Saarbrücken – Da führte der VfB Lübeck rund 90 Minuten beim 1. FC Saarbrücken nach einem Treffer in der ersten Hälfte und kassierte schon wieder in der Schlussphase eine Ohrfeige. In der 100. Minute fiel der Ausgleich zum 1:1-Endstand am 9. Spieltag in der 3. Liga vor 10.666 Zuschauern (rund 150 VfB-Fan waren dabei). Dabei zeigte der Aufsteiger eine leidenschaftliche und kämpferische Leistung, die nicht belohnt wurde.
Umstellungen in der Startelf
Gäste-Trainer Lukas Pfeiffer tauschte im Vergleich zum Unentschieden beim HFC dreimal in der Startelf. Für Drinkuth, Taffertshofer und Sommer liefen Hauptmann, Egerer und Löhden von Beginn auf. Für den FCS sollte es mit viel Rückenwird in die Begegnung gehen. Am vergangenen Freitag besiegte man Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld mit 6:2 auf der Alm und seit Sonntag befindet man sich im Pokalfieber. Der FC Bayern München ist in vier Wochen zu Gast im Ludwigspark. Alles Dinge, die den Grün-Weißen in die Karten spielen hätten können.
Löhden hier und Löhden da
Und so war es dann – zumindest bis zum bitteren Ende der Partie – denn die Hausherren ließen sich anscheinend von diesen ganzen Ereignissen ablenken und hatten in der Anfangsphase ihre Konzentrationsschwierigkeiten. Dabei hatte Neudecker in der vierten Minute die erste Gelegenheit für den FCS. Der Ball strich am Pfosten vorbei. Auf der anderen Seite setzte Grupe (7.) einen Kopfball knapp über die Latte. Vier Minuten später machte es Jannick Löhden (11.) bei einer Gözüsirin-Ecke etwas genauer und köpfte die Kugel an Torwart Paterok zur Lübecker Führung vorbei ins Netz. Das verunsicherte die Gastgeber, doch sie versuchten krampfhaft zum Ausgleich zu kommen. Die VfB-Abwehr hatte allerdings alles sehr gut im Griff. Vorne kam man zu einigen Standardsituationen, doch diese entschärfte Paterok. Fast hätte Boeder (39.) das 1:1 volley auf dem Fuß, doch Lübecks Löhden warf sich dazwischen und verhinderte das Gegentor. Kurz vor der Pause dann ein Schreckmoment bei den Grün-Weißen, denn Janek Sternberg wurde behandelt. Er wurde noch vor dem Seitenwechsel gegen Rüdiger ausgewechselt.
Abwehrschlacht wird nicht belohnt
Den nächsten Atemstopp verursachte VfB-Keeper Klewin in der 48. Minute. Während hinter ihm die gesamte FCS-Kurve für ein blinkendes Pyro-Bild sorgte, klatschte er den Ball bei einer Flanke direkt vor die Füße von Günther-Schmidt, warf sich allerdings sofort in dessen Schuss und rettete im eigenen Strafraum. Die “Arminen-Bezwinger“ setzten sich jetzt mehr und mehr in der Gästehälfte fest, doch die Verteidigung hielt dagegen. Nicht Fisch, nicht Fleisch landete im 16er des Aufsteigers, der allerdings weiter hellwach war. Vorne setzten die Grün-Weißen auf Konter. Da hatte man sogar zehn Minuten nach Wiederanpfiff eine sehr gute Situation. Ein Missverständnis zwischen Breier und Schneider ließ die freie Bahn Richtung Paterok allerdings verpuffen. Aufregung gab es bei einem Zweikampf im Lübecker Strafraum, doch eher war es ein Foul von Neudecker an Boland (58.). Der Saarbrücker ging zu Boden und die Fans forderten Strafstoß. Schiedsrichter Tobias Wittmann aus Wendelskirchen (Bayern) fiel nicht darauf herein und ließ weiterspielen. Auf einmal tauchte Schneider (62.) völlig frei vor Paterok auf, der den Lübecker weit vor seinem Gehäuse knapp – aber fair – stoppte. Der Tabellensechste aus dem Süd-Westen arbeitete sich weiter an der der VfB-Defensive ab – immer war ein Lübecker Bein und Kopf da und verhinderte eine richtige Torchance. Die Gäste setzten weiter auf Konter, doch dabei fehlte stets der letzte Feinschliff. Klewin rückte mit zunehmender Spieldauer in den Fokus. Zeitz (72.) und Brünker (73.) versuchten es mit Kopfbällen – einmal war der Gäste-Torhüter zur Stelle, das andere Mal schaute er dem Leder bei seiner Flugbahn über den Kasten nach. Bei der zwölften FCS-Ecke kam Brünker (77.) erneut frei zum Kopfball und wieder war der Lübecker Torwart da und hielt den Ball fest. Pfeiffer brachte die letzten frischen Kräfte: Schneider, Breier und Hauptmann wurden ausgewechselt. Taffertshofer, Sommer und Akono kamen (80.). Rund zehn Minuten zuvor ersetzte Drinkuth schon Gözüsirin auf grün-weißer Seite. Nach einem Foul an Boland sah Saarbrückens Patrick Sontheimer (wurde nach der Pause erst eingewechselt) in der 84. Minute die Gelb-Rote Karte. Die Hausherren ließen um ihre Offensiv-Attacken nicht nach und es brannte lichterloh im Gäste-16er, doch Löhden (88.) rettete im Fünfmeterraum. Sieben Minuten Nachspielzeit gab es und auch die wurden teils zu einer Abwehrschlacht, die der VfB Lübeck am Ende nicht mit dem zweiten Auswärtssieg in dieser Saison für sich entschied. Warum? Weil Amine Naif eine Ecke in der 99. Minute direkt verwandelte. Unfassbar.
Lübecker wird in die Kabine getragen
Nach dem Abpfiff brach Philipp Klewin noch auf dem Rasen zusammen. Der VfB-Torhüter prallte in der Nachspielzeit mit Uaferro zusammen und wurde danach mit einer blutenden Wunde an der Wange behandelt. Der 30-Jährige wurde mit einer Trage in die Kabine gebracht. Sein Zustand schien stabil, genaueres ist noch nicht klar.