Zwei Traumtore, zwei Elfmeter, ein Aussetzer und ein ganz wichtiger HSV-Sieg

Erster Dreier in Regensburg setzt Aufstiegsträume wieder frei

HSV-Jubel von Ludovit Reis, Anssi Suhonen und Miro Muheim. Foto: Lobeca/Norbert Gettschat

Regensburg – Der Hamburger SV hat sich die letzte Chance im Aufstiegskampf erhalten. In einem verrückten Zweitliga-Spiel beim SSV Jahn Regensburg am Sonnabend mit 4:2 (1:0). Dabei gab es spannende Schlussminuten mit zwei Elfmetern und drei Toren. Miro Muheim erzielte mit der HSV-Führung in der ersten Hälfte seinen ersten Treffer für die Rothosen.

Die 1. Halbzeit: Jahn mit Abschlusspech und Muheim hämmert die Kugel in den Winkel

Ohne Kittel und Vagnoman, dafür mit Muheim und Kaufmann geriet der HSV sofort unter Beschuss. Nach 21 Sekunden riss Heuer Fernandes bereits die Fäuste hoch, weil Shipnoski aus halblinker Position abzog. 80 Sekunden später war Hamburgs Torwart erneut im Blickpunkt. Dieses Mal war es Besuschkow, der ihn von der rechten Seite unter Beschuss nahm. Erneut rettete der 29-Jährige zwischen den Pfosten. Es ging weiter mit der Jahn-Offensive: Shipnoski (6.) aus spitzem Winkel und Heuer Fernandes lenkte den Ball zur Ecke. Die Rothosen hatten massive Probleme ihre eigene Hälfte zu verlassen. Regensburg machte weiter Druck. Beste (8.) aus sieben Metern rechts am Gehäuse vorbei. Die nächste große Möglichkeit hatte Saller (11.) per Volleyschuss im Strafraum, den der Gäste-Keeper nicht festhielt und der Ball Richtung Torlinie rollte. Heuer Fernandes sprang sofort hoch und erreichte die Kugel noch rechtzeitig. Auf der anderen Seite setzte Glatzel (13.) das erste Lebenzeichen mit einem Kopfball, allerdings in Rücklage und damit ohne Druck und somit kein Problem für SSV-Schlussmann Meyer. Drei Minuten später kam Heyer im Jahn-Strafraum zum Abschluss und schob das Leder knapp am linken Pfosten vorbei. Seitenwehsel und Sprung in die 22. Minute. Muheim bekam eine Flanke im eigenen Strafraum nicht vernünftig unter Kontrolle, spielte zurück auf seinen Torhüter. Der wurde von zwei Regensburgern unter Druck gesetzt und schoss Schonlau in den Rücken. Von dort prallte der Ball wieder zurück an den Fünfmeterraum, wo Heuer Fernandes in letzter Sekunde mit einer Grätsche vor Besuschkow herankam. 23. Minute: 1:0 für den HSV! Meffert im Spielaufbau zu Miro Muheim, der mit einer Schlenker Saller austeigen ließ und den Ball aus 20 Metern in den rechten Winkel hämmerte. Für den Schweizer war es das erste Profitor. Verdient war diese Führung zwar nicht, doch den Gästen war das egal. Bis zum Pausenpfiff hatten die Gäste das Spiel nun unter ihrer Kontrolle. Es passierte nichts nennenswertes mehr bis dahin.

- Anzeige -

Nach der Pause: Irre Schlussphase mit drei Toren

Nach Wiederanpfiff vergingen 46 Sekunden, bis der Ausgleich fiel. Die Hamburger versuchten einen Spielaufbau aus dem eigenen 16er, doch Heyer glänzte mit einem katastrophalen Aussetzer. Der Verteidiger spielte einen Rückpass zu Heuer Fernandes viel zu kurz, an den Shipnoski kam. Hamburgs Schlussmann rettete zwar noch, doch direkt vor die Füße von Carlo Boukhalfa, der aus 17 Metern flach ins linke Eck traf. Der Tabellenfünfte erholte sich nach diesem Schock wieder und hätte in der 54. Minute erneut in Führung gehen können. Eine Jatta-Flanke landete bei Muheim, der Glatzel in der Mitte sah. Der Stürmer tippte den Ball an und Kennedy stand auf der Linie und klärte gerade eben noch so. Danach kam Kittel für den wieder einmal enttäuschenden Reis in die Begegnung. Der neue Mann fügte gleich gut ein und bediente Glatzel (56.), der aus acht Metern drüber schoss. Die Hausherren waren nun wieder dran und drängten auf die Führung. Die gelang allerdings den Norddeutschen durch Anssi Suhonen (66.) per Fernschuss. Da sah Meyer nicht gut aus, denn der Regensburger Torwart war noch dran. Danach durften der Torschütze und Kaufmann Feierabend machen, denn Kinsombi sowie Alidou kamen. Der Jahn gab sich nicht geschlagen und versuchte es weiter. Yildirim (72.) zwang Heuer Fernandes zentral zu einer Parade. Der Regensburger wurde bei einer Ecke seiner Mannschaft zum HSV-Retter nach einem Albers-Kopfball (78.). Die letzten zehn Minuten sollten es in sich haben. Der eingewechselte David foulte Yildirim im eigenen Strafraum – Elfmeter für den SSV. Andreas Albers (89.) traf ins rechte Eck zum 2:2. Im direkten Gegenzug die erneute Führung für Hamburg in einem verrückten Spiel. Glatzel segelte an einer Muheim-Flanke vorbei, doch Kinsombi stand goldrichtig und legte zurück auf Alidou. Der allerdings bekam den Ball nicht unter Kontrolle und schaffte gerade noch so den Pass zu Josha Vagnoman, der 91 Sekunden nach dem Regensburger Treffer zum 3:2 einschoss. In der Nachspielzeit dann noch ein Elfmeter, weil Guwara Kittel im Strafraum berührte. David Kinsombi (96.) übernahm die Verantwortung und ballerte das Ding an die Latten-Unterkante und von dahin ins Netz zum 4:2-Endstand vom Punkt.

