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StartRegionalligaVfB LübeckVfB Lübeck: Ende gut, alles gut - aber mit Fortsetzung

VfB Lübeck: Ende gut, alles gut – aber mit Fortsetzung

Rehder rechnet mit altem Aufsichtsrat ab: „Ihr habt einfach Mist gebaut“

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Lübeck – Die Jahreshauptversammlung des VfB Lübeck am Sonnabend fand in einer Phase großer interner Unruhe statt. 190 Mitglieder, davon 166 stimmberechtigt, waren ins Eventcenter JUNIPER gekommen, um über die Zukunft des Traditionsvereins zu entscheiden. Die Veranstaltung dauerte über fünf Stunden. Trotz der internen Spannungen, die den Verein in den vergangenen Wochen stark belastet hatten, verlief die Versammlung überraschend ruhig und ohne große Konfrontationen. Wichtige Entscheidungen standen an, allen voran die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder, aber auch der Blick auf die angespannte finanzielle Lage war ein zentrales Thema. Zu Beginn wurde abgestimmt, ob Gäste und Medienvertreter zugelassen werden. Die Grün-Weißen unterstrichen Transparenz und stimmten mit großer Mehrheit dafür.

Vier Mitglieder übernehmen Verantwortung

Eines oder das bedeutendste Ergebnis der Versammlung war die Wahl von drei neuen Aufsichtsratsmitgliedern. Trotz der internen Konflikte, war von der aktiven Fanszene des VfB Lübeck nichts zu sehen. Sie verzichtete darauf, eigene Kandidaten als Fanvertreter zu stellen oder alternative Vorschläge für den Aufsichtsrat zu machen. Zu Beginn gab es 15 Kandidaten für den Aufsichtsrat, von denen sechs aus der abgelaufenen Amtszeit ausschieden, drei weitere sind aus verschiedenen Gründen ausgeschieden. Aufgrund der Probleme im Verein und dem Druck von außen, haben sich zusätzlich zwei weitere zurückgezogen. Der Wahlausschuss erklärte die vorher nicht veröffentlichten Kandidaten: „Wir konnten und wollten euch in den vergangenen Tagen nicht mehr informieren. Denn ich möchte nicht wissen, wie das alles in der Öffentlichkeit breitgetreten worden wäre.“ Am Ende blieben vier Mitglieder übrig, die als geeignet angesehen und gewählt wurden. Carsten Abbe (91 Stimmen), Paul Manthey (113 Stimmen) sowie Jens Burchardt (101 Stimmen) standen parat und bekamen das Mandat der Mitglieder für die kommenden drei Jahre. Dazu Eckhard Evers, der mit 123 Stimmen und keiner Gegenstimme als Vertreter der Abteilungen bestätigt wurde. „Ich habe versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln“, erklärte der Ur-VfBer im Anschluss im Rückblick auf die vergangenen Monate und machte damit deutlich, wie schwierig die interne Situation im Verein in jüngster Vergangenheit war. Nicht anwesend bei der Veranstaltung waren die noch im Amt stehenden Aufsichtsräte Tim Klüssendorf, Stephan Stabe und Thomas Schikorra.

Finanzielle Herausforderungen und der Kampf um Stabilität

Im Bericht des Vorstands wurde schnell klar, dass sich der VfB Lübeck in dieser Saison erheblichen finanziellen Schwierigkeiten stellen muss. Der Personaletat sank von 4,2 Millionen Euro in der 3. Liga auf nur noch 1,8 Millionen Euro in der Regionalliga. „Es wird eine sehr herausfordernde Saison“, sagte Finanzvorstand Daniela Wedemayer. Besonders der Zuschauerschnitt machte dem Verein zu schaffen. Statt der erwarteten 3.800 Tagesgäste in der 3. Liga kamen im Schnitt nur 2.850, was erhebliche Mindereinnahmen einbrachte. Zwar kamen die Grün-Weißen am Ende der Spielzeit auf ein Plus von 63.000 Euro, doch kalkuliert waren im Vorfeld 529.000 Euro. Zudem ist ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro Ende 2025 fällig. Umso wichtiger sei es, zusätzliche Einnahmen zu generieren. Dabei spielen der Gewinn des Landespokals und das damit verbundene Erreichen des DFB-Pokals eine zentrale Rolle. „Unser Ziel ist es, sehr an der Einnahmenseite zu schrauben“, betonte der Vorstandsvorsitzende Dr. Dieter Gudel. Positiv ist jedoch, dass der Verein 1,7 Millionen Euro Sponsoreneinnahmen aus der 3. Liga mit in die Regionalliga nahm – eine solide Basis, aber bei weitem nicht ausreichend, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben. „Wenn wir ehrlich zu uns sind, geht es um maximalen Erfolg in unserer 1. Mannschaft, unter Vermeidung einer Insolvenz und unter Wahrung unserer eigenen Identität“, war Gudels Kernbotschaft, die damit sogar der Letzte im Verein verstanden haben muss.

