VfB Lübeck: Aufsichtsräte stellen sich nicht mehr zur Wahl

Mitglieder der Grün-Weißen wählen im Oktober

Foto: Lobeca/Marus Kaben

Lübeck – In zweieinhalb Wochen findet die Jahreshauptversammlung des VfB Lübeck statt. Am 12. Oktober entscheiden ab 11 Uhr die Mitglieder, wie sich der Regionalligist zukünftig aufstellen wird, vor allem im Aufsichtsrat. Dazu gab es nun einen Teil des amtierenden Gremiums, dass sich nicht wieder zur Wahl stellt. HL-SPORTS veröffentlicht diesen Wortlaut im Original wie folgt:

Liebe VfBer,

im Vorfeld der Jahreshauptversammlung möchten wir Euch darüber informieren, dass wir uns bei den anstehenden Wahlen nicht um Mandate im Aufsichtsrat unseres VfB bewerben werden und Euch vor dem Hintergrund dieser Entscheidung unsere wesentlichen Beweggründe mitteilen.

In den zurückliegenden drei Jahren haben die ursprünglich angetretenen Aufsichtsräte, später zusammen mit den Nachrückern, gemeinsam Verantwortung für unseren VfB übernommen. Mit dem Abstieg aus der 3. Liga und der auslaufenden Corona-Pandemie mit ihren unterschiedlichen Einschnitten und Folgen hatte der Verein erhebliche Herausforderungen zu bewältigen, die wir entschlossen angepackt haben. Dies galt für den sportlichen Bereich als auch für den Verein in der Breite. Mit viel Engagement und Leidenschaft ist es uns in der Folge gelungen, den Verein finanziell wieder zu stabilisieren und die Grundlage dafür zu legen, dass gemeinsam der erneute Aufstieg in die 3. Liga geschafft werden konnte. Zwar hat es leider auch diesmal nicht gereicht, unseren VfB in der Drittklassigkeit zu halten, und wir haben sicher auch Fehler gemacht, doch das Bestreben, auf dem Weg der weiteren Professionalisierung voranzukommen und die erzielten Erfolge auf diesem Weg sind insgesamt sichtbar. Auf so einem Weg gibt es natürlich immer wieder unterschiedliche Interessen, Perspektiven und Positionen, die wir innerhalb und außerhalb des Gremiums miteinander diskutiert und abgewogen haben. Dabei sind wir sehr stolz, dass es uns über die drei Jahre in nahezu jeder Frage gelungen ist, gemeinsame Wege zu finden und auch gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Dies gilt insbesondere für wirtschaftliche und sportliche Fragestellungen. Dass diese Bilanz nun seit einigen Wochen und Monaten durch Einzelne öffentlich diskreditiert wird, schmerzt uns und spiegelt aus unserer Sicht nicht die Arbeit der letzten drei Jahre wider.

So wurde in gleich mehreren Beiträgen von HL-SPORTS – auch unter Bezugnahme auf die öffentlichen Erklärungen unseres ehemaligen Aufsichtsratsmitglieds und Sprechers Thomas Rehder anlässlich seines Rücktritts Mitte Juni – berichtet, dass es bei den anstehenden Wahlen um einen „Machtkampf“ im Aufsichtsrat, nämlich den „Fußballromantikern“, die dem Vernehmen nach am liebsten höchstens Regionalliga- oder sogar Oberligafußball sehen wollten, auf der einen Seite und der „Wirtschaftskompetenz“, die einen „soliden und wirtschaftlichen Weg zurück in den Profifußball sucht“, auf der anderen Seite ginge. Um es klipp und klar zu sagen: Diese angebliche Auseinandersetzung und Zuspitzung können wir weder auf persönlicher noch auf inhaltlicher Ebene erkennen.

