Oliver Zapel: „Wir haben es nicht geschafft aus vorherigen Fehlern zu lernen“

Ehrliche Worte des Ex-Phönix-Trainers

Oliver Zapel ist nicht mehr Trainer beim 1. FC Phönix Lübeck. Foto: Lobeca/Vivian Pfaff

Lübeck – Die Nachricht, dass Oliver Zapel und der 1. FC Phönix Lübeck sich nach nur anderthalb Jahren wieder trennen, hat für ein Donnerwetter im ganzen Norden gesorgt (HL-SPORTS berichtete). Viel hatte man vor, von der 3. Liga träumten beide Seiten, doch nach einer zerreißenden Saison, die für den 55-jährigen Fußball-Lehrer mit einem Klassenerhalt der Adler in der Regionalliga und zwei Abstiegen beim Nachwuchs der Lübecker endete, für die der gebürtige Niedersachse verantwortlich war, machte es Klick bei ihm.

„Der Druck stieg immer mehr an“

Nach dem feststehenden Abschied sagte Zapel zu HL-SPORTS: „Wir gehen nicht mit bösen Hintergedanken auseinander, wir hatten gute und sachliche Gespräche. Die anderthalb Jahre zuvor waren nicht immer einfach, es ging oft Auf und Ab. Der Druck stieg immer mehr an, gewisse Begleitumstände haben auch nicht gerade geholfen. Trotzdem haben wir in der letzten Spielzeit den Klassenerhalt geschafft, konnten das entsprechend feiern. Meine Auswahl beim 1. FC Phönix Lübeck zu arbeiten war vollkommen richtig. Ich habe hier viel Spaß gehabt, habe viel zurückbekommen von den Menschen. Danke an die Macher beim 1. FC, an alle helfenden Hände dort, an die Spieler, Verantwortlichen und Fans. Nun bin ich aber auch froh, dass ich runterfahren kann nach einer kräftezehrenden Zeit.“

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War zu viel…

Im Endeffekt war der Tanz von Zapel auf mehreren Hochzeiten, als Trainer ohne Co-Trainer in der Regionalliga Nord, dazu bekleidete der 55-Jährige die Posten als Coach der JFV Lübeck (U19/ U17), zu viel. Am Ende reifte die Entscheidung die Reißleine zu ziehen. „Im Urlaub fing bei mir der Verarbeitungsprozess an. Am Ende hat sich dann alles sehr kurzfristig entladen, sich am letzten Wochenende dann sehr schnell verfestigt. Ich hatte vor der Station Phönix ja schon zwei Jahre pausiert, um mich meiner Familie zu widmen. Nun waren wir wieder an einen Punkt angekommen, wo zu viele private Dinge nach hinten gestellt wurden. Das hat belastet, gerade das wollten wir vermeiden, haben es aber nicht geschafft aus vorherigen Fehlern zu lernen.“

Vieles muss sich ändern

Nun gibt es für Zapel Zeit über alles nachzudenken, eine neue Reise zu beginnen und womöglich einen Gang zurückzuschalten. Das muss auch für den 1. FC Phönix Lübeck als Verein gelten, denn ein “Weiter so“ darf es nicht geben. Die Regionalliga ist der größte Erfolg des Clubs aus den vergangenen Jahren. Viele Menschen haben daran gearbeitet, wurden allerdings irgendwann nicht mehr “abgeholt“, stattdessen aussortiert. Tradition sieht anders aus. Die Adler können es schaffen, sich von einem selbstgefühlten elitären Verein zu einem zu werden, denn man wieder ernst nehmen kann und bei dem man mitmachen darf, ohne gleich in die Wüste geschickt zu werden. Wertschätzung und Ehrlichkeit sind mehr als nur nackte Zahlen und Prestige. Das verspielte man gerade im ersten Halbjahr 2023. Viele blieben auf der Strecke, wie Zapel. Die kommenden sechs Monate darf man an der Travemünder Allee dafür nutzen, um dieses Image wieder einigermaßen aufzubessern. Klappt das nicht, ist irgendwann am “Flugplatz“ nichts mehr da. Für die Hansestadt, für die Region und für die treuesten der Treuen wäre das traurig.

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