Lübeck – Man hatte doch nach den beiden Jahreshauptversammlungen im März und Anfang Mai gehofft, dass nun beim 1. FC Phönix Lübeck alles gut wird. Der neue Vorstand nahm danach seine Arbeit auf, wollte zusammen an einem Adlernest bauen, was transparent und zukunftsträchtig ist. Mit dabei auch Marcel Goldschmidt, der von der „Opposition“ als Beisitzer in das Gremium gewählt wurde und damit Moritz Ihde – bisher im Vorstand – den Platz “klaute“. Vor einer Woche reichte er an der Travemünder Allee seinen Rück- und Austritt ein. Das wurde nun bekannt.
„Ich sehe mich darin nicht mehr“
Goldschmidt erklärte gegenüber HL-SPORTS: „Ich habe lange überlegt, jedoch wurde es mir in den letzten Tagen immer mehr bewusst, dass ich kein Teil des Vereins mehr sein kann. Meiner Meinung nach werden wir es nicht schaffen, das Ruder wieder rumzureißen. Dafür ist in der Vergangenheit zu viel schiefgelaufen. Zu viele Leute, die den Verein aufgebaut und positiv geprägt haben, verließen Phönix zu Recht. Ich bin froh und stolz, vor allem Menschen wie Manuel Da Silva, Dirk Brestel, Gabriel Lopes und Frank Barsuhn sowie andere kennengelernt und mit ihnen zusammen gearbeitet zu haben. Jetzt sehe ich mich wie sie auch nicht mehr beim 1. FC Phönix.“
Aufbau eines Wirtschaftsunternehmens?
Weiter sagte der 31-Jährige: „Es gibt verschiedene Beweggründe für meine Entscheidung. Mit meiner Wahl wollte ich helfen, den Phönix-Gedanken wieder in die richtige Bahn zu bringen, Breitensport und Tradition. Leider haben mir die Vorstandssitzungen gezeigt, dass es sich doch um den Aufbau eines Wirtschaftsunternehmens handelt. Ich stehe aber ein für ein “gemeinsames“ Vereinsleben, von der Jugend bis zur Liga-Mannschaft. Auch wird es mir nicht gelingen, Mitglieder mit geschriebenen Kündigungen wieder ins Boot zu holen und ich mag mich auch nicht mehr in meinem Privatleben zum Thema Phönix erklären müssen. Leider wurde aus meiner Sicht in den vergangenen Wochen nicht aus den Fehlern gelernt, alleine die Außendarstellung durch “Adler-TV“ finde ich mehr als grenzwertig. Dieses Betteln um Zuschauer der vergangenen Wochen hat mich in meinem Entschluss nur bestärkt.“
Acht Jahre Phönix enden mit Enttäuschung
Goldschmidt war seit 2016 im Verein, spielte in der 1. und 2. Herren, trug maßgeblich dazu bei, wo der Verein heute steht, gehörte in der Landesliga-Mannschaft zum Trainerteam und sollte dort zuletzt sogar Cheftrainer der Reserve werden, lehnte allerdings ab. In der abgebrochenen Jahreshauptversammlung im März wurde der frühere Mittelfeldspieler der Adler überraschend in den Vorstand gewählt. „Die Führungsebene hat die Wahl verloren, vor allem der 1. Vorsitzende Thomas Laudi. Es wurde weder agiert noch reagiert, stattdessen so hingenommen und das Amt weiter ausgeübt. Das war für mich ein moralischer Konflikt und ich bin enttäuscht“, schob der verdiente Phönixer hinterher.
„Das ist alles sehr suspekt“
Sein Gefühl scheint, dass es “zwei Vorstände“ geben könnte. Einen, der den Verein nach Außen vertritt und einen, der im Hintergrund die Entscheidungen fällt. „Ich hatte den Eindruck, dass man mir gegenüber nicht ehrlich ist. Auf Fragen wurde nicht geantwortet oder ich wurde an den Sportdirektor verwiesen. Das ist alles sehr suspekt und da kann und möchte ich nicht mitmachen. Ich mache den Weg frei. Ich wünsche den Jugendtrainern des 1. FC Phönix alles Gute. Die machen einen guten Job und fühlen und leben den Verein. Ich hoffe, dass der Verein ihnen zuhört, da den Jugendtrainern den Verein am Herzen liegt und nicht der Kommerz wie den Angestellten aus der Chefetage“, so seine abschließenden Worte zu diesem Kapitel.
Ihde als „Nachrücker“?
Im Vorstand soll man überlegt haben, wie man Ihde (Sohn einer der beiden Hauptinvestoren) wieder ins Boot holt. Als Berater, mit einem offiziellen Amt wie beispielsweise der frühere HSV-Profi Stefan Schnoor oder…? Nun könnte der offene Platz im Vorstand wieder an ihn zurückgehen.
Sonnabend ist “Tag der Entscheidung“
Der Adler kreist also weiter über den “Flugplatz“ und schlingert ganz schön. Hinzukommt, dass am Sonnabend um 14 Uhr das letzte Punktspiel in der Regionalliga Nord ansteht. Gegner ist Werder Bremen II. Es geht dabei um den Klassenerhalt, die Relegation oder den direkten Abstieg in die Oberliga. Das Thema Goldschmidt dürfte bei den Zuschauern möglicherweise für Gesprächsstoff sorgen.