Im aktuellen Aufsichtsrat sitzen mehrere Unternehmer, davon zwei, die international tätige Unternehmen führen oder geführt haben. Im aktuellen Aufsichtsrat engagieren sich aktuelle und ehemalige langjährige Sponsoren des VfB und Personen, die ihre wirtschaftliche und berufliche Kompetenz für den VfB einbringen. Dazu gehören Juristen, Volks- und Betriebswirte genauso wie selbstständige Unternehmer. Fünf der aktuellen Aufsichtsräte haben bereits über sehr viele Jahre ehrenamtlich im Aufsichtsrat und im Vorstand des Vereins gearbeitet. Dies geschah stets in einem Rahmen, in dem Einigkeit bestand, dass der Aufsichtsrat breit aufgestellt sein muss und dabei mehrere Unternehmer und idealerweise auch ein Vertreter aus der Politik im Aufsichtsrat vertreten sein sollten. Jedes in den gesamten letzten Wahlperioden tätige Aufsichtsratsgremium war mit mehreren Unternehmern besetzt. Dieser Rahmen wird von niemandem in Frage gestellt und jedem der Unterzeichner ist bewusst, dass der VfB im Umfeld Menschen mit viel Leidenschaft und Engagement braucht, die finanziell in der Lage sind, dem Verein größere Geldbeträge zur Finanzierung des Fußballgeschäfts zur Verfügung zu stellen.

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Auch die Diskussion um die Ausrichtung des Vereins können wir in keiner Weise nachvollziehen. Der amtierende Aufsichtsrat hat mit seinem Handeln und seinen Entscheidungen in den letzten drei Jahren unter Beweis gestellt, dass das Ziel unseres Vereins die nachhaltige Professionalisierung und Etablierung im Profifußball sein muss. Darüber gibt es keine zwei Meinungen. Alle inhaltlichen und personellen Entscheidungen wurden vor diesem Hintergrund gemeinsam getroffen. Die öffentliche Darstellung einer angeblichen Überlegung, sich langfristig mit der Regionalliga zufriedenzugeben oder sogar über die Oberliga nachzudenken, entbehrt jeder Grundlage. Unter anderem mit der Verpflichtung eines neuen Vorstandsvorsitzenden, der aus dem Profifußball kommt und trotz des erneuten Abstieges weiterhin hauptamtlich für die weitere Professionalisierung Verantwortung trägt, hat das Gremium diese Ambition auch personell dokumentiert.

Nach dem Rücktritt von Thomas Rehder ist leider festzustellen, dass seitens Einzelner und ihrer Interessen sowie durch offene und versteckte mediale Stimmungsmache nun ein Umfeld kreiert worden ist, welches uns eine verantwortungsvolle Sacharbeit im nun zu wählenden Aufsichtsrat unmöglich macht. Thomas Rehder hat uns nach seinem Rücktritt wiederholt wissen lassen, dass dem aktuellen Aufsichtsrat, trotz der gemeinsamen Entscheidungen der letzten Jahre, die immer mit seinem eigenen Zutun getroffen worden sind, nun die wirtschaftliche Kompetenz fehle und er sich einen „wirtschaftskompetenten“ Aufsichtsrat wünsche. Zudem hat er sich nach seinem Rücktritt durch den mittelbaren Ankauf einer Darlehensforderung mittlerweile in die Position des größten Gläubigers des VfB gebracht und nun auf diesem Wege seinen Einflussbereich auf den VfB erweitert. Wenn der mittelbar größte Gläubiger des Vereins also dem Aufsichtsrat rundheraus die wirtschaftliche Kompetenz abspricht und deutlich macht, dass er sich einen anderen Aufsichtsrat wünsche, ist nicht vorstellbar, wie nach den Aufsichtsratswahlen eine gemeinsame Zusammenarbeit zum Wohle des Vereins aussehen soll.

Wir können und wollen in diesem Umfeld, welches aus den persönlichen Interessen Einzelner und nicht im Sinne des gesamten Vereins geprägt ist, jedenfalls nicht arbeiten und haben dem Wahlausschuss daher mitgeteilt, dass wir auf eine Kandidatur verzichten. Für das Vertrauen der Mitglieder, die uns für die nächste Wahlperiode vorgeschlagen haben, bedanken wir uns herzlich und wünschen dem neuen Gremium ein glückliches Händchen im Sinne des VfB Lübeck.

Lübeck, den 25. September 2024

gez.

Marc Claßen, Tim Klüssendorf, Stephan Stabe und Thomas Schikorra

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