Uelzen – Winterpause vorbei – auch für die „Fußballfans“, die von der Polizei in die „Kategorie C“ eingeordnet werden. So gab es am Sonntag eine Menge für die Beamten in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen zu tun.
HSV-Fans beraubt
Vor und nach der Zweitliga-Risiko-Partie zwischen F.C. Hansa Rostock und Hamburger SV verlief es größtenteils störungsfrei. Am Rostocker Hauptbahnhof kam es nach Spielende zu einer „Körperverletzung zum Nachteil eines Hansa-Fans“. Die Bundespolizei schritt schnell ein. Das teilte die Polizei mit. Weiter heißt es in einer Pressemitteilung der Behörden: „Vor dem Spiel konnten im Rostocker Stadtteil Schmarl durch Einsatzkräfte mehrere Personen festgestellt werden, die diverse Schutzbewaffnung (Quarzhandschuhe, Mundschutz und Sturmhauben) bei sich hatten. In diesem Zusammenhang wurden fünf Personen in Gewahrsam genommen. Mehrere Fans des Hamburger SV meldeten sich bei der Polizei und zeigten an, dass ihre mitgeführten Fanutensilien im Bereich des Stadionumfeldes durch unbekannte Tatverdächtige geraubt wurden. Insgesamt wurden in diesem Zusammenhang bislang fünf Strafanzeigen aufgenommen. Während des Spiels und in der Halbzeitpause wurde Pyrotechnik in erheblichem Ausmaß im Gästeblock sowie in geringerem Umfang auf der Südtribüne gezündet. Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz und der versuchten gefährlichen Körperverletzung wurden aufgenommen.“
Frau wurde mit der Faust ins Gesicht geschlagen
Insgesamt wurden 20 Ermittlungsverfahren eingeleitet, sechs davon gegen HSV-Anhänger und zwei gegen FCH-Fans. „Hinzu kamen fünf Beleidigungen (viermal HSV- und einmal Hansa-Fan) gegenüber den eingesetzten Beamten und drei Strafanzeigen wegen Körperverletzung. Unter anderem wurde ein weiblicher HSV-Fan in der Abreise am Bahnsteig von einem 32-jährigen Hansa-Fan mit der Faust ins Gesicht geschlagen. In einem zweiten Fall kam es zwischen einem HSV- und einem Hansa-Fan zu einer wechselseitigen Körperverletzung im Tunnelbereich des Hauptbahnhofes Rostock. Durch vermutlich HSV-Fans wurden in einem Zug die Fensterscheibe sowie am Hauptbahnhof Rostock Mülleimer sowie Stützpfeiler mit Schriftzügen beschmiert. Hier hat die Bundespolizei drei Ermittlungsverfahren wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt eingeleitet“, heißt es in der Abschlussmeldung der Bundespolizeidirektion Rostock. An dem Tag in Rostock waren insgesamt 2.000 Beamte im Einsatz.
Ortswechsel Hannover – Uelzen
In Uelzen ging es für die zugreisenden Anhänger des VfB Lübeck, die vom Auswärtsspiel der Regionalliga Nord bei Hannover 96 II, nicht weiter. Gegen 18 Uhr stoppte die Fahrt im Bahnhof (HL-SPORTS berichtete). Rund 300 grün-weiße Anhänger waren auf der Rückfahrt nach Hause.
