Stadion Lohmühle, Foto: Lobeca/Kaben

Lübeck – Die Corona-Krise beschert dem Sport bereits seit vier Wochen eine Pause und es ist noch kein Ende in Sicht. Am Freitag gaben der Bayerische Fußballverband (BFV), größter Landesverband unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Niedersächsische Fußballverband (NFV) zu erkennen, dass ihr Pläne nun langfristig ausgelegt sein sollen, wie verschiedene Medien berichten. Erst ab 1. September soll es dort im Amateurbereich weitergehen. Die Vereine sollen nun informiert werden und darüber abstimmen. Eine Empfehlung zur verlängerten Pause der Verbandsspitzen ist dabei gewiss.

Bayern als Vorreiter

„In den vergangenen Wochen hatte der BFV mehr als 5.100 Vereinsfunktionäre im gesamten Freistaat persönlich kontaktiert, in über 70 Videokonferenzen die bisherigen Entscheidungen transparent dargelegt und gleichzeitig Meinungsbilder zur Lage an der Basis eingeholt. Zudem hat der BFV in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut SLC eine für die bayerische Amateurfußballbasis repräsentative Umfrage durchgeführt. Dabei hatte sich deutlich gezeigt, dass die BFV-Mitgliedsvereine eine mittelfristige Planungssicherheit hinsichtlich der aktuell bis auf Weiteres unterbrochenen Spielzeit für unabdingbar erachten. Dieser Forderung trägt der BFV mit dem vorgeschlagenen Modell Rechnung“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.

Leere Ränge im Ostseestadion. Foto: objectivo/Krause

Keine Geisterspiele, keine Entscheidung am Grünen Tisch!

„Wir wollen keine Geisterspiele, wir wollen keine juristischen Streitigkeiten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidungen auf dem Platz – nicht am Grünen Tisch! Da aktuell aber niemand mit Gewissheit sagen kann, ob tatsächlich ab dem 1. September 2020 wieder gespielt werden kann, brauchen wir aber gleichzeitig eine Lösung mit größtmöglicher Flexibilität. Für den BFV gibt es genau aus diesem Grund auch keine Alternative zum Vorschlag, die aktuelle Saison in jedem Fall zu Ende zu spielen, sobald das wieder möglich ist“, sagte BFV-Präsident Rainer Koch bei einem Mediengespräch am Freitag, bei dem er auch ausführlich auf die Gründe einging, die aus Sicht des BFV gegen den Abbruch und die Annullierung der Saison 2019/20 sprechen. „Mit unserem im Vorstand erarbeiteten Vorschlag hätten die Vereine die zurecht eingeforderte Planungssicherheit, außerdem gehen wir so gezielt heiklen Haftungsfragen aus dem Weg. Wer jetzt abbricht, zerschießt sich die laufende Saison und hat gleichzeitig auch keinerlei Garantie für die Spielzeit 2020/21, was Startzeitpunkt, Mannschaftsstärke pro Liga und Anzahl der Auf- und Absteiger anbelangt.“

Klagewelle würde möglicherweise drohen

Ein Abbruch, wie er bereits im Amateurbereich in beispielsweise England und Österreich vollzogen wurde, scheut man. Hier haben Vereine bereits rechtliche Schritte angekündigt. Diese Klagen würde es mit großer Wahrscheinlichkeit in Deutschland ebenfalls geben. „Genau das würde auch uns bei einem Saisonabbruch drohen. Denken wir an den Vereinsheimpächter, dem bei einem Saisonabbruch erhebliche Einnahmeeinbußen drohen. Da ist klar, wen er in Regress nehmen wird: Uns als Verband, der den Abbruch verfügt hat. Das ist keine Option“, nannte Koch ein Beispiel: „Noch viel weitreichender wäre aber wohl die Frage, wie im Falle eines Abbruches die sportliche Wertung vorzunehmen ist. Hierfür gibt es keine rechtlich einwandfreie und schon gar nicht sportlich faire Lösung. Das wird zudem auch Klagen nach sich ziehen. Niemand kann einem Tabellenzweiten nachweisen, dass er selbst einen rein theoretischen Rückstand nicht noch aufgeholt hätte. Das haben wir im Fußball alles schon tausende Male erlebt. Gleiches gilt für die Abstiegsfrage.“

Verbandstage müssten entscheiden

Vor allem müsste erst ein jeweiliger Verbandstag darüber entscheiden, ob eine Saison auf Landesebene abgebrochen würde. Davor scheut man sich zurecht, denn ein regulärer Start zum 1. Juli mit Punktspielen im August ist ebenfalls mehr als unsicher.

