Lübeck – Florian Riedel wurde einst im Frühjahr 2021 beim Drittligisten VfB Lübeck entlassen (außerordentliche Kündigung), nachdem der Vize-Kapitän angeblich gegenüber Cheftrainer Rolf Martin Landerl handgreiflich geworden sein soll. Kurios damals: Der „Vorfall“ gelangte erst später an die Öffentlichkeit, das alles angeschoben durch einen angeblich „anonymen Anrufer“, der VfB-Aufsichtsrat Timo Neumann im Nachgang die Handgreiflichkeit aus der Kabine in der Halbzeitpause der Begegnung zwischen Lübeck und Türkgücü München noch meldete. Selbst Coach Landerl hatte es damals nicht für notwendig befunden, den Verein von der „Auseinandersetzung“ zeitnah in Kenntnis zu setzen, wollte alles „kabinenintern lösen“. Das gelang eben nicht. Riedel selbst bestritt den Vorfall damals und nahm sich einen Anwalt.
Verhärtete Fronten….
Am heutigen Donnerstag (1. Juli) trafen sich nun in der Hansestadt die Beteiligten vor dem Arbeitsgericht Lübeck wieder. Riedel war mit Anwalt Horst Kletke (aus Frankfurt) erschienen. Rechtsanwalt Malte Evers vertrat den VfB Lübeck, war in Begleitung von Vorstand Thomas Schikorra und Pressesprecher Christian Jessen. Herausgekommen ist praktisch nichts. Nach einer guten Stunde, mit einigen Unterbrechungen zwischendurch, in denen sich die Parteien außerhalb des Gerichtssaales intern austauschten – man hoffte vielleicht doch auf einen Nenner zu kommen – verkündete Richter Dr. Christian Moraw zum relativ schnellen Ende folgendes: „Das ist keine Entscheidung gegen die eine oder andere Seite. Es geht ja darum der Wahrheitsfindung gerecht zu werden, darum das ein Ergebnis möglichst nahe an dem ist, wie es wirklich war. Wir haben deshalb entschieden, auch weil nicht alle Zeugen da waren (nur Ryan Malone, Sven Mende und Lukas Raeder waren vor Ort) die eingeladen wurden, alle Zeugen an einem Tag bei einem neuen Termin zu vernehmen.“ Man könne so auch gegebenenfalls nachfragen, bei bereits vernommenen Zeugen, so der Bedarf da sei, alles an einem Tag abhandeln…
Amtsgericht auch was „verbockt“…
Das das Dutzend an Zeugen nicht anwesend war, daran trug die Geschäftsstelle des Gerichts eine Mitschuld. Diese hatte erst kurzfristig Einladungen an Zeugen verschickt oder verfügte nicht einmal über Adressen, um diese an den Mann zu bringen. Riedel-Anwalt Kletke dazu: „Das ist sehr unglücklich gelaufen. Die Schuld liegt weder beim VfB noch bei uns.“
Man hatte sich mehr erhofft…
Während von Seiten des VfB Lübeck auf das „schwebende Verfahren“ hingewiesen wurde, es keinen O-Ton nach Beendigung der Verhandlung gab, ließ Kletke seiner Gefühlslage freien Lauf. „Bei uns ist die Enttäuschung riesengroß. Wir hätten uns gewünscht, dass es vorangeht, ein Schritt gemacht wird. Leider ist das nicht geschehen. Anscheinend hatte der VfB Lübeck Angst vor den eigenen Zeugen“, so der Rechtsanwalt von Riedel, der es als merkwürdig empfand, dass zum Beispiel auch Routinier Mirko Boland oder Coach Lukas Pfeiffer nicht erschienen waren, obwohl diese am Vormittag an der Lohmühle in Lübeck noch am Mannschafttraining des Regionalligisten teilgenommen und einen kurzen Anfahrtsweg hatten. Des Weiteren sagte Kletke: „Der VfB Lübeck behauptet heute hier in der Verhandlung oder hat angegeben, es sei gar kein Schlag von Riedel erfolgt. Trotzdem benennt er Zeugen dafür. Das kann man als Widerspruch bezeichnen.“
Neuer Termin…
Fix ist es noch nicht, aber mögliche Termine wurden angeteasert. So soll es nun eventuell dann am 2.9. oder 9.9. in die vielleicht letzte Runde gehen. Riedel jedenfalls hofft auf ein schnelles Ende, auch darauf, dass sein Ruf wieder hergestellt wird. Dazu müssen sich beide Partien aber unter anderem auf eine Formulierung einigen (heute war eine mündliche Einigung darüber geplatzt), mit der alle Seiten im Endeffekt leben können und ihr Gesicht wahren. Und es müsste geklärt werden, ob es nun eine Handgreiflichkeit war oder auch nicht. Viele Fragezeichen also. Fakt ist: für Riedel dürfte es wohl erst wieder einfacher werden seinem Job als Profifußballer nachzugehen, wenn er rehabilitiert ist…