Torlinientechnik in der Bundesliga 2020/21

Verschiedene Torlinientechniken wurden im Fußball entwickelt, um präzise und genau feststellen zu können, ob der Ball die Torlinie überquert hat oder nicht. In vielen Fällen kommt es dabei nämlich zu sehr knappen Momenten, in denen es mit dem menschlichen Auge fast unmöglich zu beurteilen ist, ob ein Treffer zählt oder nicht. Damit Schiedsrichterentscheidungen in diesem Fall nicht mehr angezweifelt werden können, entscheiden sich immer mehr Ligen und Wettbewerbe dafür, Torlinientechniken einzuführen. Dazu zählt auch die deutsche Bundesliga, die seit 2015 auf die Torlinientechnik Hawkeye setzt. Wie es dazu kam und welche verschiedenen Technologien generell zum Einsatz kommen, haben wir uns genauer angesehen!

Kontrovers: Der Bayern-Dusel und Bayern-Bonus

Bereits in den 1970er Jahren entstand im deutschen Fußball ein Mythos, der von vielen Fußballfans fest geglaubt wurde. Man nannte ihn den Bayern-Dusel. Dahinter steckte die Annahme, dass der Verein Bayern München in vielen entscheidenden und besonders knappen Spielen aus irgendeinem Grund immer besonders viel Glück hatte. Dies führte sogar dazu, dass Fans der gegnerischen Mannschaften bei Siegen von Bayern München lautstark den Bayern-Dusel ausriefen und dem Team damit ihren Gewinn nicht ganz zusprechen wollten. Zuerst war man sich nicht sicher, warum der Bayern München immer mehr Glück hatte als alle anderen, dann entstand allerdings ein weiteres Gerücht, das man als Bayern-Bonus bezeichnete. Darunter verstanden Fußballfans die Überzeugung, dass Schiedsrichterentscheidungen immer zu Gunsten von Bayern München ausfallen würden und sie dadurch einen Vorteil im Spiel hatten. Einige sahen darin nur schlechte Verlierer, andere nahmen das Gerücht sehr ernst und wollten dem Ganzen auf den Grund gehen. 

Der wahre Erfolg des Teams

Tatsächlich konnte niemals faktisch festgestellt werden, dass es einen solchen Bonus bei Schiedsrichterentscheidungen gegeben haben könnte. Stattdessen wurde in verschiedenen Fachzeitschriften und von Sportpsychologen der Glaube an die eigene Mannschaft als Grund für die zahlreichen Siege des Bayern München genannt. Die Überzeugung, jedes Spiel noch in jeder Spielminute gewinnen zu können, ist dabei eine psychologische Superkraft, könnte man sagen. Das wurde ab 2015 dann sogar noch deutlicher bestätigt. In diesem Jahr wurde nämlich die Torlinientechnik bei der Bundesliga eingeführt, um der lästigen Frage der Schiedsrichterentscheidungen nun endlich den Garaus zu machen. Die seitherigen Erfolge des Bayern Münchens sprechen dabei für sich, denn seit der Einführung hat die Mannschaft jedes Bundesligafinale für sich entscheiden können. Auch in der Bundesliga 2020/21 ist der Verein schon heute wieder der Favorit, kein Wunder denn mit dem Sieg in der Saison 2019/20 wurde er zum achten Mal in Folge Champion und zum dreißigsten Mal seit Beginn der Bundesliga. Buchmacher bieten schon jetzt die Möglichkeit, auf den Sieger der Bundesliga 2020/21 zu setzen, die Quoten stehen natürlich besonders gut für die Bayern. Mit einer Quote von 1.18 (Stand: 21.8.2020) bei den Fußballwetten von 888 Sport werden ihnen auf jeden Fall die besten Chancen auf den Sieg zugeschrieben. Weit hinter ihnen liegt Borussia Dortmund an zweiter Stelle mit einer Quote von 7.00 (Stand: 21.8.2020).

