Weiße Weste jetzt mit kleinem Fleck: FC St. Pauli im Glück gegen Aue

Erstmals kein Heimsieg für Kiezkicker

Etienne Amenyido (FC St. Pauli) freut sich über sein Tor zum 2:2-Ausgleich in der Nachspielzeit. Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Hamburg – Es war das erste Mal in dieser Saison, dass der FC St. Pauli ein Heimspiel nicht gewann. Am Sonnabend trennte sich der (Noch-)Tabellenführer der 2. Bundesliga von Erzgebirge Aue mit 2:2 (1:1). Zuvor gingen die Hamburger achtmal als Sieger vom Platz. Nun muss man bis zum Abend um Platz eins zittern. Dann empfängt Darmstadt 98 den Karlsruher SC und könnte mit einem Sieg vorbeiziehen.

Die 1. Halbzeit: Aue-Keeper hält die Führung fest

Nach einer knappen Viertelstunde klärte Aues Zolinski vor Irvine (14.) und erzielte drei Minuten später die Gästeführung nach einem Konter. Ein Kopfball von Medic (30.) sorgte für den Ausgleich nach einem Freistoß. FCE-Schlussmann Männel entschärfte noch zwei Großchancen von St. Pauli kurz vor dem Seitenwechsel.

Ben Zolinski erzielte die Führung für Aue. Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Nach der Pause: Joker treffen auf beiden Seiten

Im zweiten Durchgang hatte Winterneuzugang Owusu (56./58.) gleich zweimal die Möglichkeit zur erneuten Führung für die Erzgebirgler, doch beide Male fehlte nicht viel. In der 72. Minute traf Hochscheidt erst die Latte, doch den Nachschuss versenkte Joker Trujic zum 2:1 für Aue. Die Sachsen hätten nachlegen können, aber Pauli-Keeper Vasilj rettete gegen Jonjic (77.). Die Braun-Weißen drängten auf das 2:2 und erzielten es auch. In der Nachspielzeit ebenfalls durch einen Einwechselspieler. Amenyido (93.) setzte sich gegen zwei Verteidiger durch und traf ins linke Eck zumindest für einen Punkt. Fast wäre der noch flöten gegangen, denn der Ball zappelte noch einmal im St. Pauli-Netz. Ein Freistoß von Hochscheidt landete bei George, der schob den Ball über die Linie. Abseits, Ende, 2:2!

Guido Burgstaller (FC St. Pauli) blockt Dirk Carlson (FC Erzgebirge Aue). Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Das Fazit: Vermisst!

Man hat beim FC St. Pauli schon gemerkt, dass Daniel-Kofi Kyereh an allen Ecken und Enden vermisst wird. Der Spielmacher weilt aktuell mit Ghana beim Afrika-Cup und steht den Hamburgern mindestens noch bis kommenden Donnerstag nicht zur Verfügung. Das hängt vom Turnierverlauf ab. Auch ohne ihn hätte ein Tabellenführer mehr daraus machen müssen, vor allem weil der FC Erzgebirge auf dem 17. Platz steht. Wenn man wüsste, was der Anspruch am Millerntor ist, könnte man jetzt sagen: zu wenig oder reicht. Als Spitzenreiter war das nüchtern betrachtet zu wenig gegen einen motivierten Gegner. Das ist ein kleiner Fleck auf der weißen Heim-Weste, denn es war das erste Mal nach acht Siegen zuvor im eigenen Stadion, dass es keinen Dreier gab.

Jubel beim FC Erzgebirge Aue. Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Die Stimmen nach der Partie

Pavel Dotchev (Aue): „Es war ein sehr interessantes und spannendes Spiel, ich kann beiden Mannschaften ein Kompliment aussprechen. Wir wussten, was heute auf uns zukommt. St. Pauli war vor allem in der ersten Halbzeit überlegen. Unser Plan war aber auch so, dass wir das Spiel an St. Pauli übergeben und dann Nadelstiche setzen. So haben wir auch das 1:0 gemacht. Unsere Bälle kamen oft nur bis zur Mittellinie, das Spiel hat im ersten Durchgang die ganze Zeit bei uns vorm Tor stattgefunden. Wir haben es zur zweiten Halbzeit verändert, standen dann auch besser und waren schon auf Augenhöhe. Nach der Umstellung hat unser Spiel viel besser funktioniert, wir hatten einige gute Chancen. Ich kann natürlich sehr zufrieden sein, wie die Mannschaft es heute gemacht hat. Für uns war es nach zuvor vier verlorenen Spielen endlich wieder ein Erfolgserlebnis. Wenn man in der Nachspielzeit aber ein Gegentor bekommt, dann ist es schon eine gefühlte Niederlage. Hätte uns vor dem Spiel aber jemand gesagt, bei St. Pauli holt ihr einen Punkt, dann hätten wir das sofort unterschrieben. Es ist aber deshalb ärgerlich, weil es für uns bereits das dritte Spiel mit einem Gegentor in der Nachspielzeit ist.“

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Timo Schultz (St. Pauli): „In der ersten Halbzeit waren wir sehr dominant, lassen nur einen Schuss zu, aber der war direkt drin. Das hat Aue sehr gut ausgespielt und wir waren einen Moment lang nicht aufmerksam. In der zweiten Halbzeit wollte meine Mannschaft unbedingt. Man hat gemerkt, dass sie immer mehr angerannt ist, immer ungeduldiger wurde und dabei auch die Rückraumsicherung vernachlässigt hat. Das hat Aue mit den Balleroberungen und langen Bällen dann gut gemacht. Da haben sie uns das eine oder andere Mal erwischt und sind zu Chancen gekommen. Dementsprechend müssen wir am Ende glücklich sein, dass wir das 2:2 noch machen. Wir waren zwar dominant, haben es aber einfach nicht geschafft, uns genügend klare Chancen rauszuspielen. Aue stand extrem kompakt im Zentrum und hat mit der letzten Kette auch nicht viel Raum angeboten, dann ist es auch nicht einfach. Teilweise haben wir Angriffe gut rausgespielt, sie aber nicht zu Ende gebracht. Das war heute das größte Manko. Wir hatten viele gute Ansätze, es fehlte aber immer wieder ein Zentimeter im Passspiel, der erste Kontakt war nicht sauber oder die Flanke kam nicht in die gefährliche Zone. Es waren viele Kleinigkeiten, die heute nicht gut genug waren. Trotzdem muss ich der Mannschaft ein Lob aussprechen. Sie wollte unbedingt bis zum Ende und hat in jeden Zweikampf und jeden Lauf investiert, auch wenn heute bestimmt nicht alles richtig gelaufen ist. Den Punkt nehmen wir mit, wir werden morgen aber sicherlich noch mal kritisch analysieren müssen. Weil es am Dienstag schon weitergeht, haben wir aber auch nicht viel Zeit, um ins Hadern zu kommen. Wir gehen das Spiel gegen Dortmund so an, dass wir es gewinnen wollen. Wir wissen aber auch, dass es weitaus schwerer wird als unsere Ligaspiele.“

Maximilian Dittgen (FC St. Pauli) gegen Martin Männel (FC Erzgebirge Aue). Foto: Lobeca/Ralf Homburg

Der 19. Spieltag (14. – 16.1.2022)

Dresden – Hamburg 1:1
Rostock – Hannover 0:1
Bremen – Düsseldorf 3:0
St. Pauli – Aue 2:2
Nürnberg – Paderborn 1:2
Darmstadt – Karlsruhe (20.30 Uhr)
Schalke – Kiel (So., 13.30 Uhr)
Heidenheim – Ingolstadt
Sandhausen – Regensburg

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