Lübeck – Der Wetterbericht für den Freitag der Lübecker Handballtage hatte es bereits vorhergesagt, doch aus dem Organisationsteam hatte es niemand wirklich glauben wollen. Aber bereits in den späten Abendstunden des Vortages setzte der angekündigte Dauerregen ein und sollte sich ununterbrochen bis in den Freitagabend fortsetzen. Es dauerte nicht lange, da erreichen die Veranstalter die ersten Nachfragen von besorgten Teilnehmern, ob Spielbetrieb und Rahmenprogramm wie geplant stattfinden würden. Zunächst blieb man auf Seiten der Organisatoren standhaft und optimistisch, sodass um zehn Uhr mit dem ersten Spiel des Turniers auf dem Sparkassen Centre Court begonnen werden konnte. Der Kunstrasenplatz auf dem Markt war von Helfern und Trainern getestet und auch von den Schiedsrichtern für bespielbar erachtet worden, sodass auch die Mannschaften des MTV Tostedt und des MTV Lübeck keinen Rückzieher machten.
Während die hartgesottenen Zuschauer auf der Tribüne unter Regencapes und Schirmen Schutz suchten, waren die B-Jugendlichen dem Regen ausgeliefert. Doch beide Mannschaften ließen sich das schlechte Wetter nicht anmerken, wobei die Jungs aus Tostedt ein wenig besser mit den Bedingungen zurecht kam. Nach einer knappen Partie mussten sich die Lübecker mit 4:6 geschlagen geben, konnten sich aber gleichzeitig auf Wärme Wechselkleidung und eine Unterstellmöglichkeit freuen. In den folgenden Spielen auf dem Centre Court war stets jeweils eine ausländische Mannschaft angesetzt und es wurde schnell deutlich, dass der Lübecker Dauerregen die internationalen Gegner kein bisschen aus dem Takt bringen konnte. Bis auf eine Partie gingen alle Punkte an die Mannschaften aus Polen, Lettland, Dänemark und Brasilien und mit Ergebnissen wie 8:1 und 10:0 ließen sie kaum Zweifel an ihrer Überlegenheit. Einzig der männlichen Jugend B des MTV Lübeck gelang ein Spiel auf Augenhöhe gegen den Gegner aus Dänemark.
Das Spiel, in dem die Führung Minute für Minute die Seite wechselte, konnten die Lübecker schließlich mit 7:6 für sich entscheiden. Wenig später erreichte die Teilnehmer dann aber doch die Nachricht, dass sich das schlechte Wetter durchgesetzt hatte: die traditionelle Parade vom Holstentor zu den Spielstätten auf der Lohmühle musste abgesagt werden. Die Veranstalter waren sich einig, dass man den Spielern die Gelegenheit geben sollte, im Trockenen zu bleiben und sich aufzuwärmen, bevor um 18 Uhr die ersten Spiele auf den 22 Feldern der Lohmühle angepfiffen werden würden. Langweilen mussten sich die Sportler jedoch nicht, denn bereits um 16 Uhr wurde das in die Hansehalle verlegte Freundschaftsspiel zwischen der japanischen Jugendnationalmannschaft und dem Schleswig-Holstein-Ligisten MTV Lübeck angepfiffen.
Für die Japaner war es an ihrem spielfreien Tag die Möglichkeit zum Spaßhandball, für die Lübecker der erste Härtetest vor dem Beginn der Saison in der neuen Liga. Die Japaner jedenfalls sorgten durch ausgefallene Aufwärmübungen für Entertainment und in der Halbzeitpause standen sich der A-Jugend-Nationaltorwart und die sechsjährigen Zuschauer bei einem spontanen Siebenmeterwerfen gegenüber. Am Ende des Spiels kannte die Partie mit dem MTV Lübeck zumindest auf dem Papier einen Sieger und die Kleinsten waren glücklich, den ganz Großen einmal so nah gewesen zu sein.
Wenig später begannen die Mannschaft aus Dänemark und die nun angereisten Füchse aus Berlin mit dem Aufwärmen. Bei der körperlichen Überlegenheit der Dänen waren sich die Zuschauer schnell einig, wer das Spiel gewinnen würde. Und sie sollten Recht behalten. Die Füchse sahen keine Chance, an den Dänen vorbeizukommen und ein Tor zu erzielen und lagen bereits nach fünf Minuten mit 0:5 hinten. Im Laufe der ersten Halbzeit konnten die Dänen ihre Führung noch weiter ausbauen, sodass sie zur Pause mit elf Toren vorne lagen. In der zweiten Hälfte konnten sich die Skandinavier mit Fehlwürfen und Hinausstellungen sogar einige Fehler erlauben, der Sieg war ihnen zu keinem Zeitpunkt nehmen. Am Ende des Spiels stand es 36:25 und die zufriedenen Dänen nutzten nach dem Spiel die Gelegenheit, um im folgenden Spiel zwischen Deutschland und Israel die Taktiken ihrer nächsten Gegner zu studieren. Der Torreigen des letzten Spiels, den die Zuschauer glücklich verfolgen konnten, setzte sich in diesem Spiel weiter fort. Die deutlich stärkere deutsche Mannschaft zog schnell mit 6:0 davon und gab die Führung für keine Sekunde aus der Hand. Doch auf den eigentlichen Höhepunkt mussten die vielen Lübecker Fans bis zur Hälfte der zweiten Halbzeit warten: Der Schwartauer Juri Knorr, gerade erst siebzehn geworden und frisch in die U19-Nationalmannschaft nominiert, wurde spät eingewechselt und demonstrierte seinem Bundestrainer so gleich, weshalb er auf ihn setzen sollte. Unter besonders lautem Jubel der heimischen Zuschauer bewies er nicht nur Wurftalent und Geschicklichkeit, sondern auch ein geschultes Auge, um seine Mitspieler in Szene zu setzen. Unter anderem ihm war es somit zu verdanken, dass die deutsche Mannschaft die Partie mit 38:26 und somit mit einem deutlichen 12-Tore-Vorsprung gewann.
Unterdessen waren auf der nebenan liegenden Lohmühle die ersten Spiele des Turnierbetriebs angepfiffen worden. Bis auf ein Feld, das knöcheltief unter Wasser stand, waren alle anderen Plätze bespielbar. Beim Zuschauen des Spiels der A-Jugendlichen des Rellinger TV konnte man als Zuschauer schnell den Eindruck gewinnen, dass die Rellinger Jungs unter diesen Bedingungen trainiert hätten. Als wäre der Kunstrasen Hallenboden und der Regen nur Einbildung, spielten sie einen Tempogegenstoß nach dem anderen. Die Gegner des SV Adler Berlin hatten keine Chance, dagegen zu halten und sich schließlich mit 4:9 geschlagen geben.
Nach Abpfiff der letzten Partie blieben nur wenige Spieler auf dem Platz, um sich das Feuerwerk anzuschauen. Die meisten von ihnen und auch die Helfer und Organisatoren freuten sich auf eine heiße Dusche, um ausreichend Kraft für den kommenden Tag zu sammeln. Und dann sollte auch endlich der Regen aufhören.