Sachbeschädigungen auf der Hinfahrt
Die Bundespolizeidirektion Hannover teilte dazu mit: „Hintergrund waren massive Sachbeschädigungen der Lübecker Anhängerschaft in einem Zug auf dem Hinweg. Ein Abteil des Zuges wurde derart beschädigt und verdreckt, dass eine Weiterfahrt dieser Zugeinheit ab Hannover nicht mehr möglich war und der Zug ausgesetzt werden musste. Im Bahnhof Hamburg-Harburg hatte es zuvor bereits Sachbeschädigungen gegeben, welche durch Lübecker Fans begangen wurden. Auch nach Ankunft in Hannover kam es in der bereitgestellten Sonderbahn sowie im Eilenriedestadion zu weiteren Tathandlungen.“ In einer Pressemitteilung der Polizeidirektion Hannover hieß es unter anderem: „Auch während des Spiels fielen diverse Gästefans durch lautstarkes Grölen und einzelne Becherwürfe Richtung Spielfeld auf. Vor allem stellten Polizeikräfte aber massive Beschädigungen der Sanitärräume im Stadion fest.“ Die Polizei Hannover ermittelt wegen diverser Straftaten gegen mehrere Personen im Zusammenhang dieses Ereignisses. Eine strafrechtliche Prüfung aller infrage kommenden Delikte läuft derzeit.
96-Fahrt vor Bahnhof gestoppt
Aufgrund des gezeigten Verhaltens sowie der hohen Gewaltbereitschaft begleitete die Landespolizei die Lübecker Anhängerschaft nach Spielende bis zum Hauptbahnhof. Zudem sollen einige Lübecker den Zug in Uelzen verlassen und auf den entgegenkommenden Zug mit Fans von Hannover 96 gewartet haben. Die kamen gerade vom Zweitligaspiel beim FC St. Pauli zurück. Der Zug mit den 96-Anhängern wurde vor der Einfahrt in den Bahnhof Uelzen gestoppt, damit es kein Aufeinandertreffen beider Lager gäbe.
Personalienfeststellung durch die Polizei
Eine „Bearbeitungsstraße“ wurde im Bahnhof eingerichtet, so dass die Personalien der Lübecker Fußballanhänger festgestellt werden konnten. Die Polizei erhofft sich durch Videoauswertungen aus dem Bahnhof Hamburg-Harburg sowie dem beschädigten Zug im Nachgang Straftäter zu ermitteln. Insgesamt wurden 237 Anhänger des VfB Lübeck identifiziert. „Nicht ohne weitere Straftaten“, wie es heißt, „denn drei Mal leisteten die Fans im Rahmen der Identitätsfeststellungen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, was wiederum weitere Strafanzeigen zur Folge hatte. Dabei wurde ein eingesetzter Bundespolizist leicht verletzt“. Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover sagte dazu: „Derartigen Gewaltexzessen, wie in diesem Fall durch Lübecker Fans, werden wir auch künftig konsequent begegnen.“ In Uelzen waren 200 Beamte im Einsatz.
Fans durften nicht auf die Toilette?
Auf Nachfrage von HL-SPORTS bei der Bundespolizeidirektion in Hannover, ob es Verletzte gab, sagte ein Sprecher: „Ein Beamter wurde leichtverletzt, doch er musste nicht ins Krankenhaus gebracht werden.“ Unter den Anhängern waren viele „normale“ Fans und Zugreisende, die durch die Polizei-Maßnahme in Mitleidenschaft gezogen wurden. Beim Festhalten der Lübecker Fans, durften diese nicht zur Toilette, wie Zeugen berichteten. Ein Fan soll umgekippt sein und ein weiterer sich selbsturiniert haben. Das konnte die Polizei allerdings nicht bestätigen.
Allianz zwischen „Szene-Fans“
Seit einiger Zeit sind die „Szene-Fans“ des VfB Lübeck und vom Hamburger SV befreundet. Die HSV-Szene dagegen ist mit der von Hannover 96 verbunden. Schon im Vorweg der Begegnung kam das Gerücht in anderen Medien auf, dass sich Hannoveraner und Lübecker „nicht grün“ seien und man Konfrontationen befürchtete. Das ist zumindest für den Großteil beider „Szenen“ anzuzweifeln, da sich der „Hamburger Vorsitz“ dieser Fan-Konstellationen für ein „ruhiges Verhalten“ innerhalb dieser „Allianz“ aussprach.