Platz 6 als Ziel bei Fortuna St. Jürgen. Foto: Fortuna St. Jürgen /oH

Lübeck – Blickt man auf den Lübecker Frauen- und Mädchenfußball, so bleibt Fortuna St. Jürgen etwas zu wenig beachtet. Vielleicht, weil die größeren Erfolge sehr lange her sind. Vielleicht auch, weil am Kalkbrenner bescheiden und leise Schritt für Schritt gegangen wird, ganz ohne Lautsprecher oder großspurige Außendarstellung. Dabei stellt Fortuna St. Jürgen seit Urzeiten eine Frauenmannschaft. Fussball.de kann hier keine Aufklärung leisten, da die Aufzeichnungen dort erst mit der Saison 2002/2003 beginnen. Fortuna war vor über 20 Jahren schon mit einer Mannschaft vertreten.

Allen Packen mit an

Der kontinuierliche Aufbau und die Weiterentwicklung trägt Früchte. Fortuna hat sich zahlenmäßig zur Nummer 1 in Lübeck entwickelt. Neben zwei Frauen-Teams gehen gleich fünf Mädchen-Teams an den Start. Besonders hervorzuheben ist, dass sich bei Fortuna wie in keinem anderen Verein Spielerinnen der Frauen ehrenamtlich engagieren, sei es als Trainerinnen der Mädchen oder im Vorstand. Dieser Zusammenhalt hat eine familiäre Atmosphäre geschaffen. Der Trainer der 1. Frauen, Stefan Scheel, schwärmt im Telefonat mit HL-SPORTS von diesem Umfeld. Als Vater in diese Position reingerutscht, ist er nun schon im siebten Jahr im Amt, auch wenn Tochter Janine nicht mehr aktiv mitkickt. „Man kann diesem tollen Umfeld einfach nicht sagen, dass man aufhört. Man fühlt sich allen verpflichtet und verbunden.“ Neben den vielen aktiven zählt Fortuna etliche passive oder pausierende Spielerinnen, die in vielen Punkten unterstützen. Als Co-Trainer agiert Mario Hallmann, der zusätzlich 2. Vorsitzender im Verein ist und in seine zweite Saison geht. Scheel lobt das Engagement und die neuen Impulse, die Hallmann durch seine Tätigkeit mit eingebracht hat. Aufgrund des enormen Zulaufs im gesamten Verein stößt der Verein deutlich an seine Kapazitätsgrenzen. Die Sanierung des Kunstrasenplatzes und eine Verbesserung der Fluchtlichtsituation wird daher sehnlichst erwartet.

Uni-Nähe als Fluch und Segen, Studieren eigentlich keine Stürmerinnen?

Die Nähe zur Uni und FH hilft Fortuna bei der Kaderplanung, denn für neue Studentinnen ist Fortuna aufgrund der Nähe logischerweise die erste Anlaufstelle. Gleichzeitig bedeutet dies auch eine gewissen natürliche Fluktuation, die jährlich erfolgt. Doch auch die Nachwuchsarbeit zahlt sich aus, so dass Fortuna in den nächsten Jahren aus den eigenen Reihen neue Talente in die Frauen aufnehmen kann. Aufgrund der hohen Anzahl der Studentinnen ist aber insbesondere der Saisonbeginn immer schwierig, da viele noch nicht zur Verfügung stehen. Mit entsprechend kleinen Kadern wurden daher die ersten Spiele und die Testspiele bestritten. Die eher mäßigen Ergebnisse lassen sich so besser einordnen, tun der positiven Stimmung jedoch keinen Abbruch. Einen Wunsch hat Scheel aber noch: „Wir bräuchten eine echte Mittelstürmerin.“ Und tatsächlich kommen Jahr für Jahr neue Studentinnen zu ihm, die allesamt Stärken in der Defensive haben. So hat sich Fortuna in der vergangenen Landesliga-Saison zur „Minimalisten-Mannschaft“ entwickelt. 55 Tore in 22 Spielen, am Ende ein toller 4. Platz. Zwischenzeitlich war sogar der Aufstieg in die Oberliga möglich. Beste Torschützin war ausgerechnet die, die häufig in der Zentrale defensiv alle Wege zulief, Routinier Tatjana Hartmann.

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Saisonvorschau

Mit sechs Neuzugängen ist Fortuna auch breit genug aufgestellt, sobald alle wieder vor Ort und an Bord sind. Die Mannschaft besteht aus einigen sehr jungen Spielerinnen aus der eigenen B-Juniorinnen-Mannschaft, aber auch aus sehr erfahrenen Spielerinnen. Das stellt eine gute Mischung dar, wenngleich nicht mit dem Anspruch, ganz oben angreifen zu wollen. So formuliert Scheel auch das Saisonziel: „Wir wollen wieder oben mitspielen, der Aufstieg ist kein Ziel von uns.“ Ganz vorne sieht er die Teams vom TSV Zarpen sowie die Nachbarn vom Eichholzer SV. Hervorzuheben ist im Team Kathrin Schröder, die bereits seit 17 Jahren im Verein aktiv ist.

Prognose

Mit dieser Struktur wird Fortuna auch in weiteren 20 Jahren eine Frauenmannschaft stellen können, darunter Spielerinnen aus der jetzigen E-Mädchen. Das Saisonziel dürfte am Ende auch realistisch sein. Für ganz oben wird es nicht reichen, da die jährliche Fluktuation und die Abhängigkeit von Studentinnen noch zu groß ist.

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