Das Stadion Lohmühle des VfB Lübeck. Foto: Lobeca/Raasch

Lübeck – Der Blick über das Land in der Corona-Pandemie zeigt, dass ein Föderalismus zwar eine gute Sache ist, doch auch welche Fehler dieser aufweist. Die Landesregierungen sind sich nicht einig und so schnell wie es zum Lockdown ging, geht es nun noch schneller wieder heraus. Beim Fußball ist das ähnlich.

SHFV als Vorreiter

Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) beendete die Saison nach einer Abstimmung durch seine „Kreisfürsten“ und der Präsidiumsspitze ohne weitere Spiele. Es gibt Auf-, aber keine Absteiger und die Quotiententabelle kommt zum Tragen. Welche Herausforderung das für die kommende Saison mit sich bringt, wird sich möglicherweise noch zeigen. Die Norddeutschen haben nun Nachahmer gefunden, denn auch in vielen anderen Landesverbänden sieht man den SHFV als Vorbild und entscheidet ähnlich oder genauso.

13 Verbände für Saisonabbruch

Der Landesfußballverband Mecklenburg-Vorpommern (LFV) hat beschlossen, dass nicht weitergespielt wird. Wie die Saison gewertet wird, steht allerdings hier noch aus. Weitere Verbände, wie der Bremer Fußballverband (BFV), Fußballverband Niederrhein (FVN), Fußballverbandes Rheinland (FVR), Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW), Berliner Fußball-Verband (BFV), Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA), Sächsischer Fußballverband (SFV), Südwestdeutscher Fußballverband (SWFV), Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB), Badischer Fußballverband (BFV), Südbadischer Fußballverband (SBFV) und Württembergischer Fußballverband (WFV), Hessischer Fußball-Verband (HFV) folgen dem Beispiel im Norden in fast allen Belangen. Außerordentliche Verbandstage müssen überall noch zu Beschlüssen kommen, doch diese gelten als sicher.

Bayern und Thüringen mit eigenem Weg

Dem Weg des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) kam bisher nur der Thüringer Fußball-Verband (TFV) nach. Sie beide wollen die Saison nach dem 30. Juni fortsetzen, wenn nötig sogar erst ab dem 1. September. Die Bayern zählen zum größten Landesverband des Deutschen Fußball Bundes (DFB). Dieser berief einen außerordentlichen DFB-Bundestag für den 25. Mai ein. Dort könnte vielleicht sogar wieder Einigkeit hergestellt werden. Doch vor allem geht es dann um die 3. Liga und wie man eine Lösung für die Regionalligisten finden kann.

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Türkgücu hat als einziger Aufsteiger bereits Planungssicherheit

Hier hat Bayern allerdings wieder einen Vorstoß gewagt und entschieden, dass sollte die Saison bis zum Meldetermin zur 3. Liga nicht weitergeführt werden kann, der aktuelle Spitzenreiter als Aufsteiger geführt wird. Das wäre in diesem Fall Türkgücü München. Der Club hat neun Punkte Vorsprung vor dem 1. FC Schweinfurt 05. In der Regionalliga Südwest stehen die Zeichen dafür auf Abbruch. Hier steht der 1. FC Saarbrücken mit sechs Zählern Vorsprung auf Rang eins.

Endspiele statt „grüner Tisch“

Im Westen ist es ähnlich, denn die Vereine wollen nach zwei Monaten Pause nicht mehr weiterspielen. Einziger Knackpunkt hier ist die Aufstiegsfrage. Tabellenführer SV Rödinghausen will nicht. Danach kommt der SC Verl mit 53 Punkten und 22 Spielen. Allerdings melden die beiden Verfolger RW Essen (51 Punkte/24 Spiele) und RW Oberhausen (46/23) ebenfalls ihre Ansprüche zum Aufstieg in die 3. Liga an. Beide Vereine schlugen vor, dass erst sie gegeneinander spielen und der Gewinner in einem Finale gegen Verl antreten soll. In der Regionalliga ist es ähnlich. Der VfB Lübeck hat bei einem Spiel mehr derzeit fünf Zähler Vorsprung auf den Zweiten VfL Wolfsburg II. Die Niedersachsen wollen ein Endspiel gegen die Grün-Weißen um die Aufstiegsfrage zu klären. Das stößt auf Unverständnis der Lübecker, die sich nur verschlechtern könnten und somit ihren bisher erzielten Vorteil verlieren könnten.

Im Osten droht ein Rechtsstreit

Lok Leipzig wurde auf einer Videokonferenz der 18 Nordost-Regionalligisten zum Corona-Meister gemacht. Die Clubs haben für das sogenannte „Norweger-Modell“ gestimmt, was auch schon in Schleswig-Holstein Anwendung findet. In diesem Fall zum Nachteil für die VSG Altglienicke, die mit einem Spiel mehr auf dem Konto punktgleich, aber mit der besseren Tordifferenz Tabellenführer war, bevor „Corona“ kam. Der Verband hat hier allerdings noch nicht entschieden, wie man mit dieser Abstimmung umgeht. Diskutiert wurde auch ein Vierer-Turnier, doch das scheint verworfen. VSG-Co-Trainer Torsten Mattuschka bewertete die Tendenz im MDR ganz deutlich und sagt: „Bei Anwendung der Quotientenregel werden wir rechtliche Mittel prüfen. Das hat nichts mit Sport zu tun. Wir sind nicht bei der Mathe-Olympiade. Wir fordern ein Endspiel gegen Leipzig. Wir sind Herbstmeister und Tabellenführer und hätten am letzten Spieltag noch in Leipzig gespielt.“ Energie Cottbus, dritter mit zwei Punkten Rückstand und genauso viel absolvierten Partien wie Altglienicke will rechtliche Schritte prüfen.

Nord- und Süd-Staffel als Option?

Die 3. Liga bleibt ebenfalls im Wartemodus. Gespielt werden soll, aber der Start am 26. Mai wurde bereits verschoben. Hier wehren sich einige Vereine vehement. Auf- und Abstieg sind hier die Kernfrage. Dabei werden verschiedene Modelle diskutiert. Diese gehen von Annullierung bis hin zu einer zweigeteilten Klasse in Nord- und Süd-Staffel zur kommenden Saison.

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1 Kommentar

  1. Unfassbar was sich da die Verbände erlauben! Das Norweger Model ist für jeden nachvollziehbar und bewertet die erbrachte Leistung. Alle andere Hirngespinste sind unsportlich und benachteiligen diejenigen die sich den führenden Platz erkämpft haben. Planungsicherheit ist die weitere Strafe die nun alle ereilt, unfassbar was für eine Verbandsleute da agieren oder besser nicht agieren sondern nichts tun bis auf ihren Regionalligaspitzenreiter zu schädigen.

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