Tradition beim HSV: Dreimal bei Aufsteigern, dreimal nicht gewonnen

Rothosen steigern sich gegen Ex-Drittligisten

v.l.n.r.: Ignace Van der Brempt, Jean Luc Dompe und Laszio Benes (alle HSV). Archivfoto: Lobeca/Norbert Gettschat

Wiesbaden – Wie sagte Tim Walter auf der rund neunminütigen Pressekonferenz am Donnerstag noch: „Wir sind schon ein bisschen größer und haben mehr Tradition.“ Damit antwortete der Chefcoach des Hamburger SV auf die Frage eines Radio-Reporters, der fragte, ob man auch so sein wolle, wie der FC St. Pauli. Mit der Tradition hielt der 47-Jährige Trainer schnell Wort, denn seine Mannschaft schaffte es zum dritten Mal in dieser Saison nicht gegen einen Aufsteiger zu gewinnen. Bei der SV Wehen Wiesbaden gab es am 9. Spieltag der 2. Bundesliga ein mageres 1:1 (0:0)-Unentschieden. Gegen die anderen beiden Emporkömmlinge gab es zuvor jeweils Niederlagen. Der HSV hat sich also in dem Bereich schon einmal gesteigert… Benes verballerte in der Nachspielzeit einen Strafstoß.

Die 1. Halbzeit: Kein Augenschmaus

Die gleiche Startelf, wie gegen Fortuna Düsseldorf vor einer Woche, sollte den Bann brechen das erste Mal in dieser Saison einen Aufsteiger zu bezwingen. Von den 12.100 Zuschauern kam über ein Viertel von der Elbe und sorgten von Beginn an für ein Heimspiel bei den Hessen. Auf den Rasen sprang das nicht unbedingt über, denn zwar waren die Gäste spielführend, doch ohne echte Großchancen. So ging die erste Möglichkeit sogar auf das Konto der Wiesbadener. Nach einer Goppel-Flanke (10.) verschätzte sich Ramos und brachte seinen Torhüter Heuer Fernandes in Bedrängnis, der jedoch gut reagierte. Der HSV wurde das erste Mal durch Muheim (27.) gefährlich, dessen 25 Meter-Schuss knapp vorbeiflog. Fünf Minuten hatte Benes die nächste Option auf die Führung – links vorbei. Der Slowake hatte kurz danach zum ersten Mal Pech, als sein Schuss von der Strafraumgrenze in der 35. Minute an die Latte prallte. Und das war es dann auch schon für den ersten Durchgang. Schiedlich und friedlich verabredeten sich beide Teams zur zweiten Halbzeit.

Nach der Pause: HSV “verliert“ 1:1 nach verschossenem Elfmeter

Die Hausherren machten nach dem Seitenwechsel genau da weiter, wo sie davor aufhörten – sie verteidigten leidenschaftlich und mit Haut und Haaren. Wieder dauerte es, bis man aus dem “leichten Schlummern“ aufwachte, den Hamburgs Königsdörffer (58.) beförderte den Ball ins Netz – aber Abseits. Es plätscherte danach weiter, bis Reis (63.) nach einem Glatzel-Zuspiel zentral vor dem Tor die Kugel links daran vorbeischoss. Die Zeit lief den Norddeutschen davon, denn sie brauchten ein positives Erlebnis gegen einen Liga-Neuling. Benes (77.) hätte dafür aus 20 Metern sorgen können, fand allerdings in SVWW-Schlussmann Stritzel seinen Meister für diesen Tag. Aus dem Nichts und mit der ersten Wiesbadener Chance in der zweiten Hälfte gingen diese in Führung. Nach einer Ecke köpfte Mathisen aufs Tor, Heuer Fernandes ließ die Kugel nach vorne prallen und direkt vor die Füße von Aleksander Vukovic (81.), der zum 1:0 einschob. Nun wachte auch das Walter-Team auf und wollte nicht schon wieder eine Blamage erklären. So war es Miro Muheim (89.), der mit einem Schlenzer aus 18 Metern den Ausgleich erzielte. Nun waren alle endgültig da und es gab noch eine spannende Nachspielzeit. Sechs Minuten waren angezeigt, doch in der siebten Zusatzminute foulte Froese ziemlich ungeschickt Pherai im eigenen Strafraum. Keine Frage – Elfmeter für den HSV. Benes übernahm Verantwortung und traf erneut die Latte. Schluss und wieder nicht gegen einen Aufsteiger gewonnen. Eher noch mit Glück noch zu einem Unentschieden gekommen.

