Lübeck – Für die meisten Spieler der Handballtage war die Nacht von Samstag auf Sonntag wahrscheinlich besonders kurz. Kaum jemand hatte das Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Italien verpasst, das nach einem langen Elfmeterschießen erst um kurz vor Mitternacht beendet war. Das Public Viewing in der Hansehalle war gut besucht und die parallel stattfindende Spielerdisko entsprechend leer. Am nächsten Morgen begann die erste Spielrunde bereits um acht Uhr, sodass die wenigsten nach der Fußballfeier ausgeschlafen waren. Davon wollte sich aber niemand etwas anmerken lassen, denn endlich war nach zwei verregneten Tagen blauer Himmel und Sonnenschein zu sehen. Bei solch einem Turnierwetter wurden alle Kräfte gebündelt, ob ausgeschlafen oder nicht.
Über den Vormittag hielt sich das Wetter erstaunlich beständig. Die letzten Gruppenspiele wurden im Trockenen absolviert und erst zu den Spielen der K.o.-Runden zogen erste dunkle Wolken auf. Die Spielerinnen der weiblichen Jugend C des HT Norderstedt und des TV Verl ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie standen sich im Viertelfinale des A-Pokals gegenüber. Beim Zusehen gewann man schnell den Eindruck, dass sich der TV Verl mit hohem Vorsprung gegen die Norderstedter durchsetzen würde, denn in der Abwehr des HT entstanden bei nahezu jedem Angriff große Lücken, die von den Mädels aus Verl konsequent genutzt wurden. Torabschlüsse direkt vor dem Sechsmeterkreis ohne großes Einschreiten der Abwehr ließen auch der Torhüterin keine Chance. Nach dem Seitenwechsel änderte sich dieses Bild jedoch schlagartig und nun war Norderstedt das stärkere Team. Das Endergebnis von 12:11 für Verl spiegelte den Verlauf der Partie wieder, von der vor dem Seitenwechsel niemand geglaubt hätte, dass sie so eng ausgehen würde. Der TV Verl musste sich schließlich nur dem Halbfinalgegner AMTV Hamburg geschlagen geben und beendete das Turnier zufrieden auf dem dritten Platz des A-Pokals.
Glücklich mit dem eigenen Abschneiden war auch die zweite männliche Jugend B des Gastgebervereins MTV Lübeck. Zunächst als Gruppenvierter nur im B-Pokal gelandet, konnten die Jungs mit schönem Handball und einem starken Torwart nicht nur das Achtelfinale gegen die Nachbarn aus Stockelsdorf, sondern anschließend auch das Viertelfinale gegen die SG WIFT Neumünster für sich entscheiden. Im Halbfinale standen die Lübecker schließlich den Gästen aus Lettland gegenüber. Die Jungs von Ulbroka SK waren jeweils mindestens einen Kopf größer und den Spielern des MTV auch ansonsten körperlich deutlich überlegen, sodass der Sieg der Letten für die Zuschauer schon abzusehen war. Zudem mussten die Lübecker gleich zu Beginn des Spiels den Ausfall ihres Mitspielers Jonas verkraften, der bei einem Zweikampf unglücklich mit dem Kopf auf den Boden geprallt war und von den Sanitätern behandelt werden musste. Trotz allem konnten sich die Spieler aus Lettland bei Weitem nicht so deutlich absetzen, wie man es nach den Umständen erwartet hätte. Sie ließen die Lübecker sogar immer wieder bis auf ein Tor herankommen und entschieden die Partie erst in den Schlussminuten für sich. Bei Abpfiff stand es 13:10 und der MTV Lübeck war trotz großem Kampfs ausgeschieden.
Kurz darauf war in der Hansehalle eine ganz andere Qualität des Sports zu bewundern. Die Spielerinnen der weiblichen Jugend B der HSG Schülp-Westerrönfeld-Rendsburg spielten im Halbfinale des A-Pokals gegen den VfL Bad Schwartau erstmals wieder auf Hallenboden und diese Veränderung war dem Spiel deutlich anzumerken. Bodenpässe kamen an, Tempogegenstöße konnten ungehindert zu Ende gelaufen werden und das Spiel wurde schneller und präziser. Zwischen den Teams herrschte kräftemäßig ein Gleichgewicht, beide Mannschaften spielten konzentriert und auf Fehlervermeidung bedacht und so war nach sechs Minuten noch immer kein Tor gefallen. Die gesamte erste Hälfte über konnte sich noch keine Mannschaft als die bessere erweisen. Bei einem Stand von 1:1 wurden schließlich die Seiten gewechselt, und als wäre das erst der Spielbeginn gewesen, fiel gleich nach zwanzig Sekunden der zweiten Hälfte das erste Tor. Die vielen Lübecker Zuschauer in der Hansehalle feuerten die Mädels aus dem Nachbarort Bad Schwartau an und feierten sie, als diese die knappe Partie mit 6:3 für sich entschieden. Die Trauer der ausgeschiedenen Spielerinnen der HSG war schon bald verflogen, denn nach dem Finale konnten sie sich damit trösten, dass sie gegen die späteren Sieger des A-Pokals verloren hatten.
