Jedenfalls nicht vordergründig. Alkohol ist verpönt, Corona irgendwie auch. Noch bis Anfang Oktober galten im Emirat strenge Corona-Regeln mit Maskenpflicht und nachgewiesenen Impfungen als Eintrittskarte ins Leben. Schwierig bei einer WM. Also wurde die Maskenpflicht bis auf den Einrichtungen im Gesundheitswesen abgeschafft, WM-Besucher mussten auch keinen Test mehr bei der Einreise vorweisen. Nach jetzt fast drei Wochen WM liegt die Inzidenz in Katar bei 158, was aber nur ein Schätzwert sein kann, denn getestet wird nicht.
Im öffentlichen Leben spielt Corona keine Rolle mehr, in der Metro, in den Fanzonen oder in den Stadien drängen sich die Einheimischen und Fans. Wie im normalen Leben vor der Pandemie. An einem Ort allerdings ist Corona sogar begehrt: „Coronita Cerveza“, das mexikanische Bier, fließt in Strömen in der „Champions-Sportbar“. Ein Hort der Freude für viele Fußball-Fans, denn Alkohol ist im Emirat
kaum zu bekommen, was sich bei den Straßenfeten der Engländer durchaus positiv auswirkt. Doch im „Champions“ im Marriot-Hotel an der Westbay darf jeder trinken, was auch reichlich genutzt wird. 0,25 Liter Bier kosten umgerechnet gut 20 Euro, was niemand sonderlich zu beeindrucken scheint. Das Lokal mit TV-Bildschirmen an allen Wänden ist jeden Abend voll – wie viele der Besucher auch. Am Dienstagabend ergattere ich gerade noch einen Platz in zweiter Reihe an der Theke. Portugal gegen Schweiz. Viele Afrikaner feiern ihren Sieg gegen Spanien ausgiebig. Vor mir sitzen zwei junge Marokkanerinnen, allenfalls um die 20, die eine eingehüllt in ihre Nationalfahne, die andere im Messi-Shirt ohne Hose. Vorsichtig kommen wir ins Gespräch. Als ich mich als Deutscher vorstelle, glaube ich Mitleid in ihren Gesichtern zu entdecken, Als ihr Bier sich dem Ende neigt, wird Nachschub geholt. Lady Messi kommt wenig später mit zwei Guiness und zwei Corona zurück. Irritation meinerseits.
Soll ich mich von zwei kleinen Marokkanerinnen aushalten lassen? Aber wieso vier Bier, wir sind doch nur zu dritt? Die Biere landen auf dem Tisch vor ihnen, mich beachtet niemand mehr. Irgendwann frage ich mit Blick auf die vier Bier: Ob auch ihre Kerle noch kommen? Wieso, antwortet Lady Messi: First half, second half. Erste Halbzeit, zweite Halbzeit. Cheers.