden | 24 | 23 : 32 | 26 |
15. | SV Sandhausen | 24 | 26 : 41 | 26 |
16. | F.C. Hansa Rostock | 24 | 27 : 38 | 25 |
17. | FC Erzgebirge Aue | 24 | 23 : 48 | 16 |
18. | FC Ingolstadt 04 | 24 | 22 : 45 | 15 |