Schock in Ostholstein: Kreisklasse statt Verbandsliga

TSV Schönwalde am Abgrund

Schönwalde braucht einen kompletten Neuanfang. Foto: Niklas Runne

Schönwalde – Die vergangenen Jahre verliefen beim TSV Schönwalde mehr als nur positiv. Erst der Einzug ins Kreispokalfinale 2021/2022, im Folgejahr stieg man dramatisch am letzten Spieltag auf und zuletzt das 100-jährige Vereinsjubiläum. Dementsprechend euphorisiert ging man am Bungsberg in die Verbandsliga-Saison 2023/2024, doch wo man ein Jahr später stand, hätte man sich wohl nur kaum vorstellen können.

Start nach Maß

Es war der 29. Juli 2023 und der TSV Schönwalde gastierte zum Auftakt der Verbandsliga Süd beim VfL Vorwerk. Abgänge im Vergleich zur Vorsaison gab es keine, stattdessen wurde der Kader nochmals punktuell mit Maksim Walter und Wilhelm Gradert verstärkt. Gegen 19.30 Uhr endete das Spiel in Lübeck und der Aufsteiger gewann mit 6:0. Spitzenreiter-Chöre erklangen durchs Teichstadion, denn die Ostholsteiner waren nach dem ersten Spiel Tabellenführer. Ganz oben sollten sie erstmal bleiben, denn es folgten zwei weitere Kantersiege. Dementsprechend standen die Ostholsteiner mit neun Punkten und 16:0-Toren an der Spitze der Liga. Die Rot-Weißen setzten ein dickes Ausrufezeichen, denn es war längst nicht mehr nur die kämpferisch starke Mannschaft aus den vergangenen Jahren. Nun überzeugte man auch fußballerisch. Die schnellen Offensivspieler Julian Hagedorn, Silas Bünning und Maksim Walter ließen einige Hintermannschaften ins Schwitzen kommen und hinzukam mit Routinier Knuth Buhrmann ein echter Knipser. An einen direkten Wiederabstieg dachte wohl zu diesem Zeitpunkt keiner mehr. Doch man kam schnell wieder auf den Boden der Realität. Bis zur Winterpause standen die Ostholsteiner im gesicherten Mittelfeld. Die Mannschaft blieb fast unverändert im Vergleich zur Rückrunde, doch die wahrscheinlich wichtigste Personalie verließ den TSV. Der Aufstiegscoach und damalige Fußballobmann Christopher Kordts wollte eigentlich erst zum Saisonende sein Amt niederlegen, doch tat dies nun vorzeitig. Er verabschiedete sich mit einem Sieg gegen den TSV Travemünde (5:2) zum Auftakt nach der Winterpause. Der Weg war also geebnet für die Nachfolger Michael Asmuß und Torsten Appel. Beide sind keine Unbekannten in Schönwalde.

Christopher Kordts führte den TSV Schönwalde in die Verbandsliga. Foto: Lobeca/Felix Schlikis

Neues Trainerteam

Der Auftakt unter der neuen Leitung erfolgte in Trittau. Beim Tabellendritten war der TSV nur wenige Minuten vom Auswärtssieg entfernt, doch dann folgte ein Handelfmeter. So gab es „nur“ einen Punkt. Gegen den VfL Oldesloe, beim Heimdebüt des neuen Trainerteams, holte das neue Duo an der Seitenlinie einen Sieg. 2:1 gewann der Aufsteiger gegen die Stormarner. Zu diesem Zeitpunkt stand Schönwalde auf dem achten Tabellenplatz und nur noch neun Punkte entfernt vom vierten Rang. Doch ab diesem Moment ging es bergab. An die gewohnten Leistungen wurde nicht mehr angeknüpft. Aus den letzten zehn Saisonspielen holte „Walde“ nur noch einen Zähler. Deutliche Niederlagen, wie gegen die SG Sarau/Bosau (0:6), Groß Grönau (1:5) oder Büchen (3:7) ließen die Rot-Weißen immer weiter abstürzen. Vor allem die Defensive machte große Probleme. Dies hatte zur Folge, dass der Abstieg immer näher rückte. Dennoch hatte das Bungsberg-Team vor dem letzten Spiel noch alles in der eigenen Hand. Mit einem Sieg beim SV Hamberge wäre der Direktabstieg verhindert worden. Doch es folgte erneut eine Pleite. Auch wenn hier am Ende die Schiedsrichterin maßgeblich ihre Finger im Spiel hatte reichte es nicht. Durch den Sieg des VfL Vorwerk war der direkte Abstieg besiegelt. Nicht ein einziges Mal standen die Ostholsteiner auf einem Abstiegsplatz, doch ausgerechnet am letzten Spieltag rutschten sie ab.