Anzeige

Das Fazit: HSV gibt nicht auf

Man kann dem HSV vorwerfen, dass das System mehr als riskant ist und auch, dass man schlecht spielt, doch Kämpfen können die Rothosen – sie geben nicht auf. So war es auch am Sonnabend in Regensburg, wo man noch nie gewann. Die Führung hätte der Jahn verdient gehabt, das sollte klar sein, doch dieses Mal war Daniel Heuer Fernandes eine Bank, leistete sich keinen Fehler in den 96 Minuten. Miro Muheim erzielte ein Traumtor und Anssi Suhonen war zwar nicht so stark, wie gegen Karlsruhe oder Freiburg, doch er war schon stark und belohnte sich ebenfalls mit einem schönen Treffer. Das einzige Manko, das man stets und ständig bemängeln muss, ist der katastrophale Spielaufbau hintenraus. Dieses Mal vergurkte Moritz Heyer so ein Ding. Es muss doch nach 30 Ligaspielen zuvor einfach mal klar geklärt werden – nein, stattdessen wird es fußballerisch gelöst. Wenn man es nicht kann, muss man den einfachen Weg gehen – einfach spielen. Nein, der HSV will es meist schön und kompliziert machen. Super, wenn es klappt und eine Katastrophe, wenn nicht. Beim 1:1 kurz nach dem Seitenwechsel war das der Fall. Aber die Hamburger kamen zurück und fuhren am Ende einen nicht unverdienten Sieg ein, betrachtet man die gesamte Partie. Wenn die Hausherren in der ersten Viertelstunde ihre Chancen genutzt hätten, wäre Tim Walter mit seinem Team endgültig aus dem Aufstiegsrennen, doch vor dem Abendspiel zwischen St. Pauli und Darmstadt scheint wieder alles möglich. Verrückte 2. Liga… und dann war doch noch Tim Walter, der erneut auf Sonny Kittel in der Startelf verzichtete. Geschadet hat es vorerst nicht, doch als der Mittefeldspieler eingewechselte wurde, war er genau so, wie man sich ihn wünscht.

Die Stimmen nach der Partie

Tim Walter (Hamburg): „Je länger das Spiel ging, desto mehr haben wir es angenommen. Nach der Halbzeit kriegen wir dann ein denkbar unglückliches Gegentor, aber sowas passiert und auch das haben wir gemeinschaftlich aufgefangen. Wie meine Mannschaft bis zum Schluss versucht hat, zu gewinnen, und wie die Einwechselspieler neue Energie ins Spiel gebracht haben, ist aller Ehren wert. Da baut sich etwas auf bei dieser jungen Mannschaft und genau diesen Weg wollen wir weitergehen.“

Mersad Selimbegovic (Regensburg): „Wir müssen heute nach einer Viertelstunde 2:0 führen, dann wird das ein ganz anderes Spiel. So aber geht der HSV mit seinem ersten Torschuss in Führung – einem Sonntagsschus am Samstag. In der Folge haben wir nicht mehr viel zugelassen, sind verdient zum Ausgleich gekommen und kassieren dann den nächsten schönen Treffer aus der Distanz. Das war bitter, aber wir sind erneut zurückgekommen und haben verdient ausggelichen. Was dann passiert ist, ist aus unserer Sicht einfach nur unglücklich. Aber wir dürfen stolz auf uns sein, denn wir waren auf Augenhöhe mit dem HSV.“

Der 31. Spieltag (22. – 24.4.)

Düsseldorf – Dresden 2:2
Karlsruhe – Ingolstadt 2.2
Schalke – Bremen 1:4
Kiel – Heidenheim 1:1
Regensburg – Hamburg 2:4
St. Pauli – Darmstadt (20.30 Uhr)
Paderborn – Hannover (So., 13.30 Uhr)
Nürnberg – Sandhausen
Aue – Rostock

Die Tabelle

1.SV Werder Bremen3158 : 4057
2.FC Schalke 043165 : 4056
3.FC St. Pauli3055 : 4053
4.Hamburger SV3158 : 3251
5.SV Darmstadt 983059 : 4351
6.1. FC Nürnberg3045 : 3950
7.1. FC Heidenheim 18463138 : 4246
8.SC Paderborn 073051 : 4144
9.Karlsruher SC3152 : 4940
10.SSV Jahn Regensburg3149 : 4639
11.Holstein Kiel3139 : 4939
12.Fortuna Düsseldorf3140 : 3838
13.F.C. Hansa Rostock3037 : 4738
14.Hannover 963029 : 4236
15.SV Sandhausen3034 : 4735
16.SG Dynamo Dresden3130 : 4230
17.FC Erzgebirge Aue3029 : 6122
18.FC Ingolstadt 043128 : 5820
Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.