Lübeck – Die 2017 Zuschauer, die am Sonnabend auf der Lohmühle dem Regionalliga-Spiel VfB Lübeck gegen Hannover 96 II beiwohnten, dürften es nicht bereut haben. Die Gastgeber gewannen mit 2:1 (2:1). Es gab zwölf Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten und vor allem ein spannendes Spiel bis zur letzten Minute.
Die Lücke war da – und zwar in der vierten Minute – für den VfB. Riedel passte auf Sezer, der in den Lauf von Franziskus spielte. Der Torjäger legte ab auf Deichmann und dessen Schuss aus zwölf Metern wurde vor der Linie von einem Hannoveraner zur Ecke geklärt. Die brachte die nächste Chance. Halke im Doppelpack zur nächsten Ecke. Und nochmal musste 96 zittern. Gästeschlussmann Weinkauf war knapp vor Sezer am Ball. Im Gegenzug rettete Grupe (9.) nach einer Bazee-Hereingabe. Es waren die Anfangsminuten der Lücken. Die Niedersachsen blitzschnell vor VfB-Keeper Schuchardt, doch Hadzic (15.) stand knapp im Abseits. Bei den Grün-Weißen musste nach und nach mehr Augenmerk auf die Defensive gelegt werden. Der Bundesliga-Nachwuchs setzte die Gastgeber früh unter Druck. Der Spielelan, auch durch viele kleine Fouls, war unterbrochen. Dann mal wieder Fußball auf der Lohmühle: Eine Freistoßflanke von Riedel (20.) landete bei Franziskus und von dort im hannoverschen Tor – auch abseits. Danach ging Deichmann k.o. Ritzke (24.) schoss ihm bei einem Befreiungsschlag direkt ins Gesicht, unabsichtlich. Das brachte große Aufregung auf beiden Seiten und es entstand ein großes Rudel. Hannovers Abwehrspieler entschuldigte sich bei Deichmann, der nach einer kurzen Behandlungspause weitermachen konnte.
Es war weiter kurios. Die Gäste gingen in Führung. Eine Konter-Flanke von Bazee (27.) wurde immer länger und landete im langen Eck des VfB-Kastens. Die Lübecker protestierten, weil kurz vor dem überschreiten des Balles der Linie ein 96er dran gewesen sein soll. Schiri Oldhafer sah das anders und gab das Tor. Für den Ausgleich hätte Sezer (34.) sorgen können, doch er erwischte eine Flanke nicht richtig. Der Ball trudelte ins Aus. Eine Minute später verdiente sich der arbeitende VfB-Stürmer endlich doch seinen Jubel. Ein langer Pass aus der eigenen Abwehr, Sezer (35.) mit Köpfchen am Gegenspieler vorbei und kurz vor Weinkauf schlenzte er das Leder zum Ausgleich ins lange Eck. Lübeck wieder im Spiel. Auch wenn der 23. Mann oftmals in der ersten Hälfte für viel Kopfschütteln wegen einiger seiner Entscheidungen auf den Rängen sorgte, passte er kurz vor der Pause gut auf. Hannovers Hadzic hakte zwei Mal bei Halke nach. Das erste Mal gab es die Ermahnung, doch keine 20 Sekunden später noch Mal die gleiche Situation. Oldhafer gab Hadzic dafür Gelb.
Und weiter ging es mit den Nebenkriegsschauplätzen. Ein 96-Coach musste auf die Tribüne. Er hatte sich mit VfB-Sportchef Schnoor ein Wortgefecht am Rande geliefert.
Kurz vor der Pause gab es eine Ecke für die Hausherren. Deichmann hämmerte eine zu kurze Abwehr von der Strafraumgrenze an die Unterkante der Latte. Im Gewühl kam Grupe ran und versenkte zum 2:1 aus Nahdistanz im Netz. Danach ging es auf „Umwegen“ in die Kabinen. Hannovers Co-Trainer packte Halke an – die nächste Rudelbildung. Nach zwei Minuten waren endlich alle Spieler verschwunden. Ein unterhaltsamer erster Durchgang mit schnellem Kurzpassspiel der Gäste und mit langen Bällen operierenden Lübeckern ging zu Ende. Zeit zum Verschnaufen.