Absturz nach dem Winter

Das Kapitel Verbandsliga endete nach nur einem Jahr, doch was die bittere Realität werden sollte, stellte sich wohl zu diesem Zeitpunkt keiner vor. Statt Kreisliga wartet nun auf den TSV Schönwalde die Kreisklasse B. Es ist ein gewaltiger Schock am Bungsberg und ein trauriges Ende. Jahrelang ging es bergauf und die Zukunft sollte positiv werden. Die heimische Sportanlage bekam zunächst mit einer neuen Tribüne Zuwachs und ein neuer Sportplatz ist genehmigt. Doch was sind die Gründe für den dramatischen Absturz in der Rückrunde? „In der Schlussphase der Saison hatten wir leider verletzungsbedingt einige Ausfälle zu beklagen. Hinzu kamen einige Gelb- und Rotsperren. Aufgrund eines dünnen Kaders war es schwierig die wichtigen Verletzten und gesperrten Spieler zu ersetzen. Hinzu kommt natürlich immer, dass ein Abstiegskampf auch während des Spiels im Kopf eines jeden Spielers ist, was ein Spiel nicht einfacher macht“, sagte Fußballobmann Silas Bünning gegenüber HL-SPORTS. Zu den Verletzten gehörten einige Leistungsträger. So fehlte Julian Hagedorn neun Spiele, oder Bennet Storm fünf Spiele.

Torsten Appel (l.) und Michael Asmuß (r.) bildeten das neue Trainerteam. Foto: Niklas Runne

Miserabler Punkteschnitt

Aus zwölf Spielen holte das Duo um Asmuß und Appel gerade einmal fünf Punkte. 0,4 Zähler holten sie im Schnitt pro Spiel. Über eine ganze Saison gesehen, hätte es also gerade einmal zu zwölf Zählern gereicht. Vorgänger Kordts holte in den 18 Verbandsliga-Spielen pro Spiel 1,5 Punkte. Kam also mit dem Trainerwechsel der Absturz? „In einer Fußballmannschaft sind nie alle Spieler mit einem Trainer zufrieden. Meinungsverschiedenheiten gibt es immer. Dies hat jedoch nichts mit dem negativen Ende der Saison zu tun“, dementierte Bünning.

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Bemühungen um die Kreisliga

Doch was ist passiert am Bungsberg? Warum ging es so steil bergab? An der Qualität der Spieler lag der Abstieg sicherlich nicht. In der Hinserie zeigte der Kreisliga-Meister von 2023 noch, was in ihm steckte, doch nach dem Jahreswechsel knüpfte kaum noch einer daran an. Nun gibt es einen extremen Umbruch beim TSV, der wohl kaum größer hätte ausfallen können. Zahlreiche Spieler verabschiedeten sich. Der Fußballobmann sagte zu möglichen Kreisliga-Planungen: „Anfangs wurde versucht, eine Kreisligamannschaft mit übergebliebenen Spielern zu melden. Da wir aber bereits fünf Abgänge Richtung Neustadt zu verzeichnen hatten und es schwierig war, diese wichtigen Spieler zu ersetzten, fehlte den übergebliebenen Spielern die Perspektive für die kommende Saison. Aufgrund dessen haben sich dann immer mehr Spieler entschieden, den Verein zu verlassen.“

16 Abgänge

Die Abgangsliste ist riesig. Mit Bennet Storm, Henner Nissen, Thorben Ahrens, Jasper Weidenthal und Lucas Gülck zog es fünf Spieler zum TSV Neustadt in die Kreisklasse C. Danny Jerchel, Julian Hagedorn und Marcel Maasch gehen zur SG Sarau/Bosau. Torhüter Jesko Saggau zieht es zur SG Bösdorf/Malente, Knuth Buhrmann in die Altherren des VfB Lübeck, Kapitän Robin Bünning und Innenverteidiger Wilhelm Gradert zur SG Oldenburg/Göhl. Auch Maksim Walter verlässt die Rot-Weißen, ihn zieht es zurück zum SC Cismar. Lukas Knoop und Finn Böckmann werden ebenfalls den Absteiger verlassen. Fußballobmann Bünning, in der vergangenen Spielzeit noch zweitbester Torschütze der Bungsberg-Elf, entschied sich ebenfalls für eine neue Herausforderung . Er heuert beim Oldenburger SV in der Oberliga an, doch bleibt im Amt des Fußballobmanns.

16 Abgänge müssen die Rot-Weißen hinnehmen. Einer dieser ist Kapitän Robin Bünning. Foto: Niklas Runne

Neuer Trainer und erster Zugang steht fest

In der Zukunft wird sich also einiges im Heinz-Waldow-Stadion ändern. Mit Sören Becker und Torhüter Christian Kröger bleiben gerade einmal zwei Spieler aus dem Verbandsliga-Kader am Bungsberg. Bünning sagte: „Nun wird ein Neuanfang gestartet, wichtig ist es den Kopf freizubekommen über die vergangenen Wochen und das positive in einem Neuanfang zu sehen.“ Die zweite Herren wird mehr oder weniger zur ersten, sodass künftig in der Kreisklasse B gespielt wird. Auf der Trainerposition gibt es ebenfalls eine Veränderung. Kevin Lemke, zuvor Spielertrainer der 2. Herren, führt den TSV in die neue Saison. Einen Neuzugang gibt es ebenfalls schon. Marek Klein kommt vom TSV Gremersdorf. Der erste Test steht am 11. Juli an. Man gastiert um 19.30 Uhr beim Griebeler SV.

Kevin Lemke wird der neue Cheftrainer. Foto: Niklas Runne

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