Hamburg – Ausverkauftes Haus, rassige Duelle und starker Aufsteiger: Der 1. FC Kaiserslautern hat in der 2. Bundesliga am Sonnabend ein 1:1-Unentschieden vom Hamburger SV aus dem Volksparkstadion mit an den Betzenberg mitgenommen und bleibt auswärts zusammen mit den Gastgebern als einzige ungeschlagen. 57.000 Zuschauer (darunter rund 9.000 FCK-Fans) waren dabei und sorgten für ein Feeling wie zu früheren Zeiten.
Vor dem Spiel: Raab steht im Tor
Eine typische Geschichte, die womöglich nur der Fußball schreibt, gab es am Nachmittag vor der Begegnung. HSV-Stammtorwart Daniel Heuer Fernandes meldete sich mit Magen-Darm-Grippe krank und so kam Matheo Raab zu seinem Debüt im Rothosen-Kasten – und dass ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein, mit dem er erst im vergangenen Sommer in die 2. Liga aufstieg und dann an die Elbe wechselte.
Die 1. Halbzeit: Glatzel Sieger im Duell mit Boyd
Es begann schleppend, ohne große Szenen, abwartend und dann mit einem leichten Plus für die Lauterer. Die verbuchten in der 17. Minute die erste Torannäherung, als Redondo eine Flanke auf Boyd schlug, der allerdings Raab die erste Sicherheit gab. Kein Problem für den 23-jährigen Schlussmann der Hausherren. Viel Ballbesitz, aber noch keine zwingende Offensivaktionen am Anfang. Dafür wieder Boyd (19.) nach Ritter-Flanke per Kopfball drüber. Die „Roten Teufel“ waren besser im Spiel, doch aus dem Nichts zappelte der Ball in ihrem Netz. Kittel zog von links in die Mitte und visierte mit seinem Schuss die lange Ecke an. Das stellte FCK-Keeper Lutha vor Probleme, weil das Spielgerät als Aufsetzer schwer zu berechnen war. Lutha klatschte nur ab, direkt vor das Knie von Robert Glatzel (24.), der zur Hamburger Führung traf. Lutha sprang die Kugel dabei noch auf den Fuß und gab die entscheidende Richtung ins Netz. Glück für Hamburg! Danach drehte sich das Blatt und der Tabellenführer kontrollierte das Geschehen. Es gab zwar mehr Zug in den gegnerischen Strafraum, doch vor der Pause hatten die Pfälzer zwei Ausgleichsmöglichkeiten. Schonlau musste vor Boyd (40.) retten und Redondo (44.) scheiterte frei vor Raab am HSV-Debütanten. In die Kabine ging er mit seinen Mannschaftskameraden als knapp Führender vom Feld. Das Duell der Torjäger entschied Glatzel für sich.
