Ein Kommentar von Karl-Heinz Tiedemann:
Den 20 Klubs der 3. Liga (vielleicht nicht allen, aber wohl doch einem Großteil der Klubs) stehen möglicherweise noch einige stürmische Monate bevor. Die Corona-Auswirkungen haben mit dem Ausschluss der Fans und den ständigen Tests große Löcher in die Finanzplanungen gerissen – und einige Vereine hatten vorher schon Mühe, sich die 3. Liga überhaupt leisten zu können.
Aufsteiger gucken in die Röhre, Absteiger freuen sich
Natürlich gibt es da das Förderprogramm „Corona-Hilfen für den Profisport“, welches 80 % der Einnahmeausfälle (maximal 800.000 Euro) den notleidenden Klubs zukommen lässt. Doch das für die Abwicklung zuständige Bundesverwaltungsamt in Leipzig lässt mit seiner Auslegung der Vorgaben die vier Aufsteiger (neben dem VfB Lübeck also Saarbrücken, Türkgücü München und SC Verl) im Regen stehen, weil als Vergleichsgröße die Einnahmen des vergangenen Jahres herangezogen werden. Nicht nur bei den Grün-Weißen ein untaugliches Mittel, weil man doch nicht ernsthaft Regionalliga- mit (möglichen) Drittliga-Einnahmen vergleichen kann. Andererseits dürften die Zweitliga-Absteiger (Dynamo Dresden und SV Wehen) bevorteilt werden, die jetzt natürlich geringere Einnahmen als im Vorjahr hätten.
Nächste Wahl kommt…
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verfasser des Förderprogramms eine solche Auslegung im Sinn gehabt haben. Eigentlich eine gute Gelegenheit für die hiesige Politik, Punkte zu sammeln. Die nächste Kommunal- oder auch Landtagswahl kommt bestimmt. Es gibt Signale aus diesem Bereich, sich für den VfB einsetzen zu wollen. Warten wir ab und drücken die Daumen, dass dabei etwas herauskommt.
KFC Uerdingen muss 230.000 Euro auftreiben
Ob am kommenden Sonnabend das Spiel des KFC Uerdingen gegen den 1. FC Kaiserslautern stattfinden kann? Nein, Corona hat diesmal nicht seine Hände im Spiel. Vielmehr geht es zum einen um den angekündigten Rückzug von Präsident Mikhail Ponomarev, der zum anderen auch Hauptinvestor der Krefelder ist. Schon die Austragung des vergangenen Heimspiels gegen Türkgücü hing am seidenen Faden, denn der Klub, der seine Spiele in Düsseldorf austragen muss, ist mit seinen nicht unerheblichen Mietzahlungen im Rückstand. Erst eine kurzfristig getroffene schriftliche Vereinbarung gab das o.k. für den Anpfiff des Spiels. Die zwingt die Uerdinger allerdings, bis morgen 16 Uhr 230.000 Euro zu überweisen. Sollte das nicht der Fall sein, wäre die weitere Entwicklung gar nicht abzusehen. Doch woher soll das Geld kommen, zumal sich auch hartnäckig das Gerücht von ausstehenden Gehältern hält. Der Klub hat das dementiert, da muss wohl wieder Ponomarev ran. Ob er seine Tasche noch einmal aufmacht?
Wohlfühloase?
Zu befürchten ist, dass im Laufe der nächsten Monate noch weitere Schreckensmeldungen um die Ecke kommen. Die 3. Liga ist alles andere als eine Wohlfühloase…
Wehen Dienstag mit Prokop gegen Lübeck
Wo die Trennlinie zwischen den Klubs verläuft, konnte man in den vergangenen Tagen anhand einiger News erkennen. Der SV Wehen zum Beispiel hat per sofort Dominik Prokop von Austria Wien verpflichtet, der nicht nur diverse Erstligaspiele für Austria absolviert hat, sondern auch neunmal in der Europa League (drei Tore!) zum Einsatz gekommen ist. Seinen Einstand wird Prokop wohl Dienstag gegen den VfB geben. Das auch noch! Hansa Rostock holte zwar (noch) keinen Neuen, verlängerte dafür aber den Vertrag mit Torhüter Markus Kolke um zwei Jahre bis 2023. Rostock kann nach der 0:2-Heimniederlage gegen den SV Meppen – anders als zum Beispiel der VfB – wohl für ein weiteres Jahr in der 3. Liga planen.
Vierfacher Aufstand der Kellerkinder!
Wenn man die dreifachen Punktgewinne von Meppen, Unterhaching (2:0 über Kaiserslautern), Bayern München II (2:1 in Saarbrücken) und Duisburg (4:1 über Wehen) zur Kenntnis nimmt, dann weiß man spätestens, wie wichtig es gewesen wäre, den Elfmeter in der Nachspielzeit zum 2:1 zu nutzen. Diese drei Punkte wären Gold wert gewesen, um die Konkurrenz auf Abstand zu halten. Jetzt sitzen die genannten Klubs dem VfB im Nacken, die bis auf Duisburg noch Nachholspiele offen haben, in denen sie am VfB vorbeiziehen können.
Schon drei verschossene Elfmeter
„Wir haben einige gute Elfmeterschützen. Es tritt immer derjenige an, der sich gut fühlt und Verantwortung übernimmt“, sagte Thommy Grupe nach dem Abpfiff. Eine Aussage, die doch etwas verwundert, denn von den bisherigen drei Strafstößen konnten die Grün-Weißen nicht einen verwandeln. Martin Röser schaffte es beim 3:4 bei Türkgücü ebenso wenig wie Soufian Benjamina und Florian Riedel gegen Magdeburg. Der neben Ahmet Arslan letzte erfolgreiche Schütze vom Punkt war Ryan Malone, der beim HSV II erst einen Elfer verschoss, eine Minute später aber eine zweite Chance bekam, und die dann zum Siegtor nutzte.
Unglücklicher Riedel
Natürlich will nun niemand auf den kreuzunglücklichen Riedel losgehen, aber der VfB muss sich nun langsam etwas einfallen lassen. Weitere verschossene Elfer darf man sich in dieser Liga mit den überwiegend knappen Ergebnissen wohl nicht mehr erlauben. Überflüssige Rote oder Gelb-Rote Karten sicher wohl auch nicht…