Lübeck – Der Kader des VfB Lübeck verkleinert sich zunehmend. Durch das Insolvenzplanverfahren versucht der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus alle Möglichkeiten auszuschöpfen, dem Traditionsverein wieder auf die Beine zu helfen und Gelder einzusparen. Um die sportlichen Dinge kümmert man sich erst dann, wenn eine Liquidierung des Vereins komplett abgewendet wurde.
Einen ersten Schritt zur Erhaltung des Vereins konnte in den letzten Wochen bereits getan werden. Mehrere Sponsoren bzw. Spender haben zugesagt, noch in diesem Jahr einen Betrag von zunächst 150.000 Euro zur Deckung der Kosten für den Spielbetrieb ab Januar 2013 zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommen Spenden von Fans. Dieses ist ein erfreulicher erster Schritt in Richtung Erhalt des VfB.
Am Dienstag trafen sich Vertreter von Verein und Verband in den Räumen des Hamburger Insolvenzverwalters und kamen zu dem Ergebnis, dass der VfB LÜbeck durch die Insolvenzeröffnung als Zwangsabsteiger in die SH-Liga feststeht.
Hierzu Timo Neumann, Mitglied des Aufsichtsrates des VfB: "Der Zwangsabstieg ist zwar bedauerlich, er passt aber in unser Konzept eines kostengünstigen und sympathischen Neuanfangs des Vereins und einem kontinuierlichen Aufbau auch der ersten Mannschaft durch eigene Nachwuchskräfte. Viel wichtiger ist, dass die Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht dem möglichen Aufstieg der U19 Mannschaft in die Bundesliga entgegensteht. Hier verstehen wir und auch die Abteilung "Spielbetrieb" im DFB die einschlägigen Regelungen der Spielordnung so, dass in den betreffenden Paragraphen nicht auf den Jugendspielbetrieb verwiesen wird, so dass die Insolvenzeröffnung einem möglichen Aufstieg in die Junioren Bundesliga nichts im Wege steht."
Der VfB arbeitet nun daran, neben der sportlichen Qualifikation die übrigen Zulassungskriterien zu erfüllen.
"Ich bin zuversichtlich, dass der Verein in der Lage ist, den Spielbetrieb für eine Junioren-Bundesliga zu stemmen. Die Zweckgebundenheit der Zuschüsse des DFB zugunsten der Jugendmannschaft wird gewährleistet werden", meinte dazu Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
Vorstand, Aufsichtsrat und der vorläufige Insolvenzverwalter hoffen, dass die Spendenbereitschaft bzw. die zugesagten Sponsorengelder ein Startschuss für eine verstärkte Bereitschaft in der Lübecker Wirtschaft ist, den Verein zu stützen. Aufsichtsrat und Vorstand sind sich dabei ihrer Verpflichtung bewusst, dass der Verein die Insolvenz als Chance für ein freundliches und einheitliches Auftreten nutzen muss.
Geldgeber und Sponsoren werden also weiterhin auch fieberrhaft gesucht.
Die Stadt Lübeck hat indes abgewunken und möchte oder kann die Kicker nicht unterstützen. "Wir haben keine Möglichkeit dem Verein zu helfen" sagte Bürgermeister Bernd Saxe. Das ist natürlich ein Paukenschlag von der selbsternannten "Sportstadt Lübeck". Anderswo werden in schwierigeren Städten neue Stadien gebaut, wie z.B. in Zwickau; 18 Millionen Euro soll die neue Arena für die 5. Liga kosten.
Der mit rund neun Millionen Euro veschuldetet VfL Osnabrück darf sich auf ein Darlehn in Höhe von 3,6 Millionen Euro aus der Stadtkasse freuen und weiterhin in der 3. Liga spielen.
Von der Stadt Potsdam flossen letztes Jahr 700.000 Euro in die Kassen des klammen SV Babelsberg 03 um den Verein vor dem Zwangsabstieg und der Insolvenz zu retten.
Aber auch in Schleswig-Holstein gibt es solche Beispiele. So wurden die Kosten für den Sicherheitszaun im Manfred-Werner-Stadion des ETSV Weiche in Höhe von 71.000 Euro von der Stadt Flensburg übernommen. Ansonsten hätte der Verein nicht in die Regioalliga aufsteigen dürfen.
In der "Sportstadt Lübeck" steht man aber anscheinend nicht mehr auf Historie.
Die Initiative "Lübeck für den VfB" bietet am kommenden Wochenende am Samstag und Sonntag zur Rettung des VfB Lübeck von 1919 e.V. einen Glühweinstand auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt auf dem Schrangen (zwischen den beiden Karstadt-Häusern) an. Neben leckerem, selbstgemachtem Glühwein werden auch heißer Zimt-Apfelsaft und kalte Getränke angeboten. Des Weiteren kann gegen einen Spendendenbetrag die "Winterpausenkarte" erworben werden, mit der man den Verein in dieser schweren Stunde unterstützen kann.