Thomas Rehder wehrt sich – Unstimmigkeiten im Aufsichtsrat

Ein emotionaler Höhepunkt der Versammlung war der zwischenzeitliche Redebeitrag des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Rehder. Nach der Ansprache seines Nachfolgers Marc Claßen wurde der 59-Jährige deutlich und widersprach: „Nachdem ich dieses sehr einseitige Statement anhören musste, will ich zumindest ein bis zwei Worte dazu verlieren. Ich bin nicht der Meinung, dass der Aufsichtsrat eine Entlastung bekommen sollte. Wenn ein Aufsichtsrat es schafft, den seit zwölf Jahren wichtigsten Gönner des Vereins und wichtigsten Geldgeber des Vereins so zu verärgern, dass er sich kurzfristig überlegt hat aus dem Verein auszutreten (er meinte damit Oliver Bruss, Anm.d.Red.), wenn ein Aufsichtsrat es nebenbei auch noch geschafft hat, einen seit sieben Jahren weiteren wichtigen Sponsor zu verärgern und dann auch noch einen fast fertigen Deal gefährdet und dann Erpressung vorwirft, da kann ich nur sagen, da kannst du so süffisant lachen wie du willst (zu Marc Claßen, Anm.d.Red.), ihr habt einfach Scheiße gebaut. Ihr solltet einfach überlegen, was ihr gemacht habt. Ihr solltet mal einfach reflektieren, dass ihr Mist gebaut habt.“ Der Unternehmer machte damit klar, dass die Konflikte im bisherigen Aufsichtsrat längst nicht überwunden sind. Nach Beendigung der Mitgliederversammlung kommentierte Rehder bei HL-SPORTS: „Ich finde gut, dass es jetzt geklärt ist und die Leute weg sind. Das finde ich sehr gut, dass sie es selber anscheinend eingesehen haben. Ich bin hochzufrieden mit den vier neuen Aufsichtsräten, die jetzt gewählt sind, und hoffe inständig, dass noch zwei richtig Gute dazukommen. Ich erhoffe mir wirklich tolle Kompetenz und ich würde mir durchaus auch wünschen, dass sich auch aus der Ultra-Szene oder aus anderen Fan-Clubs jemand bereit erklärt, auch noch dazu zukommen, denn das gehört absolut dazu.“

Die harte Realität: Ein ehrlicher Blick auf sportliche und finanzielle Risiken

Auch Sportvorstand Sebastian Harms gab einen ernüchternden Einblick in die sportlichen und finanziellen Aufgaben, vor denen der Verein stand und steht. „Die Romantik hört in der 3. Liga auf“, sagte Harms und machte deutlich, dass der Verein auch bei Transfers Risiken in Kauf nehmen musste, um in der vergangenen Saison irgendwie die Klasse halten zu können. Die sportliche Situation spitzte sich unter dem früheren Trainer Florian Schnorrenberg zu: „Es hat nicht funktioniert und nicht den Effekt erreicht, den wir uns erhofft hatten.“ Harms stellte klar: „Wir können uns Erfolg nicht kaufen.“ Besonders die Rückschläge auf dem Platz in der 3. Liga sprachen nicht zugunsten der Grün-Weißen. „Wir haben beim Münzwurf gefühlt immer die falsche Seite bekommen“, so der Sportvorstand und fügte jedoch Positives hinzu: „Die Leute und Gegner haben ein Gefühl für unseren Standort bekommen.“

Außerordentliche Mitgliederversammlung benötigt

Die Wahl der Aufsichtsratsmitglieder zeigte, dass der Verein trotz der schwierigen Situation handlungsfähig bleibt. Die Mitglieder stimmten dafür, dass der Aufsichtsrat auch mit weniger als den satzungsgemäß vorgesehenen fünf plus zwei Mitgliedern agieren kann. Dennoch steht fest, dass bis zum 12. Dezember dieses Jahres eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten werden muss, um die noch offenen Plätze im Aufsichtsrat zu besetzen. Abschließend richtete der nun ausscheidende Aufsichtsrat einen Appell an die Mitglieder des Vereins: „Es ist unser Ziel, den Verein zu verbinden und Brücken zu bauen.“

Ehrungen für langjährige Mitglieder und die Wahl des Ehrenrats

Wie üblich wurden zu Beginn der Veranstaltung treue Mitglieder für ihre langjährige Zugehörigkeit zum VfB Lübeck geehrt. Besonders herausragend war Rainer Biemann, der für 60 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet wurde. Ebenso wurden Mitglieder für 25, 50 und 55 Jahre Treue geehrt. In den Ehrenrat wurden Ralf Burggraf, Marion Freyher, Andreas Menkens, Wolfgang Piest und Jörg Senkspiel gewählt.

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Ausblick auf die kommenden Monate

Die Herausforderungen für den VfB Lübeck bleiben immens, sowohl auf dem Spielfeld als auch finanziell und strukturell. Die finanzielle Situation verlangt nach kreativen Lösungen, und sportlich muss das Team in der Regionalliga schnell wieder Fuß fassen, um den Traum von der Rückkehr in die 3. Liga nicht aus den Augen zu verlieren. „Wir brauchen Geschlossenheit, sonst sind wir nicht konkurrenzfähig“, fasste Harms die Lage treffend zusammen.

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Bildquellen

  • VfB Lübeck: Lobeca
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