Nach der Pause: Elfer-Streit bei Rothosen
Die Kaiserslautern-Anhänger zeigten zwar schon vor dem Spiel eine Pyro-Show und wiederholten das kurz nach Wiederanpfiff. Die große Chance von Boyd (48.), der erneut an Raab scheiterte, war ziemlich vernebelt zu erkennen. Schiedsrichter Robert Hartmann aus Wangen unterbrach das Spiel und wartete bis man wieder etwas sah. FCK-Coach Dirk Schuster lief in die Fankurve und versuchte die eigenen Anhänger zur Ordnung zu bewegen. Vin großem Erfolg war das nicht gekrönt, denn immer wieder brannte es im Gästeblock im zweiten Durchgang. Es ging nach einer zweiminütigen Unterbrechung weiter und Vuskovic (53.) zwang Luthe zu einer Faustabwehr nach einem Freistoß. Schonlau und Jatte (57.) zauberten sich per Doppelpass vor das Lauterer Tor, doch Luthe ließ den Rechtsaußen nicht endgültig vorbei. Glatzel (59.) hatte Pech, denn einschussbereit stand er vor der Kiste, doch Tomiak veränderte die Flugbahn des Balles nach einer Flanke entscheidend. Kaiserslautern versuchte es nun mit Kontern und die waren teilweise ziemlich gefährlich. Redondo (63.) lief Schonlau weg und schoss über das Hamburger Gehäuse. Auf der anderen Seite prüfte Benes (64.) Luthe mit einem Fernschuss. Boyd blieb ohne Treffer, wurde gegen Lobinger (66.) ausgewechselt. Die zweite gute Aktion von Kittel brachte Glatzel (70.) zum Abschluss, doch der scheiterte aus acht Metern an Luthe. Und noch einmal war der FCK-Torwart Sieger, nämlich zwei Minuten später gegen den eingewechselten Königsdörffer. Die Mega-Chance zur Vorentscheidung hatte wieder Glatzel (75.), doch Luthe rettete kurz vor der Linie mit der Hand. Der Ex-Hamburger Opoku kam, wurde von den Heimfans mit Pfiffen begleitet, genauso wie Raab von den Kaiserslauterer Anhänger, wenn er am Ball war. Zuck (77.) per Kopf und gegenüber Reis (79.) hatten weitere Möglichkeiten. Der HSV-Mittelfeldspieler wurde eine Minute später von Niehuses im Strafraum sehr deutlich gefoult, doch Hartmann ließ erst weiterspielen. Erst eine halbe Minute später wurde der Unparteiische aus dem Kölner Keller informiert, dass er sich die Szene noch einmal anschauen sollte. Das tat er und entschied sofort auf Elfmeter für die Rothosen. Glatzel, Benes und Kittel wollten schießen, der letztere setzte sich durch und hätte den Deckel draufmachen können. Hätte… denn er schoss schwach einen dankbaren Ball für den Torwart. Es blieb beim 1:0, doch das nicht lange. Redondo leitete den Ausgleich ein, ließ Heyer stehen und bediente in der Mitte Lex-Tyger Lobinger (82.), der wiederum einen Schritt schneller als Schonlau war. Raab hatte keine Chance bei dem Gegentor, das im Übrigen verdient war. Beide Mannschaften wollten den Sieg und auf der einen Seite scheiterte Suhonen (90.) an dem guten Luthe und in der siebenminütigen Nachspielzeit hämmerte Opoku (91.) die Kugel an Raabs Tor vorbei. Endstand 1:1.
Das Fazit: Das Foul muss er sehen – keine einzige Gelbe Karte… Respekt an alle auf dem Platz!
Gute Zeiten, schlechte Zeiten… das ist der HSV. Dass es keine unendliche Geschichte mit Siegen gibt, sollte allen klar gewesen sein und mit dem 1. FC Kaiserslautern kam zwar ein Aufsteiger in den Norden, doch der nahm völlig verdient einen Punkt mit. Ja, vielleicht können die Hamburger auch von einem glücklichen Punkt ihrerseits reden, blendet man den verschossenen Elfmeter einmal aus. Die Gäste hatten keine Angst, waren mutig und haben sich sehr gut verkauft. Bei den Hamburgern lief es von Beginn nicht so rund, da waren viele Fehler dabei. Der Treffer zwar super herausgespielt, aber auch mit Glück. Matheo Raab gab ein gutes Debüt ab, war beim Gegentreffer ohne Schuld und ersetzte Daniel Heuer Fernandes optimal. Ärgerlich ist für Hamburg natürlich, dass die Konkurrenz wieder heranrückte, aber am Ende muss man mit dem Punkt leben. Schonlau, Glatzel und Raab waren im Übrigen gesprächiger als der Rest der Truppe, der wortlos in die Kabine latschte. Zum Stadtderby am kommenden Freitag beim FC St. Pauli muss man noch eine Schippe drauflegen, sonst baut man die angeschlagenen Kiezkicker eher auf. So „vernebelt“ wie am Sonnabend, wo es teilweise nicht so kreativ bei den Gastgebern im Spiel aussah, sollte es nicht werden. Vielleicht noch ein Satz zu Schiedsrichter Robert Hartmann: Gute und solide Leistung, keine einzige Gelbe Karte – und dass bei so einem rassigen Spiel, aber das Foul an Ludovit Reis muss er sehen. Eine der wenigen Male, wo ich den VAR gut fand, weil richtig – aber auch eindeutig.
