Nürnberg – Zur rechten Zeit hat sich der Hamburger SV daran erinnert, wie es in der vergangenen Saison war. Dort wurde man am Ende beste Auswärtsmannschaft in der 2. Bundesliga. Das war in dieser Spielzeit bisher bei Weitem nicht der Fall, doch einen Schritt in die richtige Richtung machten die Rothosen am Sonnabend beim 2:0 (0:0)-Sieg in Nürnberg. Glatzel und Dompe erzielten die Tore in der Schlussphase der Partie. Damit ist auch klar, dass der HSV auf Platz drei überwintert – mit oder ohne Tim Walter.
Die 1. Halbzeit: Glatzel und Goller unglaublich
Den Stimmungsboykott der Aktiven Fanszene (HL-SPORTS berichtete) gab es auch im Max-Morlock-Stadion. Zwölf Minuten gab es keine Gesänge von den Rängen – dafür nach fünf Minuten viele Tennisbälle, die aus der Fankurve des 1. FC Nürnberg auf das Feld flogen. Diese Aktion sollte insgesamt zwei weitere Male das Spiel unterbrechen, beispielsweise in Minute elf. Ordner sammelten die gelben Dinger auf und man durfte sich wieder auf den größeren Ball konzentrieren. Das hätte vielleicht auch besser Glatzel tun sollen, denn in der 19. Minute stand er nach einem Pass von Öztunali goldrichtig vor dem FCN-Tor, traf allerdings den Ball nicht. Unglaublich, denn das hätte die Führung sein müssen. Genauso unfassbar war vermutlich Goller (21.), der nach einer Hamburger Ecke von der Mittellinie auf Heuer Fernandes zu lief, allerdings von Oliveira noch eingeholt und gestoppt wurde. Eine Minute danach prüfte der Nürnberger den HSV-Torwart mit einem Schuss, der wurde allerdings pariert. Glück für die Hamburger: Ex-Kollege Gyamerah flankte, Schonlau köpfte den Ball direkt vor die Füße von Geis (27.) und der schoss ihn an den Pfosten. Auf der anderen Seite parierte Club-Schlussmann Klaus einen Schuss von Jatta. Seitenwechsel: Okunki (45.) setzte sich gegen Mikelbrencis durch, schoss – drüber. Pause in Franken.
Nach der Pause: Später Glatzel und Last-Minute-Dompe sorgen für Ruhe
Der zweite Durchgang hatte in der 52. Minute wieder eine Boris Becker-Gedächtniseinlage, denn wieder flogen Tennisbälle auf den Platz. Wenigstens waren es keine Raketen, wie am Freitag aus der Fankurve von Hansa Rostock. Der Club hatte die erste große Möglichkeit nach Wiederanpfiff. Nach einem Steilpass überlupfte Hayashi Hamburgs Torwart und der Ball sprang an die Latte. Von dort tropfte er einmal auf und Mikelbrencis „rettete“ per Kopf und beförderte das Spielgerät den Pfosten. Die Szene wurde durch ein Foul von Hübner an Meffert beendet. Da hatten die Norddeutschen ganz viel Glück. Wieder ein Konter, dieses Mal für die Gäste. Glatzel (66.) wurde allerdings von Geis gestört. Heraus kam nichts. Ebenso wie nach Schonlaus Aufbaufehler, wobei Lohkemper (80.) daraus keinen Nutzen zog und den Ball in die Arme von Heuer Fernandes beförderte. Der nächste Gegenstoß saß dann endlich. Hamburg ging nach einer Hereingabe von Jatta auf Robert Glatzel (80.) in Führung. Der Stürmer nahm die Kugel noch mit der Brust an und versenkte sie im rechten Eck. Nürnberg schaffte es nicht mehr zu antworten, lief noch in einen HSV-Konter, bei dem der eingewechselte Jean-Luc Dompe (97.) das große runde Dinge in der Nachspielzeit zum 2:0-Endstand in den rechten Winkel schlenzte. Der Hamburger SV holte sich damit den zweiten Saisonsieg in der Fremde und hat wohl erst einmal Ruhe über den Winter.