Eine besondere Partie war anschließend das Finale des A-Pokals in der männlichen Jugend A, denn es fand zwischen der ersten und der zweiten Mannschaft des VfL Bad Schwartau statt. Die zuschauenden Mädchen aus der weiblichen Jugend D freuten sich riesig, als ihnen die Idee kam, in diesem Spiel ihr gesamtes Vermögen auf Bad Schwartau zu setzen. Zunächst musste man sich als Zuschauer immer wieder fragen, welches der Teams die erste und welches die zweite Mannschaft war, denn spielerisch war keine Mannschaft deutlich überlegen und auch die Unterstützung der Zuschauer wurde beiden Kontrahenten gleichermaßen zuteil. Erst gegen Ende der zweiten Hälfte konnte sich Bad Schwartau I gegen Bad Schwartau II absetzen, und spätestens als der Schütze des 14:7 den Ball trickreich hinter seinem Rücken in das gegnerische Tor beförderte, war klar, wer dieses Spiel gewinnen würde. Der ersten Mannschaft gelang anschließend auch noch das 15:7 und damit hatte sie den A-Pokal gewonnen.
Deutlich knapper verlief das Finale des A-Pokals zwischen der männlichen Jugend D des MTV Lübeck und der HSG Eider Harde. Immer wieder wechselte die Führung zwischen den beiden Teams hin und her, woraufhin dem anderen Team stets zeitnah der Ausgleich gelang. Nach Ende der regulären Spielzeit war noch immer kein Sieger gefunden, weshalb sich die Jungs im Siebenmeterwerfen messen mussten. Beide Teams wollten es genauso machen wie die deutsche Fußballnationalmannschaft am Abend zuvor und mindestens einen Treffer mehr erzielen als der Gegner. Nachdem die ersten Schützen beider Teams ihre Würfe verwandelt hatten, entschied schließlich der Lübecker Torwart das Spiel mit zwei starken Paraden. Da sich die Schützen seiner Mannschaft weiterhin keine Fehler erlaubten, fielen sich die Lübecker nach Spielende als Sieger des A-Pokals in die Arme.
Dem Gastgeberverein gelang durch diesen Sieg die zweitbeste Platzierung des Turniers, denn der MTV Lübeck belegte im A-Pokal insgesamt zweimal den ersten, einmal den zweiten und einmal den dritten Platz. Eine bessere Platzierung erreichte nur der VfL Bad Schwartau, der – nicht zuletzt durch das vereinsinterne Finale – dreimal den ersten und viermal den zweiten Platz erspielte. Ein ähnliches Bild hatte sich für die Veranstalter bereits im Vorjahr ergeben, denn dort waren der MTV Lübeck und der VfL Bad Schwartau ebenfalls die erfolgreichsten Vereine gewesen. Ebenso wiederholte sich in diesem Jahr der erste Platz des A-Pokals in der weiblichen U21, der wie in 2015 an die jungen Damen des TSV Ratekau ging.
Die Platzierungen im A-Pokal:
Mini Mix:
1. Platz: TSV Rudow 1888 e.V. Berlin
2. Platz: VfL Bad Schwartau
3. Platz: MTV Lübeck I
Männliche Jugend A:
1. Platz: VfL Bad Schwartau I
2. Platz: VfL Bad Schwartau II
3. Platz: HSG Schülp-Westerrönfeld-Rendsburg
Männliche Jugend B:
1. Platz: ATSV Stockelsdorf I
2. Platz: VfL Bad Schwartau I
3. Platz: HAT Norderstedt
Männliche Jugend C:
1. Platz: SPR Wybrzeze Gdansk (PL)
2. Platz: Bramstedter TS I
3. TV Verl I
Männliche Jugend D:
1. Platz: MTV Lübeck I
2. Platz: HSG Eider Harde
3. Platz: AMTV Hamburg I
Männliche Jugend E:
1. Platz: MTV Lübeck I
2. Platz: SV Blau-Weiß-Grevesmühlen
3. Platz: SV63 Brandenburg-West
Männliche U21:
1. Platz: TuS Esingen
2. Platz: MTV Herzhorn
3. Platz: TSV Rudow 1888 e.V. Berlin
Weibliche Jugend A:
1. Platz: SV Hendstedt-Ulzburg I
2. Platz: VfL Bad Schwartau I
3. AMTV Hamburg
Weibliche Jugend B:
1. Platz: VfL Bad Schwartau II
2. Platz: Lübeck 1876 I
3. Platz: HSG Schülp-Westerrönfeld
Weibliche Jugend C:
1. Platz: VfL Bad Schwartau I
2. Platz: AMTV Hamburg I
3. Platz: TV Verl I
Weibliche Jugend D:
1. Platz: Holbæk Håndboldklub (DK)
2. Platz: HSG Schülp-Westerrönfeld-Rendsburg
3. HSG Störtal-Hummeln
Weibliche Jugend E:
1. Platz: TSG Wismar
2. Platz: HSV Frankfurt
3. Platz: SV Grün-Weiß Schwerin
Weibliche U21:
1. Platz: TSV Ratekau
2. Platz: HSG Tills Löwen 08
3. Platz: TSV Altenholz
Für die vielen Helfer begannen bereits am Nachmittag die Aufräumarbeiten und wenig später die Vorbereitung auf das Turnier im kommenden Jahr. Der Termin für die 23. Internationalen Lübecker Handballtage steht bereits. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2017 wird wieder auf der Lohmühle und dem Markt Handball gespielt und vielleicht spielt dann ja auch von Anfang bis Ende das Wetter mit.