Frankfurt – Die Proteste haben gewirkt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) gab am Mittwoch bekannt, den Prozess zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft nicht weiterzuführen. Das Präsidium war sich einig. Die Fans haben gewonnen – vorerst.
„Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe“
Der Sprecher des Präsidiums des DFL e.V., Hans-Joachim Watzke sagt dazu: „Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich. Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt: Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe, die nicht nur innerhalb des Ligaverbands zwischen den Clubs, sondern teilweise auch innerhalb der Clubs zwischen Profis, Trainern, Clubverantwortlichen, Aufsichtsgremien, Mitgliederversammlungen und Fangemeinschaften für große Auseinandersetzungen sorgt, die mit zunehmender Vehemenz den Spielbetrieb, konkrete Spielverläufe und damit die Integrität des Wettbewerbs gefährden. Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Clubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsclubs nicht mehr sichergestellt werden.“
„Kind muss weg!“
Seit dem Beschluss der 36 Profivereine Ende des vergangenen Jahres hagelte es Tennisbälle, Schokolade, ferngesteuerte Autos und Flugzeuge in den Stadien. Insbesondere die Organisierte Fanszene protestierte massiv und sorgte in fast jedem Erst- und Zweitligaspiel für Unterbrechungen, teilweise über eine halbe Stunde. Besonders Martin Kind, Geschäftsführer der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA, war im Fokus. Der 79-Jährige stimmte vermutlich gegen die Anweisung seines Vereins für das Investoren-Modell, wollte das allerdings hinterher nicht kommentieren. Vehement verwies er darauf, dass die Abstimmung der Bundesligisten geheim war. Die Fans seines eigenen Vereins zeigten während des Nordduells beim Hamburger SV ein Banner mit seinem Kopf im Fadenkreuz. Zudem skandierten sie: „Kind muss weg!“
DFL will zu „geordnetem Spielbetrieb zurückzukehren“
Watzke weiter: „Das Präsidium ist auch in Würdigung aller rechtlichen Aspekte zu der Überzeugung gekommen, dass etwaige weitere Abstimmungen keine Lösung des Problems bringen würden. Ausgangspunkt ist dabei die Abstimmung am 11. Dezember 2023, die eine 2/3-Mehrheit für ein Abschlussmandat des Präsidiums ergeben hat. Dieses Votum wird innerhalb des Präsidiums und nach Einschätzung der Juristen als rechtswirksam angesehen. Gleichwohl darf nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehlt. Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein. Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel. Jede erneute Abstimmung, mit dem Ziel diese Akzeptanz auf einem Beschlussweg herzustellen, würde aber weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember 2023 getroffenen, rechtswirksamen, von keinem Club seinerzeit in Frage gestellten oder angefochtenen Beschlusses aufwerfen, die das Risiko neuer rechtlicher Fragen oder sogar Auseinandersetzungen nach sich zöge. Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein.“
Woher käme das Geld?
Die gesamte Idee des Zwei-Milliarden-Deals wurde im Nachgang von vielen Vereinen und Fans als nicht transparent angesehen. Wer bekommt den Löwen-Anteil des Geldes und woher kommt es überhaupt. Zwei Unternehmen, die allerdings anscheinend nicht mit den Werten der Anhänger zusammenpassten, waren im Gespräch. Eines stieg bereits in der Vorwoche aus. Fr das zweite Unternehmen wird es nun keine weiteren Verhandlungen geben. Allerdings darf man davon ausgehen, dass die DFL dennoch versuchen wird, neue Geldquellen zu erschließen. Doch das dürfte vermeintlich durchsichtiger ablaufen.
Neuer Anlauf in den nächsten Wochen?
„Das Präsidium ist deshalb einstimmig zu der Überzeugung gelangt, auf der Grundlage des Beschlusses vom 11. Dezember 2023 von seinem Abschlussermessen in der Form Gebrauch zu machen, den Prozess nicht fortzusetzen und nicht zum Abschluss zu bringen. Das DFL-Präsidium und die Geschäftsführung werden in den nächsten Wochen zu Clubgesprächen einladen, um Ableitungen aus dem Prozess gemeinsam zu besprechen“, so Watzke abschließend.
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