Die zweite Halbzeit begann wie die erste aufhörte. Einer lag am Boden. Dieses Mal Franziskus (47.). Er hatte einen Ellenbogen von Springfeld ins Gesicht bekommen. Keiner hat es gesehen, doch die Wiederholung im TV-Stream schaffte Klarheit. Weiter ging es also ohne Konsequenzen für jemanden. Hannover kam zu einem Freistoß aus 25 Metern. Halke hatte Hadzic (50.) gefoult. Marusenko versuchte es und sein Ball wurde zur Ecke abgefälscht. Die brachte aber nichts ein. Auf der anderem Seite ein schneller Sezer (56.), der von der Grundlinie in die Mitte passte. Ein Hannoveraner rettete. Und weiter ging es mit der Oldhafer-Show. Mende, der zwei Minuten zuvor für ein Foul im Mittelfeld Gelb sah, mit einem taktischen Foul in der 96-Hälfte. Oldhafer gab ihm dafür die Ampelkarte. Lübeck nur noch zu zehnt. Die Emotionen kochten weiter hoch. Springfeld holte sich Gelb ab, weil er mit einer Schiri-Entscheidung nicht einverstanden war und das Leder auf den Boden pfefferte. Die Gangart wurde ruppiger. Wolf (65.) checkte Hoins am Mittelkreis weg. Gelb und Freistoß. Die Farbe war Programm. Tarnat (68.) holte sich die nächste Verwarnung ab, als er den entwischten Franziskus an der Seitenlinie zu Fall brachte.
Ausgleich in Sachen Platzverweis nach 70 Minuten: Springfeld der Übeltäter gegen Lübecks Sezer. Für den Hannoveraner war Schluss. Fußball wurde auch gespielt. Arslan legte für Franziskus (72.) auf, dessen Schuss aber über das 96-Gehäuse ging. Und wieder war es der beste Lübecker Torschütze, der eine Chance hatte. Arslan bediente Franziskus (75.) erneut, doch dieses Mal landete der Schuss in den Armen von Weinkauf. Die Nummer war noch nicht gelaufen, denn die Gäste begriffen, dass sie zurücklagen, versuchten nach vorne zu spielen. Wolf (78.) prüfte Schuchardt, doch der VfB-Torhüter war aufmerksam. Die Jungs von der Leine legten noch mal nach, machten Druck. Die Lübecker verteidigten gut, ließen nichts zu. Das hielt bis zum Ende. Ein verdienter Sieg der Grün-Weißen, die weiter hinter dem VfL Wolfsburg II auf Platz zwei der Regionalliga-Tabelle stehen und vor allem weiterhin ungeschlagen durch die Saison laufen.
VfB Lübeck – Hannover 96 II 2:1 (2:1)
Tore: 0:1 Bazee (27.), 1:1 Sezer (35.), 2:1 Grupe (45.)
Gelb-Rote Karten: Mende (57., Lübeck), Springfeld (70., Hannover)
Zuschauer: 2017
VfB Lübeck spielte mit: Schuchardt, Weißmann, Arslan, Franziskus (79. Thiel), Mende, Sezer (85. Richter), Deichmann (53. Hoins), Grupe, Halke, Matovina, Riedel
9. Spieltag:
Wolfsburg II – Drochtersen 4:0
Lübeck – Hannover II 2:1
Bremen II – Jeddeloh 1:3
Egestorf – St. Pauli II 1:0
Rehden – ULM Wolfsburg (15 Uhr)
Hamburg II – Havelse (So.)
Norderstedt – Lüneburg
Kiel II – Flensburg
VfL Oldenburg – VfB Oldenburg