VfB Lübeck: Wohin geht die Reise?

Lübeck – Seit wenigen Tagen ist der VfB Lübeck wieder in der Vorbereitung zur neuen Saison. Auf dem Feld wird der Kader von Tag zu Tag größer, doch im Aufsichtsrat ist das genau der umgekehrte Fall – und zwar bereits seit Monaten. Eine Geschlossenheit ist insbesondere aktuell nicht zu erkennen. Mit Oliver Bruss (vor drei Monaten) und Thomas Rehder (vergangenen Donnerstag) legten dabei zwei Räte ihre Ämter nieder. Zwei weitere ließen über einen Zeitraum ihre Ämter ruhen. Es soll Unstimmigkeiten gegeben haben. Inzwischen sollen diese beiden allerdings wieder dabei sein. Kernpunkt: Es geht um die Ausrichtung der Grün-Weißen für die Zukunft.

Auf der einen Seite wünscht man sich noch mehr wirtschaftliche Kompetenz und auf der anderen Seite soll es mehr Tradition in grün-weiß geben. Diese beiden Ansichten sorgten vermutlich für einen Riss im wichtigsten Kontrollgremium auf der Lohmühle. Man könnte es einen Machtkampf nennen oder auch einfach fehlende Kommunikation und Bereitschaft zu Opfern.

Mit Rehder und Bruss verlor der Club zwei Köpfe in der Spitze, die beide erfolgreich Unternehmen führen und so ihre Wirtschaftskompetenz einbrachten. Zum Glück für den VfB bleiben sie als Unterstützer dabei.

Fakt ist: Derzeit scheint der Drittliga-Absteiger führungslos. Personen wie Dietmar Scholze oder Rolf Oberbeck, die zu Lebzeiten immer für einen klaren Kurs sorgten, sind nicht mehr da. Daran muss sich der Verein gewöhnen. Neue Personen müssen her, die es genau in dieses Vakuum schaffen und alle Parteien an einen Tisch bringen.

Es wurde diskutiert, die für Oktober turnusmäßige Mitgliederversammlung vorzuziehen. Diese Idee wurde wieder verworfen. Vermutlich zurecht, denn die verbleibenden Aufsichtsratsmitglieder müssen nun die Chance bekommen die benötigte Kompetenz zu finden. Einen guten Verein macht es aus, diesen wie ein Unternehmen zu führen. Das ist nicht immer einfach und Kompromisse sind nötig. Dennoch darf sich nicht eine Seite als “der Verein“ bezeichnen. Der Verein ist immer eine Ansammlung von Menschen, die eben unterschiedliche Ideen und Ansichten haben. Der Führung obliegt es dieses zu “vereinen“.

Für Rehder rückt nun Dr. Christian Flach nach, damit das Gremium wieder vollzählig ist. Und dann wird sich zeigen, wie es ab dem 1. Juli weitergeht. Dann nämlich tritt Dr. Dieter Gudel seinen Job als hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender an. Für den 48-Jährigen wird es durch den Umbruch im gesamten Verein sowieso schon schwer, die Baustellen zu beackern. Ohne einen funktionierenden Aufsichtsrat wird die Aufgabe nicht leichter.

Die Ausrichtung muss klar sein. Wo will der VfB Lübeck wann hin? Ein sofortiger Wiederaufstieg in die 3. Liga scheint utopisch in der kommenden Saison. Vor allem müsste man durch die Relegationsspiele. Ein Jahr danach steigt der Meister der Regionalliga Nord wieder direkt auf, doch darauf setzen alle anderen Konkurrenten auch. Klar ist allerdings ebenfalls, dass man auf der Lohmühle schon viele Stürme hatte und stets ist man, teilweise auch mit vielen Kraftanstrengungen, immer ganz gut dadurch gekommen.

Der Anspruch der Grün-Weißen dürfte die 3. Liga sein. Jetzt gab es zwei Versuche. Zweimal hat man es nicht geschafft sich zu etablieren. Es ist in der heutigen Zeit allerdings ebenfalls klar, dass es ohne Geld nicht funktioniert. Selbst die 4. Liga ist teuer, zudem das eigene Stadion. Man benötigt unbedingt Menschen mit einem gewissen Know-how und finanziellen Ideen, die sich für und mit dem Verein begeistern. Das dürfen alle Seiten nicht vergessen. Die Kapitäne entscheiden, wo nun die Reise hingeht. Wer traut sich dieses Amt zu und wer kann es dann auch wirklich ausüben?

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