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VfB Lübeck: So kam es zur Katastrophe – Sponsoren-Treffen gegen Insolvenz und Treuhandkonto für Spenden eingerichtet

Vorstand und Aufsichtsrat hoffen auf Mittwochabend

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Lübeck – Der VfB Lübeck steckt in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Das gab der Verein am Dienstagabend bekannt (HL-SPORTS berichtete). Nach der Nachricht rotierte die Fangemeinde, doch nicht nur bei den Grün-Weißen, sondern auch von anderen Clubs. Das PayPal-Konto des Regionallisten verbuchte innerhalb von einem Tag eine kleine fünfstellige Summe, doch davon gehen Bearbeitungsgebühren ab, so dass nicht jeder Cent an der Lohmühle ankommt. Es geht aber um mehr, denn es fehlen rund 1 Million Euro – und die bis Donnerstag. Sonst muss der Vorstand zusammen mit dem Aufsichtsrat zum Amtsgericht und dort die Zahlungsunfähigkeit anmelden. Wie das läuft, kennen die Anhänger schon, denn im November 2012 musste das schon einmal gemacht werden, sowie 2008.

Vorstand und Aufsichtsrat informiert

Am Mittwochnachmittag informierten Vorstand und Aufsichtsrat die Sponsoren in einer gesonderten Mail, in der man erklärte, wie es dazu kam, denn diese Frage stellten sich viele schon am Vorabend.

„Vorgriffe in die Zukunft“

Nach der vergangenen Mitgliederversammlung am 12. Oktober dieses Jahres änderte sich alles. Nach einer zunächst internen sowie danach externen Revision, stellte sich heraus, dass man in der vorerst letzten Drittliga-Spielzeit, die im Abstieg endete, „Vorgriffe in die Zukunft vollzog“, um diese Saison 2023/2024 auszugleichen.

Geld im Vorweg ausgegeben

Klartext: „Erträge aus Werbeleistungen und aus Ticketverkäufen in erheblichem Ausmaß wurden aus 24/25 rausgezogen und in 23/24 vorgezogen; diese wurden jedoch erneut in der Ertragsplanung für die Saison 24/25 berücksichtigt; in 23/24 angefallene Zahlungen für Verbände/Berufsgenossenschaften wurden in 24/25 verlegt; nicht vertraglich fixierte Erträge wurden in die Planung 24/25 integriert.“

Offenbarung in grün und weiß

Der Verein offenbarte sich den Sponsoren weiter: „Mit Hilfe dieser Maßnahmen wurde die 3. Liga Saison 23/24 beendet, das Jahresergebnis war bilanziell ausgeglichen und korrekt dargestellt – die Liquiditätsthemen waren jedoch aus 23/24 in die Zukunft und somit in die laufende Spielzeit 24/25 verlagert, ohne dass diese als solche in voller Höhe vollends benannt waren: Sowohl im Vorstand wie auch dem neuen Aufsichtsrat ist stets ein noch offener Liquiditätsbedarf von ca. 300.000 Euro kommuniziert gewesen, welchen wir auch in unserer Mitgliederversammlung am 12.10.2024 dargestellt haben und welchen wir durch “gewöhnliche“ Geschäftstätigkeit auch kompensiert bekommen.“

Zweimal 500.000 Euro

In den vergangenen Wochen hat sich jedoch gezeigt, dass der wirkliche Liquiditätsbedarf des VfB bis zum Saisonende weitaus höher ausfällt und die angeführten Maßnahmen ein Defizit in Höhe von zirka 1 Million Euro bewirkt haben. „Wir arbeiten sehr intensiv daran, die Ursachen und deren Auswirkungen zu erfassen, doch unser aktuelles Urteil lautet: Bis Ende November 2024 benötigt unser VfB zwingend eine Erhöhung der Liquidität um mindestens 500.000 Euro, bis zum 15. Februar 2025 nochmals weitere 500.000 Euro“, heißt es Richtung Vereinsgönner.

300.000 Euro schon als Zusage

Seitdem arbeitet man mit Hochdruck und aller gebotenen Diskretion daran, mit Sponsoren, Partnern und Förderern die benötigten Mittel zu organisieren. Das ursprüngliche Vorhaben war, bis zur kommenden Mitgliederversammlung am 7. Dezember eine Lösung des Problems zu haben. In dem Schreiben heißt es weiter: „Erste Teilerfolge konnten wir bereits realisieren und haben bereits Darlehens/Spenden-Zusagen in Höhe von knapp 300.000 Euro erhalten.“

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Keine Zeit mehr

„Leider hat sich zu Beginn dieser Woche gezeigt, dass sich die Deadline 7.12.2024 nicht aufrechterhalten lässt und wir als VfB bereits jetzt in eine Überschuldung eintreten und schon in diesem Monat die benannte Liquidität benötigen, da wir ansonsten keine Rechnungen unserer Dienstleister, die Spielergehälter, unsere Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, unsere Mitarbeiter im Jugendbereich und in den Abteilungen etc. bezahlen dürfen. Daher haben wir uns gestern Abend dazu entschieden, unsere aktuelle Situation öffentlich darzustellen, um alle VfBer ins Boot zu holen und um Unterstützung zu bitten. Wir sind mit maximaler Energie daran, mit Förderern Lösungen zu besprechen, gleichzeitig haben wir heute Mittag ein Spendenkonto/Treuhandkonto eingerichtet und bitten um Unterstützung“, so in der Mitteilung.

Dritte Insolvenz vermeidbar?

Die Lage ist dermaßen dramatisch, dass ein halbherziges Teilprojekt zur „Verschaffung von Luft“ aufgrund der Höhe des aktuellen und des noch eintretenden Bedarfes eine Zahlungsunfähigkeit lediglich um wenige Monate verschiebt und im „worst case“ auch die jetzt eintreffenden Spenden, Darlehen etc. nicht weitergeholfen hätten. Kurzum: Entweder kommt der Liquiditätsbedarf zusammen oder der VfB geht in seine dritte Insolvenz.

Vereinsgönner treffen sich

Darum wird es am Rande des “internen Retter-Spiels“ heute Abend noch eine große Sponsorenrunde in den VIP-Räumen der Lohmühle geben. Dort wird sich dann entscheiden, ob der VfB Lübeck eine Katastrophe noch abwenden kann.

Punktabzug, aber kein Zwangsabstieg

Rein sportlich würde es so laufen, dass bei einer Insolvenzvoranmeldung in der Regionalliga Nord sofort neun Punkte abgezogen würden. Ein Zwangsabstieg ist nicht vorgesehen. In den Statuten des Norddeutschen Fußballverbandes (NFV) heißt es: „Beantragt ein Verein dieser Spielklassen selbst die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen sich oder wird auf Antrag eines Gläubigers gegen einen solchen Verein im Zeitraum vom 1.7. eines Jahres bis einschließlich des letzten Spieltags einer Spielzeit rechtskräftig ein Insolvenzverfahren eröffnet oder die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens mangels Masse abgelehnt, oder zeigt der Verein seine Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung während der Rechtshängigkeit einer Restrukturierungssache nach dem Stabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRUG) beim Restrukturierungsgericht an, so werden der klassenhöchsten Mannschaft mit Stellung des eigenen Antrags des Vereins auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens, sonst mit Rechtskraft des Beschlusses des Insolvenzgerichts bzw. mit der Anzeige der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beim Restrukturierungsgericht, neun Gewinnpunkte im Herren-Spielbetrieb bzw. sechs Gewinnpunkte im Frauenspielbetrieb mit sofortiger Wirkung aberkannt. Spielt der Verein in der 3. Liga oder Regionalliga und der Frauen-Bundesliga und/oder 2. Frauen-Bundesliga, so wird der Abzug von Gewinnpunkten nur in der 3. Liga bzw. Regionalliga vorgenommen, anderenfalls nur in der Frauen-Bundesliga bzw. 2. Frauen-Bundesliga.“

Treuhandkonto eingerichtet

Im Rahmen der aktuell dramatischen Situation hat der VfB Lübeck ein Treuhandkonto eingerichtet. Über alle Fans, Interessenten, Sympathisanten und sonstige Personen, die den VfB Lübeck mit einer Spende unterstützen wollen, bedankt sich der VfB Lübeck herzlichst! Das Treuhandkonto ist mit folgenden Informationen verbunden:

Treuhandkonto:
Verwendungszweck: VfB Lübeck zur Rettung
IBAN: DE81 2003 0000 0030 4345 48
BIC: HYVEDEMM300

Dieser Beitrag soll ausschließlich zur Rettung des Vereins verwendet werden. Die Rettung des Vereins kann durch ein Abwenden / Vermeiden der Insolvenzantragspflicht erreicht werden. Sollte es dennoch zum Insolvenzantrag kommen, steht dieser Betrag als Drittmittel zur Aufhebung der Insolvenz zur Verfügung.

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