Brisbane – Das undenkbare Worst-Case-Szenario ist eingetreten. Deutschland scheidet erstmals bei einer WM bereits in der Vorrunde aus. Nach den Männern vergangenes Jahr in Katar und der U21 zuletzt treten nun die Frauen frühzeitig die Heimreise an, Triple-Aus in der Vorrunde. Ausgerechnet gegen Südkorea (17. der FIFA-Weltrangliste) kommt die Nationalelf nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Für alle Experten ein machbarer Gegner. Wie 2018, als dann die Herren im letzten Vorrundenspiel an Südkorea scheiterten.
Nur eine Alexandra Popp genügt nicht – Frage nach der Qualität
Der Gegner startete furios. Wie schon gegen Kolumbien zeigte Svenja Huth defensiv Schwächen, ihre missglückte Abwehraktion bedeutete fast das 0:1 (3.). Das folgte nur wenig später, als Linksverteidigerin Chantal Hagel ihre Position verließ und Klara Bühl den Raum nicht rechtzeitig schloss. So-hyun Cho nutzte den Raum und markierte den Führungstreffer für Südkorea. Deutschland brauchte in der Folge ein wenig, um sich zu sammeln. Es fehlte vor allem an Tempo und Genauigkeit im Aufbauspiel. Vor der Pause immerhin der Ausgleich durch Kapitänin Popp, natürlich per Kopf (41.).
In der zweiten Halbzeit schaffte es das Team von Bundestrainerin Voss-Tecklenburg zwar zeitweise, etwas wie Druck zu entwickeln, doch Torchancen entstanden selten. Wenn, dann war es Popp, die nach hohen Anspielen für Gefahr sorgte. Die Umstellung, mit Lea Schüller eine zusätzliche Stürmerin auf dem Feld zu haben, misslang völlig. Auch die Wechsel brachten wenig Impulse. Einzig die eingewechselte Sydney Lohmann sorgte für mehr Energie auf dem Platz. Das war insgesamt zu wenig, zu ideenlos, zu statisch. Bemerkenswert, dass Deutschland bis in die lange Nachspielzeit sehr schwer mit dem Anlaufen Südkoreas tat. Da stellte sich am Ende immer die Frage nach der Qualität und dem Personal. Die Bundestrainerin stellte sich nach dem Ausscheiden den kritischen Fragen und übernahm die Verantwortung.
Suche nach den Gründen bei den Experten der Region
Die Gründe sind vielfältig, die es nun zu analysieren gilt. Es ist zudem kein Trost, dass mit Olympiasieger Kanada und Mitfavorit Brasilien zwei weitere namhafte Teams ebenso ausgeschieden sind. HL-SPORTS hat nach den Gründen gefragt.
Christian Jürss, Trainer SV Henstedt-Ulzburg: „Man hatte das Gefühl, dass die Mannschaft mental der Situation nicht gewachsen war. Heute war zudem wenig Zusammenspiel erkennbar und viele kleine Fehler haben ein erfolgreiches Offensivspiel verhindert. Offensiv war es mit Ausnahme von Alexandra Popp insgesamt zu wenig. Dafür hat man einfach zu wenig Torchancen kreieren können.“
Viktoria-Trainer Kai Leptien zeigte sich ebenso enttäuscht „Es fehlte da schnelle Spiel gegen die doppelte Fünferkette. Kaum kreative Impulse in der Vorwärtsbewegung. Auch das Spiel über die Außen fand nicht gut statt. Im Kopfballspiel waren wir ja überlegen. Es ist zwar schade, aber du brauchst mehr als ein überzeugendes Spiel, um bei einer WM weiterzukommen.“
Mario Markmann, Trainer beim TSV Siems, analysiert kurz und präzise: „Die deutsche Mannschaft wirkte zu Anfang etwas ängstlich. Dann haben sie planlos und ideenlos im Spielaufbau gewirkt. Es fehlte das einfache Spiel in die Spitze. Ein Mittel wäre über außen mit hohen Flanken gewesen.“ Dessen Teammanager Dirk Möller ergänzt: „Schweren Herzens muss man sagen, dass das Ausscheiden völlig verdient ist. Ich denke, dass auch die nötigen Konsequenzen gezogen werden.“