Zwischen Bundesliga-Traum und Abstiegskampf

Ein Kommentar von Gerrit Loleit

Das Holstein-Stadion. Archivfoto: Lobeca/Henning Rohlfs

Wer hätte vor elf Jahren gedacht, dass Holstein Kiel in dem kurzen Zeitraum den Sprung aus der Regionalliga Nord in die Bundesliga schaffen würde. Davon haben sicherlich viele geträumt, aber nicht unbedingt daran geglaubt. Seit dieser Spielzeit haben es die Störche geschafft als erste Mannschaft aus Schleswig-Holstein in die höchste Spielklasse aufzusteigen – seit Gründung der Bundesliga. Der Jubel und die Freude waren dementsprechend groß, doch ziemlich schnell wurde der Verein und die Anhänger auf den Boden der Tatsachen geholt und aufgezeigt, wie groß der Unterschied zwischen der 2. und der Bundesliga eigentlich wirklich ist.

Erster Punkt der Geschichte

Gut präsentierte sich das Team von Marcel Rapp bei der Premiere gegen die TSG Hoffenheim. Für Holstein wäre da sicherlich mehr drin gewesen. Das erste Heimspiel der Geschichte verlief ähnlich: Kein schlechter Auftritt der KSV, doch ein Doppelschlag des VfL Wolfsburg reichte aus zum Sieg. Das Highlight kam dann direkt am 3. Spieltag im Holstein-Stadion gegen den Rekordmeister FC Bayern München, jedoch benötigte Ausnahmetalent Jamal Musiala keine Minute, um das Spiel in Richtung der Münchener zu lenken. Am Ende gab es eine deutliche 1:6-Packung und so allmählich offenbarten sich die Probleme im Vergleich zur Spielzeit in der 2. Liga. Vor dem Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum war bereits klar, wenn man über die Saison hinaus in der Bundesliga verweilen will, dann ist Bochum einer der Gegner, die auf jeden Fall geschlagen werden müssen. Von Fehlpässen und vielen langen Bällen geprägt erzielte Shuto Machino kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer und eroberte damit den ersten Punkt jemals für eine Mannschaft aus Schleswig-Holstein. In der Folge gab es zu Hause die nächste Niederlage, doch am 5. Spieltag gelang der Coup gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen. Das nächste 2:2-Unentschieden.

Das Stürmerproblem

Trotz dessen kristallisierte sich immer wieder die schwache Defensive heraus. Viele Fehler in der Hintermannschaft und anders als in der 2. Bundesliga schaffte es Holstein überhaupt nicht mehr einen spielerischen Ansatz durchzubringen. Viele lange Bälle, aber kein geeigneter Stürmer, der das Leder fest machen kann oder Torgefahr ausstrahlt. Nach Niederlagen gegen Union Berlin und VfB Stuttgart gab es sogar noch die 0:3-Klatsche im DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln. Für Phil Harres war es der erste Startelfeinsatz. Zu Beginn der Saison war der 22-Jährige noch in der Regionalliga Nord unterwegs, doch die unglaubliche Ungefährlichkeit der Stoßstürmer der Störche musste irgendwie in den Griff bekommen werden. Einzig Machino strahlte größtenteils die Gefahr aus, auch Mal ein Tor erzielen zu können. Fiete Arp, Benedikt Pichler und Alexander Bernhardsson kommen zusammen auf mickrige drei Treffer. Währenddessen mit sechs Toren der beste Torschütze ist und Harres aus der Regionalliga kommend in acht Partien vier Tore beisteuerte. Im Duell mit dem 1. FC Heidenheim passierte dann wieder historisches. 1:0 zu Hause und somit der erste Dreier in der Bundesliga-Geschichte, der eigentlich Auftrieb geben sollte.

Peinliche Vorstellung gegen Gladbach – Rapp mit falschen Entscheidungen?

Endlich hat es geklappt dachten sich viele, doch die Durststrecke danach war umso größer. Eine Niederlage jagte die nächste. 0:3 hier, 1:4 da und dazwischen noch ein 1:3 im Aufsteiger- und Nordduell gegen FC St. Pauli. Was war das für ein müder Kick von der KSV. Viel schlimmer wurde es allerdings gegen Borussia Mönchengladbach. Die Darbietung ähnelte einer Trainingssimulation. Franck Honorat muss den Ball hereinbringen und Tim Kleindienst muss den hohen Ball per Kopf verwerten. Nur war es kein Training, sondern ein Pflichtspiel in der Bundesliga kurz vor der Winterpause. Sechs oder sogar siebenmal war dieses Szenario zu beobachten. Nach nicht einmal einer Minute hatte es ja bereits geklappt. An einem guten Tag hätte Kleindienst drei oder vier Tore erzielen müssen und damit wäre es am Ende ein 7:1 geworden für die Gladbacher. Auf aller Linie hat die Verteidigung versagt, was den bisherigen Saisonverlauf allerdings genau richtig widerspiegelte. Nur fünf Zähler nach 14 Spielen, eine grauenhafte Defensive mit 37 Gegentreffern und ein Offensivfußball, der nicht ansatzweise so aufgeht wie eine Klasse tiefer. Umso komischer einige Trainerentscheidungen von Rapp, den besten und gefährlichsten Spieler mit Machino oftmals von der Bank zu bringen oder sehr früh auszuwechseln. Gegen Mainz war es bereits nach gut einer halben Stunde vorbei, obwohl die einzigen Aktionen in der Offensive vom 25-Jährigen ausgingen. In Gladbach kam der Japaner in der 62. Minute ins Spiel. Auch Rapp hat sich mit einigen Entscheidungen keinen Gefallen getan.