Brandenburg will nicht verlängern

Die allgemeine Hoffnung darauf, dass sich die Landes- und Regionalverbände einig sind, scheint durch Brandenburg gestört. Der Fußball-Landeverband (FLB) hat in einer Umfrage eine Mehrheit von fast 60 Prozent für einen Saisonabbruch festgestellt. Fünf Prozent waren unentschlossen. Von 531 Vereinen mit mindestens einer Herrenmannschaft haben sich 382 Clubs an der Abstimmung beteiligt. Das sind über zwei Drittel. „Damit wurde für den sportlichen Lösungsfall und seinen spätmöglichsten Zeitpunkt der Saisonbeendigung entschieden. Über dieses Votum, den Spielbetrieb in den Männerspielklassen am 30.06.2020 zu beenden, werden wir uns als Verband nicht hinwegsetzen. Die Verantwortlichen für den Jugendspielbetrieb haben ihre eigenen Lösungsparameter und das Zeitfenster im Blick, der Freizeit- und Breitensport – wie auch der Frauen- und Mädchenausschuss haben nicht diesen Umfang des Spielbetriebes zu bewältigen, als dass es hier Probleme geben könnte“, teilte Landes-Präsident Jens Kaden in einer Stellungnahme mit.

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Foto: DFB

Ost-Clubs der 3. Liga weites gehend für Abbruch

In der 3. Liga sieht es derweil nach der gleichen Tendenz aus. Der Hallesche FC, 1. FC Magdeburg, Chemnitzer FC, FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena plädieren für einen sofortigen Abbruch. Schaut man auf die Tabelle, sieht man, dass all diese Clubs vom Abstieg bedroht sind. Dazu gesellen sich Preußen Münster (Platz 18) und SG Sonnenhof Großaspach (19.), die ebenfalls derzeit nicht die Klasse halten würden. Der Tabellenzweite Waldhof Mannheim macht die Achter-Front vollständig. Vorrang Clubs aus dem Osten sind hier für ein Ende. Ausgenommen hiervon ist Hansa Rostock. „Es wäre sinnvoll, die Saison zu Ende zu spielen – wenn auch ohne Zuschauer“, sagt Trainer Jens Härtel in der „Bild“. Rückendeckung bekommt er von seinem Vorstandsvorsitzenden Robert Marien: „Wir stehen einem Abbruch kritisch gegenüber. Unsere Aufgabe in der Geschäftsführung ist nicht die Beendigung, sondern die Durchführung von sportlichen Wettbewerben zu organisieren.“

Norden sträubt sich gegen vorzeitiges Ende

In Schleswig-Holstein gab der Fußballverband (SHFV) am Freitag bekannt, dass man erst einmal bis zum 3. Mai abwarten möchte. Der Spielbetrieb ruht hier. Eine Umfrage unter den Lesern von HL-SPORTS ergab, dass knapp 60 Prozent für eine Fortführung der Saison ist. Auch für die Regionalliga scheint man im Norden auf Verbandsseite gegen ein vorzeitiges Ende zu sein.

Regionalliga Nord. Foto: objectivo

Regionalliga Nordost möchte weiterspielen

Im kompletten Gegensatz zu den mitteldeutschen Ost-Clubs der 3. Liga und der mehrheitlichen Vereine in Brandenburg (siehe oben), sind die Vertreter der Regionalliga Nordost für eine Fortsetzung der Spiele. Bedingung dafür ist allerdings ein Saisonende bis spätestens 30. Juni. Dabei nimmt man anscheinend die Variante der „Geisterspiele“ in Kauf. Hier gibt es Ideen zusammen mit den beiden ARD-Regionalprogrammen des MDR (Mitteldeutscher Rundfunk) und RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) die Partien als Livestream auf den Vereinshomepages gegen Bezahlung anzubieten, um wenigstens eine kleine Einnahmequelle zu generieren.

Neuer Plan: 40 Vereine in Liga 3

Am Freitag berichtete der „kicker“, dass es einen Vorschlag geben würde, die 3. Liga zu in Nord- und Süd-Staffel mit je 20 Mannschaften zu teilen. Bisher wurde das von den Drittligisten kategorisch abgelehnt. Hier würde es keine Absteiger geben und statt fünf sogar sechs Aufsteiger aus den Regionalligen. Die Frage nach den TV-Geldern müsste dann neu gestellt werden.

Uneinigkeit landauf landab

Es scheint eine absolute Uneinigkeit zwischen den Ländern zu herrschen. Die einheitliche Lösung ist somit in weiter Ferne gerückt. Plan B nach einem Abbruch hat anscheinend niemand. In der kommenden Woche tagen die 36 Proficlubs der Bundesliga und 2. Liga, danach die 3. Liga. Gibt es dort Entscheidungen, wird diese vermutlich maßgeblich für den Übergang zum Amateurbereich sein.

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