Hamburg – Nun also doch! Der FC St. Pauli hat sich am Dienstagvormittag von Timo Schultz getrennt. Er muss den Zweitligisten nach 17 Jahren verlassen. Seit knapp zweieinhalb Jahren war er als Chefcoach am Millerntor tätig. Auch Co-Trainer Loic Fave muss gehen.
Sportliche Entwicklung ausschlaggebend
Damit zog der Verein die Konsequenzen aus der negativen sportlichen Entwicklung im Kalenderjahr. Zuvor hatte es intern eine Analyse der vergangenen zwölf Monate und eine Diskussion über die Optionen für die Rückrunde sowie das kommende Jahr gegeben. Das teilte der Kiezclub mit. Aktuell steht man in der Tabelle auf Platz 15, punktgleich mit dem Vorletzten.
Schultz seit 2005 im Verein
Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann bezeichneten die Trennung als „eine schwere, aber notwendige Entscheidung“. Mit einer Pressemitteilung dankten die beiden für Schultz‘ Arbeit und die lange Zeit beim FC St. Pauli. Die sportliche Leitung hatte im Juli 2020 den damaligen U19-Trainer zum Cheftrainer im Profi-Bereich befördert. Schultz ist bereits seit 2005 beim FC St. Pauli in verschiedenen Positionen aktiv gewesen: als Spieler, Co-Trainer, Jugendtrainer und schließlich Cheftrainer.
„Bilanz ist die eines Absteigers“
„Timo ist ein verdienter und echter St. Paulianer“, betonte Göttlich. Dementsprechend schwer fiel die Entscheidung. „Wir haben die vergangenen Monate intensiv analysiert sowie diskutiert und sehen uns leider gezwungen, nun zu handeln“, sagte Sportchef Bornemann. Göttlich ergänzte: „Wir müssen das Gesamtwohl des FC St. Pauli immer im Blick haben – und unsere sportliche Bilanz im Kalenderjahr 2022 ist die eines Absteigers. Das muss sich umgehend und nachhaltig ändern, damit wir alle Maßnahmen ergreifen, um die Klasse zu halten. Schon die Corona-Pandemie und die explodierenden Energiekosten stellen den Verein vor massive Probleme“, so Göttlich.
„Saisonübergreifenden Probleme“
Sportchef Bornemann erklärte, die Gespräche nach dem Ende der Hinrunde hätten keine ausreichenden Ansatzpunkte für neue Konzepte gebracht. „Wir haben schon seit Längerem verschiedene Muster bei den sportlichen Problemen erkannt, dazu gehören die fatale Auswärtsschwäche, eine fehlende Balance zwischen Defensive und Offensive, mangelnde Weiterentwicklung, aber auch die fehlende Fähigkeit, Spiele nach Rückstand zu drehen. Da hätten wir uns neue Ansätze gewünscht, wie die kontinuierlichen und saisonübergreifenden Probleme abgestellt werden sollten“, sagte der Sportchef. Bornemann verwies in diesem Zusammenhang beispielsweise darauf, dass der FC St. Pauli in der 2. Bundesliga seit dem Oktober 2021 keinen Rückstand mehr in einen Sieg drehte. Auswärts ist die Mannschaft in dieser Saison in der Liga noch ohne Sieg; der letzte Auswärtserfolg war im Februar 2022 beim späteren Absteiger Ingolstadt. „Wir können uns nicht darauf verlassen, unsere Heimspiele zu gewinnen“, so Bornemann weiter, „sondern man brauche klare Konzepte, wie das Team auch auswärts, in schwierigen Situationen und nach Rückständen bestehen könne“.
Hürzeler als Interimschef
Angesichts dieser Gesamtentwicklung folgte das Präsidium einstimmig der Empfehlung der sportlichen Leitung, einen Wechsel an der Trainerposition vorzunehmen. „Die lange Winterpause ist der richtige Moment, um die Weichen für eine erfolgreiche Rückrunde zu stellen“, betonte Bornemann. Das Training wird zunächst Co-Trainer Fabian Hürzeler leiten. „Fabian hat bereits gezeigt, wie wertvoll sein Fachwissen und seine Konsequenz für das Team sind“, lobte Bornemann. „In welcher Konstellation es dann in die Rückrunde gehe, werde bis Januar geklärt sein“, sagte Göttlich und würdigte nochmals dem scheidenden Cheftrainer: „Ob als Spieler, Co-Trainer, Trainer oder einfach als Mensch: Timo Schultz war, ist und wird immer am Millerntor willkommen und ein Teil des FC St. Pauli sein!“
Rückrunde beginnt Ende Januar
Für die Profis des FC St. Pauli steht am 9. Dezember der Trainingsauftakt auf dem Programm, am 21. Dezember tritt das Team auswärts zu einem Testspiel an, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Vom 2. bis zum 9. Januar bestreiten die Braun-Weißen im Trainingslager in Spanien zwei Testspiele und treten am 14. Januar bei Borussia Mönchengladbach an. Am 21. Januar ist ein Testspiel am Millerntor geplant, bevor die Rückrunde am 29. Januar mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg beginnt. Am 5. Februar wird Hannover 96 zum ersten Heimspiel der Rückrunde am Millerntor zu Gast sein.