Am Samstag erhalten zudem alle Besucher des Weihnachtsmarktstandes, die sichtbar die Vereinsfarben tragen, einen besonderen "grün-weißen" Rabatt. Ziel ist es, neben dem hoffentlich zahlreichen Getränkeverkauf zur Rettung des VfB Lübeck, ein Zeichen im weihnachtlichen Lübeck zu setzen, dass die Stadt und der VfB Lübeck untrennbar miteinander verbunden sind! "Lübeck steht zu und hinter seinem VfB, auch in dieser schweren Stunde!" Das ist das Motto der Initiative, die aus dem Zusammenschluss von Fans, Verein und Unterstützern besteht.
Eine Möglichkeit dem Verein zu helfen ist auch eine direkte Spende auf das Treuhandkonto einzuzahlen. Zirka 19.000 Euro wurden bereits zusammengetragen und jeder kann unter "Treuhandkonto VfB – DKB Bank – Kto.Nr.: 1017569128 – BLZ: 12030000" weiterspenden, damit der Verein weiterexistitieren kann. Jeder Euro zählt.
Sollte es jedoch nicht geschafft werden, die fehlende Finanzlücke von noch 230.000 Euro bis Januar zu schließen, gibt es keine Eröffnung des Insolvenzverfahrens und der Verein wird beim Amtsgericht aus dem Vereinsregister gestrichen.
Das wäre das Ende des VfB Lübeck von 1919 e.V. und sicherlich ein großer Imageschaden für die "Sportstadt Lübeck".
Indes geht die Planung für den neuen Coach Denny Skwierczynski nach Weihnachten erst richtig los. Am 4. Januar starten die Grün-Weißen nach der Winterpause mit dem Training. Am 12. Januar geht es dann zum Lotto-Masters in die Kieler Ostseehalle. Neue Spieler für die Regionalliga-Mannschaft wären dafür nicht schlecht. Haris Huseni, Stürmer beim VfR Neumünster, trainiert seit einigen Wochen schon bei der U21 mit. Andre Senger, der zur Zeit noch einen Vertrag bis zum Sommer beim SV Wilhelmshaven hat, steht mit dem VfB ebenfalls in Verbindung. Der gebürtige Heiligenhafener war erst im Sommer an den Jadebusen gewechselt und kam dort auch aufgrund Verletzungen eher weniger zum Zug. In Lübeck würde er viele Bekannte wieder treffen. Sebastian Heidel und Henrik Sirmais werden wohl auch wieder in die Regionalliga-Mannschaft zurückkehren. Sie hatten trotz guter Leistung in der U23 keine Chance unter dem ehelmaligen Trainer der Regionalliga-Mannschaft Ramazan Yildirim bekommen.
Neben Oualid Mokhtari, Salih Altin, Mamadou Diabang, Yakub Ramazan Zorlu und Kevin Kluk werden aber wohl auch weitere Spieler den Verein im Winter verlassen. Die Einzelgespräche laufen noch und es gibt noch keine Neuigkeiten hierzu.
Die Gehaltseinschneidungen bei den Spielern sollen 50 Prozent und mehr betragen. Das ist natürlich schon ein hartes Stück Brot für einen Fussballspieler in der Klasse. Alle gehen allerdings noch einem bürgerlichen Job nach oder machen eine Ausbildung.
Wie es dann im Januar weitergeht und wie der VfB Lübeck sich in der Rückrunde der Regionalliag Nord präsentiert, ist zur Zeit noch offen. Zuviele Fragezeichen stehen vorher zur Debatte.
Ob die geplanten Testspiele dann überhaupt stattfinden können, die der VfB dann nur noch als Zwangsabsteiger ausserhalb der Wertung bestreiten darf, ist ebenfalls ungeklärt. Vereine wie Cloppenburg oder Meppen könnten gegen die Bezahlung eines Strafgelds die Reise nach Lübeck nicht mehr antreten.
Die ungeliebten Sonntagsspiele sollten dann aber ein Ende finden.
Der VfB wird beim NFV den Samstag um 14 Uhr als Standard-Heimspieltermin beantragen. So erhofft sich der verein, auch nach den Abgängen der sportlichen Leitung, die stark bei den Fans in der Kritik stand, einen größeren Zuspruch auf den Rängen und mehr Fans auf der Lohmühle.
Viel Arbeit also für das Trio Denkhaus, Scholze und Skwierczynski, den taumelnden Verein auf Kurs zu halten. Ein Anfang scheint jedoch gemacht und auch dem 100-jährigen Bestehen des Vereins in sechs Jahren steht zur Zeit nicht mehr viel im Wege.