Schaffen wir die Saison? – das denkt SHFV-Präsident Uwe Döring darüber

Lübeck – Die Tabellen der Ligen sehen teilweise ganz schön verschoben aus. Am fünften Spieltag der Landesliga Holstein hat Grün-Weiß Siebenbäumen beispielsweise erst eine Partie absolviert. Der Nachholkalender der Lauenburger ist schon gut gefüllt und die Zeit wird etwas knapper. Viele Ausfälle dürfte es für den Favoriten nicht mehr geben, denn sonst bewegt man sich im Frühjahr von einer Englischen Woche zur nächsten. Corona ist wieder da – nein das Virus war nie weg und rollt derzeit mit einer zweiten Welle über das gesamte Bundesgebiet. Da kann man von Glück sprechen, dass Schleswig-Holstein noch nicht so hart getroffen ist, wie beispielsweise Nordrhein-Westfalen oder Bayern. Im Norden scheint das alles nicht so schlimm zu sein, doch wie sieht Uwe Döring, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) die aktuelle Situation. HL-SPORTS traf ihn zum Interview.

Studie stellt Sport unter freiem Himmel gutes Zeugnis aus

HL-SPORTS: Hallo Uwe, wie siehst du die aktuelle Pandemie-Situation?

Uwe Döring: Ausfälle hatten wir, wenn man das über alle Spielklassen sieht, nicht so viele aufgrund von Corona. Wir können aber alle nicht in die Zukunft schauen und wir haben das okay für den Spielbetrieb erhalten, als wir bei 250 Neuinfektionen pro Tag lagen. Jetzt sind wir bei über 7.000. Ausschließen kann man nicht, dass in Schleswig-Holstein unter Umständen nicht mehr gespielt werden kann. In Nordrhein-Westfalen und Bayern finden Spiele auch statt, dabei sind die Fallzahlen viel höher. Wir haben beobachtet, dass es eher in Richtung Hamburg kritischer wird und dort Begegnungen abgesagt werden müssen. Momentan ist es so, dass man sich nach Studienergebnissen bei Sport unter freiem Himmel und geringen Kontaktzeiten hat, eigentlich nicht anstecken kann. Wir haben allen Vereinen geraten bei einem Verdachtsfall nicht zu spielen. Wir vertrauen dabei auf die Sportlichkeit und hoffen nicht, dass nur weil die besten drei Spieler fehlen, ein Spiel mit einem Corona-Vorwand abgesagt wird.

„Noch einmal so großzügig sein können wir nicht“

HL-SPORTS: Welche Pläne habt ihr in der Schublade, wenn es doch wieder schwierig werden könnte?

Uwe Döring: In die Zukunft schauen kann niemand. Wir wollen nach Möglichkeit so aufgestellt sein und spielen, dass wir im Fall der Fälle vielleicht mit einem verkürzten Spielplan eine Tabelle herausbekommen – mit Auf- und Absteigern. Noch einmal so großzügig sein können wir nicht, wie es in der vergangenen Saison war. Alles, was in der Halle, bis auf Regionalliga-Futsal, haben wir bereits abgesagt. Das Ansteckungsrisiko ist in der Halle deutlich größer. Und wenn man ehrlich ist, bessern die Vereine durch den Verkauf ihre Kasse etwas auf. Das geht alles nicht und Zuschauern hätten auch nur bedingt dabei sein können. Wir haben uns deswegen entschlossen die Hallenzeiten an die Sportarten abzutreten, die darauf angewiesen sind.

Anzeige
AOK

„Gesundheitsämter könnten reglementieren“

HL-SPORTS: Was könnte passieren, wenn die Infektionszahlen weiter steigen?

Uwe Döring: Ich denke, dass bevor der Spielbetrieb eingestellt wird, erst einmal ohne Zuschauer gespielt wird. Einige Vereine konnten beispielsweise nicht darauf achten, dass das Abstandsgebot eingehalten wird. Das ist sogar nachvollziehbar, denn Kosten für Sicherheitspersonal ist eben nicht für jeden leistbar. Wenn sich die Menschen nicht daranhalten und auch Durchsagen nichts nützen muss man in den sauren Apfel beißen und ohne Zuschauer spielen. Das nächste was passieren kann ist, dass die Gesundheitsämter das ganze reglementieren. Bitter ist das Thema auch für unsere Proficlubs. Der VfB Lübeck spielt gegen Dynamo Dresden. Da wären bestimmt 7.000 Dresdner gekommen. Man muss an die Menschen appellieren, dass sie nachdenken, was sie tun. Ich kann verstehen, dass die Jüngeren gerne feiern, aber sie sollten an die Älteren denken. Die sind es, die wir schützen müssen.

Lob für viele Vereine

HL-SPORTS: Was nimmst du als positives aus den bisherigen Monaten mit?

Uwe Döring: Es ist klasse, dass viele Vereine sich so gut an die Hygienevorschriften halten. Wir bekommen das ja von den Schiedsrichtern mit, die viel Gutes sehen und vorbildliche Sportstätten vorfinden. Das darf man bei der ganzen Sache nicht vergessen. Ich glaube, dass wir, wenn wir uns alle an die Regeln halten, einen einigermaßen vernünftigen Ablauf haben. Wichtig ist eben, dass alle mitmachen.

HL-SPORTS: Vielen Dank Uwe Döring für das Interview und alles Gute.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -