Lübeck – Die Strafe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen den VfB Lübeck ist gerade einmal eine Woche ausgesprochen, da hat sich der Drittligist dazu geäußert. Der Verein erklärte, warum man das Urteil akzeptiert.
Interview der Grün-Weißen
In einer Pressemitteilung des Vereins heißt es: Der VfB Lübeck wird keine Rechtsmittel gegen die DFB-Entscheidung einlegen, den Verein aufgrund der Lizenzproblematik rund um Cheftrainer Lukas Pfeiffer mit einer Geldstrafe zu belegen. Nach intensiven und kontroversen Diskussionen in den Gremien entschied sich der Verein dazu, das Thema zu beenden. Der VfB-Vorstandsvorsitzende Christian Schlichting erklärt an dieser Stelle noch einmal die Hintergründe, die zu dieser Vorstandsentscheidung führten.
Christian Schlichting, wie hat die Vereinsführung die DFB-Entscheidung und die Höhe der Geldstrafe wahrgenommen?
„Uns war natürlich bewusst, dass es eine Strafe geben wird. Insofern traf uns die Entscheidung nicht unerwartet. Die Höhe der Strafe ist für den Verein aber natürlich schmerzhaft, und wir empfinden sie in dieser Form auch nicht als angemessen, da wir weiterhin der Auffassung sind, dass weder Lukas noch uns als Verein ein Verschulden am Entstehen dieser Situation trifft. Die Situation, in der erst Corona und dann die neuen Ausbildungsrichtlinien des DFB verhindert haben, dass Lukas bereits seine A-Lizenz machen konnte, ist einmalig und wird so nie wieder vorkommen. Wir hätten uns gewünscht, dass der DFB dies deutlicher berücksichtigt.“
Warum legt der Verein dennoch keine Beschwerde gegen die Entscheidung ein?
„Es gibt auf dem sportrechtlichen Weg zu wenige Ansatzpunkte, um mit Erfolgsaussichten gegen diese Entscheidung vorzugehen. Die Paragraphen sehen nun einmal vor, dass ein Cheftrainer die Pro-Lizenz besitzen muss oder als A-Lizenzinhaber den entsprechenden Lehrgang besuchen muss. Der DFB hat auch nicht zu den Maximalstrafen wie Lizenz- oder Punktabzug gegriffen und auch Geldstrafen sind bis zu 250.000 Euro möglich. Wir sehen zwar, dass es arbeitsrechtlich durchaus Ansatzpunkte geben könnte, das Vorgehen des DFB in der Vergangenheit auch juristisch zu hinterfragen. Doch dies würde uns bezüglich der jetzigen sportrechtlichen Entscheidung nicht voranbringen. Und wir haben kein Interesse daran, in dieser Sache jahrelang gegen den DFB zu prozessieren.“
Werden junge Trainer durch das neue System des DFB benachteiligt?
„In unserem Fall ist das auf jeden Fall so. Unter den alten Regularien hätte ein Trainer wie Lukas immer ohne Schwierigkeiten den gesamten Weg bis zur A-Lizenz gehen und sich sportlich beispielsweise durch den Aufstieg in die 3. Liga für die Pro-Lizenz qualifizieren können. Der Ansatz, die Ausbildung zu intensivieren und auch die Zugangsmöglichkeiten zu verknappen, mag in mancher Hinsicht nachvollziehbar sein. Der DFB muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob er auf diesem Wege einer gewissen Anzahl an vielversprechenden Trainertalenten deren Ausbildungsweg dermaßen erschwert, dass der eine oder andere von ihnen dem System verloren geht.“
Hätte man durch einen Trainerwechsel dem Verein eine größere Summe ersparen können?
„Nein. Zum einen sind wir absolut davon überzeugt, dass Lukas aktuell der beste Cheftrainer für diese Mannschaft ist. Zum anderen hätten wir ja in diesem Fall einen zusätzlichen Cheftrainer verpflichten und bezahlen müssen. Die Kosten für einen entsprechenden Trainer mit Pro-Lizenz wären sicherlich nicht sehr viel geringer ausgefallen als die jetzige Strafe.“
Im Trainerteam besitzt Lars Hopp eine Pro-Lizenz. War es nie eine Überlegung, einen Rollentausch vorzunehmen?
„Dies entspricht nicht unserer Vorstellung von Transparenz und Fair-Play. Das haben wir in den Gesprächen mit dem DFB auch immer deutlich gemacht und dabei die Rückmeldung empfangen, dass man diese Haltung seitens der Verbände auch zu schätzen weiß. Leider hat sich das in der Entscheidung nicht wie erhofft niedergeschlagen. Hinzu kommt, dass durch einen formalen Wechsel auf der Cheftrainer-Position Lukas auch die Berechtigung verloren hätte, seine Lizenzen auf dem nun eingeschlagenen Weg machen zu können. Diese Sonderstellung gibt es nun einmal nur für Aufstiegstrainer, die auch weiterhin ihre Mannschaft hauptverantwortlich coachen. Nicht nur für Lukas, sondern auch für uns als Verein ist es wichtig, dass Lukas auf seinem Ausbildungsweg vorankommt. Wir wollen schließlich, wenn es irgendwie möglich ist, noch sehr lange unseren sportlichen Weg gemeinsam mit Lukas als Cheftrainer gehen. Durch unsere jetzige Entscheidung fördern wir die Entwicklung eines Top-Trainertalents. Und von dieser Entwicklung werden auch wir als Verein profitieren können, davon sind wir überzeugt. Deshalb werden wir in dieser Konstellation weiterarbeiten.“
Ist das Thema hiermit beendet?
„Aus unserer Sicht schon. Es ist alles gesagt. Die Konzentration liegt ab sofort vollständig auf dem Fußball und der hervorragenden Entwicklung, die die Mannschaft unter der Führung von Lukas in den vergangenen Wochen und Monaten auf dem Platz genommen hat, sowie der Weiterentwicklung des gesamten VfB Lübeck.“