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Hawkeye & GoalControl: Die kamerabasierte Torlinientechnik

Mittlerweile gibt es mehrere verschiedene Torlinientechniken, die alle sehr gut funktionieren. Die Bundesliga entschied sich für das System Hawkeye, das aus zahlreichen Highspeed-Kameras besteht. Dazu werden um jedes Tor sechs bis acht Kameras installiert, meist an der Dachkonstruktion des Stadiums. Diese können den Ball jederzeit erkennen, wenn er sich in der Nähe des Tors befindet und millimetergenau feststellen, ob er die Torlinie überschritten hat oder nicht. Die Kameras sind darauf programmiert, den Ball immer im Blickfeld zu haben und daher seine genaue Position immer zu verfolgen. Wenn der Ball die Torlinie übertritt, erhalten die Schiedsrichter sofort ein automatisches Signal auf einer speziellen Uhr, die mit den Kameras verbunden ist. Bisher wurde noch kein Signal, das das HawkeyeSystem abgegeben hat, angefochten, und die Präzision der Schiedsrichterentscheidungen ist damit weiter angestiegen. Mittlerweile wird die Torlinientechnik in der Premiere League, beim DFB-Pokal und in der deutschen Bundesliga eingesetzt. Eine relativ ähnliche Torlinientechnik nennt sich GoalControl und basiert ebenfalls auf Highspeed-Kameras. Hier werden vierzehn Kameras installiert, sieben pro Tor. Eingesetzt wird das GoalControl-System z. B. bei der französischen Liga und der Ligue 1. Außerdem kam die Torlinientechnik bei der WM 2014 in Brasilien als erste Technologie bei einer FIFA-WM zum Einsatz.

GoalRef & Cairos: Funkeinsatz zur Ballortung

Einen anderen Ansatz vertritt das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen, das die Torlinientechnik GoalRef ins Leben rief. Sie vergleichen das System mit dem der Diebstahldetektoren in einem Kaufhaus. Im Torraum wird dazu ein schwaches Magnetfeld durch Antennen erzeugt, die sich hinter der Querlatte befinden. Im Ball befindet sich dazu eine kleine Spule, die das Magnetfeld verändert, sobald sie der Torlinie nahe genug kommt. Die Veränderung des Magnetfelds kann mithilfe eines Prozessors genau analysiert werden und gibt Aufschluss darüber, wo sich der Ball befindet und wann oder ob er die Torlinie übertritt. Befindet sich der gesamte Ball hinter der Torlinie, sendet das System eine Benachrichtigung an die Schiedsrichteruhren, die über Funk verbunden sind. Das System funktioniert grundsätzlich sehr gut, der einzige Nachteil ist allerdings, dass nicht mit jedem Ball gespielt werden kann. Nur Bälle mit den eingebauten Spulen lassen sich mit dem GoalRef-System verwenden. Eine ähnliche Herangehensweise hat die Torlinientechnik Cairos, die mittlerweile eine FIFA-Lizenz erhalten hat. Auch hier wird ein Magnetfeld benötigt, dieses befindet sich allerdings unter dem Torraum. Im Ball befindet sich keine Spule, sondern ein Sensor, der ebenfalls den Schiedsrichter benachrichtigt, wenn er die Torlinie überquert.

Torlinientechniken werden mittlerweile in zahlreichen Wettbewerben eingesetzt. Dafür gibt es viele Befürworter, aber auch kritische Stimmen. Einige Experten befürchten, dass mit der laufenden Technologisierung des Fußballs die emotionale Komponente und die hitzigen Diskussionen verloren gehen, die Teil der Faszination ausmachen. Trotzdem hat sich mittlerweile auch die Bundesliga für den Einsatz des Hawkeye-Systems entschieden und damit den Gerüchten um einen Bayern-Bonus den Garaus gemacht. Auch in der Saison 2020/21 darf man sich deswegen wieder auf faire Entscheidungen und einen möglichen Sieg des Bayern Münchens freuen. (xp)

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