Das Fazit: Endlich mal „schnörkellos“
Wie heißt es so schön: „Das Spiel lebte von der Spannung.“ Am Ende ist einfach nur wichtig, dass der HSV wieder ein Auswärtsspiel gewann. Ja, man hatte die etwas bessere Spielanlage. Allerdings darf man die Aluminium-Treffer von Nürnberg nicht vergessen. Das Glück, was man sonst nicht so hatte, schlug dann am Sonnabend wieder Richtung Hamburg aus. In der gesamten Partie gab es übrigens keine “Harakiri-Ideen“ im HSV-Spiel. Super, denn mehr will man ja gar nicht. Mit Sebastian Schonlau und vor allem dem wieder sehr guten Stephan Ambrosius hatte man das Gefühl der etwas größeren Sicherheit. Sollte die Kritik in den vergangenen Tagen den Cheftrainer doch zum Nachdenken angeregt haben? Fruchteten die angeblichen internen Gespräche? Wir werden es vermutlich nicht erfahren, aber wir haben gesehen, dass der HSV seinen zweiten Auswärtssieg holte – und mehr wollten die Fans gar nicht. Es war genau die “Schnörkellosigkeit“, die sich alle erhofften. Also, es geht doch! Damit ist vermutliche die große Trainerdiskussion erst einmal vom Tisch. Vielleicht auch nur bis Montag, denn nach der Ankunft im Volkspark steht die große Hinrunden-Analyse an. Alles ist möglich, denn Sportvorstand Jonas Boldt drückte sich nach dem Spiel in Nürnberg zum Trainer anscheinend nicht so deutlich aus, wie man es von ihm kennt. Es bleibt also spannend.
Die Trainerstimmen
Tim Walter (Hamburg): „Zu Beginn hat man gemerkt, dass wir wieder auf vielen Positionen umstellen mussten. Gerade in der ersten Halbzeit ging es viel hin und her mit Chancen auf beiden Seiten. Es waren wenig Mittelfeld-Aktionen, sondern eher immer Umschaltmomente. In der zweiten Halbzeit waren wir gut drin, mussten dann aber einen Schockmoment überstehen müssen, als der Club die Latte getroffen hat. Das war für uns ein Hallo-Wach-Effekt. Dazu haben uns auch ein paar Wechsel gutgetan. Die Führung war dann wie ein Brustlöser. Wir haben danach sehr abgezockt und mit viel Spaß auf dem Platz gespielt. Jean-Luc hat uns dann belohnt.“
Cristian Fiel (Nürnberg): „Wir haben viel von dem gespielt, was wir uns vorgenommen hatten. Am Anfang hatten wir einige Probleme, was dann aber besser wurde. Es war wenig Kontrolle über den Ball. Wir hatten einige Chancen, die müssen dann gegen den HSV aber auch rein, sonst bekommst du ein Problem. Bei den Gegentoren hat man die individuelle Klasse gesehen. Es war von meinem Gefühl eher eine bittere Niederlage.“
Wie geht es mit Tim Walter beim HSV weiter?
- Der Trainer muss auf jeden Fall gehen (53%, 1.637 Votes)
- Walter soll bleiben, an ihm liegt es nicht (15%, 463 Votes)
- Er schafft die Wende (12%, 366 Votes)
- Bis zur Winterpause abwarten (10%, 321 Votes)
- Ist mir egal (9%, 286 Votes)
Total Voters: 3.073
Der 17. Spieltag (15.-17.12.2023)
Schalke – Fürth 2:2
Paderborn – Rostock 3:0
Berlin – Osnabrück 0:0
Magdeburg – Düsseldorf 2:3
Nürnberg – Hamburg 0:2
Kiel – Hannover (20.30 Uhr)
St. Pauli – Wiesbaden (So., 13.30 Uhr)
Karlsruhe – Elversberg
Braunschweig – Kaiserslautern
Die Tabelle
1. | FC St. Pauli | 16 | 30 : 14 | 32 |
2. | Holstein Kiel | 16 | 30 : 23 | 32 |
3. | Hamburger SV | 17 | 33 : 22 | 31 |
4. | Fortuna Düsseldorf | 17 | 37 : 21 | 30 |
5. | SpVgg Greuther Fürth | 17 | 27 : 20 | 29 |
6. | SC Paderborn 07 | 17 | 28 : 28 | 27 |
7. | Hertha BSC | 17 | 33 : 26 | 25 |
8. | Hannover 96 | 16 | 30 : 20 | 24 |
9. | SV 07 Elversberg | 16 | 24 : 26 | 24 |
10. | 1. FC Nürnberg | 17 | 24 : 33 | 24 |
11. | SV Wehen Wiesbaden | 16 | 18 : 21 | 21 |
12. | 1. FC Magdeburg | 17 | 30 : 28 | 20 |
13. | FC Schalke 04 | 17 | 31 : 35 | 20 |
14. | Karlsruher SC | 16 | 27 : 28 | 18 |
15. | 1. FC Kaiserslautern | 16 | 27 : 34 | 18 |
16. | F.C. Hansa Rostock | 17 | 17 : 28 | 17 |
17. | Eintracht Braunschweig | 16 | 14 : 30 | 11 |
18. | VfL Osnabrück | 17 | 15 : 38 | 9 |