Die Stimmen nach der Partie
Dirk Schuster (Kaiserslautern): „Wir wussten schon, was heute hier auf uns wartet und auf uns zurollt. Wir haben deshalb taktisch etwas verändert. Wir konnten die tiefen Bälle in die Halbräume verhindern. Ich denke, wir waren von der ersten Minute an im Spiel drin und haben taktisch sehr diszipliniert gespielt. Wir hatten schon einige gute Gelegenheiten und sind dann sehr unglücklich in Rückstand geraten. Nach der Pause kommen wir direkt mit der 1:1-Situation von Terrence gut ins Spiel zurück, konnten das aber leider nicht nutzen. Wir hatten dann ein wenig Glück, dass der HSV den Deckel nicht drauf macht. Die Mannschaft hat sich aber für den einen Punkt belohnt.“
Tim Walter (Hamburg): „Ich bin maximal unzufrieden heute. Das ist für uns zu wenig. Wir wussten, dass der Gegner tief steht und wir es schneller aufspielen müssen. In der ersten Halbzeit haben wir uns den Gegner so ein bisschen zurechtgelegt, dann kommst du raus und tust den Gegner vor ihren Chancen selber einen Gefallen. Da hatten wir schon Glück. Du musst das zweite Tor machen. Wenn du es nicht machst, dann bleibt das Spiel offen. Wir haben zu viele Fehler mit und ohne Ball gemacht. Lautern hat es ausgenutzt und es gut gemacht. Wir waren heute nicht konsequent genug. Deshalb ist es zu wenig.“
Der 11. Spieltag (7. – 9.10.)
Bielefeld – Karlsruhe 1:2
Regensburg – Fürth 2:2
Darmstadt – Düsseldorf 1:0
Rostock – Paderborn 0:3
Braunschweig – St. Pauli 2:1
Hamburg – Kaiserslautern 1:1
Heidenheim – Hannover (So., 13.30 Uhr)
Nürnberg – Kiel
Sandhausen – Magdeburg
Die Tabelle
1. | Hamburger SV | 11 | 17 : 7 | 25 |
2. | SV Darmstadt 98 | 11 | 20 : 11 | 24 |
3. | SC Paderborn 07 | 11 | 29 : 12 | 22 |
4. | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | 14 : 7 | 17 |
5. | Fortuna Düsseldorf | 11 | 20 : 14 | 17 |
6. | Karlsruher SC | 11 | 20 : 15 | 17 |
7. | Hannover 96 | 10 | 18 : 14 | 17 |
8. | 1. FC Kaiserslautern | 11 | 20 : 17 | 16 |
9. | Holstein Kiel | 10 | 17 : 20 | 13 |
10. | F.C. Hansa Rostock | 11 | 10 : 17 | 13 |
11. | Eintracht Braunschweig | 11 | 13 : 21 | 12 |
12. | SSV Jahn Regensburg | 11 | 9 : 17 | 12 |
13. | FC St. Pauli | 11 | 15 : 17 | 11 |
14. | 1. FC Magdeburg | 10 | 13 : 22 | 10 |
15. | 1. FC Nürnberg | 10 | 9 : 18 | 10 |
16. | SV Sandhausen | 10 | 11 : 14 | 9 |
17. | SpVgg Greuther Fürth | 11 | 15 : 20 | 9 |
18. | DSC Arminia Bielefeld | 11 | 14 : 21 | 8 |