Das Fazit: Ohne Glück und mit Pech

Es gibt schlaue Trainer, die sagen, dass man sich das “Glück auch erspielen“ kann… Definitiv gehört der HSV nicht dazu, wenn es um die Aufsteiger geht. Elversberg und Osnabrück waren zwei Enttäuschungen und Wiesbaden einfach nur Pech. 23:6-Torschüsse und nur ein mickriger Treffer, der sogar als Rettung vor einer weiteren Blamage von einem Abwehrspieler erzielt, das ist schon denkwürdig. 13:4-Ecken und 71 Prozent Ballbesitz kommen in die Statistiken dazu. Man verlor in diesen drei Partien wichtige Punkte, die es braucht, um am Ende aufzusteigen. Der Stadtrivale zieht davon und Holstein Kiel kann am Sonntag mit einem Sieg gegen SV Elversberg vorbeiziehen und Platz zwei entern. Der Sieg gegen Fortuna Düsseldorf war zwar ganz wichtig, jedoch durch “die 1:1-Niederlage“ in Wiesbaden nur noch die Hälfte wert. Sinnbildlich für den „Wurm in der Rothose“ war dann in der Nachspielzeit der verschossene Elfmeter. Kann passieren, aber solche Pechsituationen kommen gefühlt einfach in den ungünstigen Momenten und zu oft? Vielleicht läuft es ja nach der Länderspielpause besser…

Die Trainer-Stimmen nach dem Spiel

Markus Kauczinski (Wiesbaden): „Mit der ersten Halbzeit waren wir gar nicht zufrieden. Wir sind nicht richtig rausgekommen, haben tief gestanden, aber man kann trotzdem in Ballbesitz nach vorne kommen. Wir haben den Ball oft zu schnell verloren und für keine Entlastung gesorgt. Es war Dauerdruck vom HSV, wo aber nicht so klare Chancen waren, so dass ich jede Minute gezittert habe. Bei der Ecke haben wir dann die Chance für uns genutzt. In den letzten Minuten hatten wir dann das Quäntchen Glück, das wir uns aber durch die zweite Halbzeit auch verdient haben.“

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Tim Walter (Hamburg): „Wir sind genauso aufgetreten, wie wir es uns vorgenommen hatten. Wir haben es die letzten Wochen schon erlebt, dass wir auf einen ganz tiefstehenden Gegner getroffen sind. Wir haben diesen gut bespielt, leider haben wir uns mit den vielen Abschlüssen auf das Tor nicht belohnt. Wir hatten aber viele, das ist für uns das Entscheidende. Wenn wir da mehr Konsequenz haben, geht es letztendlich anders aus. Wenn wir genauer und präziser gewesen wären, hätte es uns mehr als nur das Unentschieden gebracht. Die Jungs wollten diesen Sieg unbedingt und haben alles investiert. Wir haben heute aber ein bis zwei Fehler zu viel gemacht.“

Der 9. Spieltag (6.-8.10.)

Düsseldorf – Osnabrück 1:1
Kaiserslautern – Hannover 3:1
Magdeburg – Karlsruhe 1:1
Fürth – Rostock 1:0
Wiesbaden – Hamburg 1:1
St. Pauli – Nürnberg 5:1
Schalke – Berlin (So., 13.30 Uhr)
Kiel – Elversberg
Braunschweig – Paderborn

Die Tabelle

1.FC St. Pauli918 : 619
2.Hamburger SV917 : 1017
3.1. FC Kaiserslautern918 : 1417
4.Hannover 96920 : 1115
5.Fortuna Düsseldorf915 : 715
6.Holstein Kiel814 : 1415
7.1. FC Magdeburg918 : 1513
8.SpVgg Greuther Fürth914 : 1512
9.F.C. Hansa Rostock910 : 1312
10.1. FC Nürnberg913 : 1812
11.SC Paderborn 07811 : 1411
11.SV 07 Elversberg811 : 1411
13.Hertha BSC816 : 159
14.Karlsruher SC913 : 169
15.SV Wehen Wiesbaden97 : 119
16.FC Schalke 04813 : 187
17.VfL Osnabrück911 : 216
18.Eintracht Braunschweig85 : 125

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Bildquellen

  • HSV: Lobeca/Norbert Gettschat
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