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Ein Hoffnungsschimmer zum Jahresende

Viel Hoffnung gab es zum Jahresabschluss eigentlich nicht, obwohl mit dem FC Augsburg eine Mannschaft erwartet wurde, die in den vergangenen Wochen etwas ins Schwanken gekommen ist. Denkbar schlecht startete das Spiel, denn wie so oft kassierte Kiel bereits früh im Spiel den ersten Gegentreffer, doch diesmal ließen sie sich davon nicht unterkriegen, sondern blieben eiskalt vor dem Tor. Ein sehr starker Auftritt, insbesondere von Machino und Harres, sicherte einen furiosen 5:1-Heimerfolg. Ein extrem wichtiger Sieg, um mit einem guten Gefühl in die Winterpause zu gehen und im kommenden Jahr 2025 mit Selbstbewusstsein zu starten. Denn genau dieses braucht die Mannschaft aus dem hohen Norden. Selbstbewusstsein, Mut und Willen, um in den restlichen 19 Spielen genug Punkte zu sammeln und sich nicht vorschnell aufzugeben. Klar ist allerdings, dass dafür neue Spieler in der Defensive und Offensive benötigt werden. Mit Heidenheim, Hoffenheim, St. Pauli, Augsburg, Union Berlin und Bochum sind mehr Mannschaften im Abstiegskampf verwickelt, als noch zu Beginn zu erwarten war. Bis zum 15. Platz besteht jedoch bereits eine Lücke von sechs Punkten, die schnellstmöglich aufgeholt werden sollte, denn acht Zähler nach 15 Begegnungen sind extrem wenig und riechen förmlich nach Abstieg. Zwar macht der Auftritt gegen Augsburg Hoffnung, bedenkt man allerdings wie schwach viele Auftritte zuvor waren, dann muss sich einiges grundlegend ändern, damit es in der Saison 2025/2026 erneut Partien gegen Bayern München und Borussia Dortmund geben soll.

Welches ist das Team des Jahres 2024?

  • Tralauer SV (1. Herren, Fußball) (25%, 625 Votes)
  • Groß Grönau (3. Herren, Fußball) (18%, 457 Votes)
  • Eichholzer SV (1. Frauen, Fußball) (10%, 246 Votes)
  • ATSV Stockelsdorf (weibliche A-Jugend, Handball) (7%, 184 Votes)
  • VfB Lübeck (1. Herren, Fußball) (5%, 118 Votes)
  • VfB Lübeck (U17, Fußball) (4%, 109 Votes)
  • 1. FC Phönix Lübeck (1. Herren, Fußball) (4%, 104 Votes)
  • TuS Aumühle-Wohltorf (1. Damen, Handball) (4%, 100 Votes)
  • VfL Bad Schwartau (E-Jugend, Handball) (4%, 94 Votes)
  • TSV Siems (Alte Damen, Fußball) (3%, 80 Votes)
  • VfL Lübeck-Schwartau (1. Herren, Handball) (2%, 51 Votes)
  • Lorenz/Rietschel (Beachvolleyballteam) (2%, 40 Votes)
  • HL-SPORTS-Team (2%, 39 Votes)
  • SV Viktoria (1. Frauen, Fußball) (1%, 37 Votes)
  • FC Ahrensburg (1. Herren, Fußball) (1%, 35 Votes)
  • SSV Güster (1. Herren, Fußball) (1%, 30 Votes)
  • Eutin 08 (1. Herren, Fußball) (1%, 23 Votes)
  • VSG Lübeck (1. Herren, Volleyball) (1%, 20 Votes)
  • TSV Pansdorf (1. Herren, Fußball) (1%, 18 Votes)
  • MTV Lübeck (1. Herren, Handball) (1%, 17 Votes)
  • Timmendorf Beach Devils (Eishockey) (1%, 15 Votes)
  • MTV Ahrensbök (1. Herren, Fußball) (1%, 14 Votes)
  • SV Eintracht Lübeck (1. Herren, Fußball) (0%, 11 Votes)
  • TSV Süsel (0%, 8 Votes)
  • TSV Siems (1. Herren, Fußball) (0%, 7 Votes)

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Bildquellen

  • Kiel: Lobeca/Henning Rohlfs
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