Hamburg – Beim Handball Sportverein Hamburg muss Alfred Hitchcock erneut Pate gestanden haben, da mehr Spannung in der Sporthalle Hamburg nicht geht. Es war erneut Leif Tissier, der eine Sekunde vor der Schlusssirene das 27:26 zum Herzschlagsieg vor 3.142 begeisterter Zuschauer gegen den Mitaufsteiger TSV Bayer Dormagen beisteuerte. Gleiches gelang ihm bereits am 14. Oktober an gleicher Stelle gegen DJK Rimpar Wölfe mit einem identischen Ergebnis, auch unmittelbar vor dem Ende. Mit diesem Sieg haben die Hamburger erstmals in der 2. Handball-Bundesliga mit nunmehr 12:10 Punkten ein positives Punktekonto und sicherten sich Platz 10.
Wie berichtet stand Stammtorhüter Aron Edvardsson wegen einer Blinddarm Operation nicht zur Verfügung, so war der Jugend-Nationalspieler Marcel Kokoszka erstmals in der Startaufstellung. Er führte sich auch gleich mit zwei guten Aktionen ein, die den HSV Hamburg bereits nach 53 Sekunden das 1:0 durch Niklas Weller vom Kreis verschaffte. Bis zum 3:3 (6.) traf Weller noch zweimal, nachdem er gut am Kreis angespielt wurde. Mit einer Sprungeinlage eroberte Tissier den Ball in der Abwehr und schickte Thies Bergemann auf die Reise, der zum 4:3 vollendete.
In der Anfangs-Viertelstunde ließen technische Fehler und unvorbereitete Abschlüssen die Dormagener immer wieder in Ballbesitz kommen, ohne dass eine klare Torchance heraus gespielt wurde. So ging der Gast erneut beim 10:9 (19.) in Führung, was Trainer Torsten Jansen veranlasste, die grüne Karte zu ziehen. Es blieb ein offener Schlagabtausch, der nach dem Team Time Out des TSV nach 25 Minuten dazu führte, dass die Hamburger bis zur Pause keinen Treffer mehr erzielten, aber drei Tore einfingen. So gingen die Gäste mit einem 15:13 in die Halbzeit.
In der Kabine hat Toto Jansen anscheinend dopende Worte gefunden, die Mannschaft kam wie ausgewechselt auf die Platte zurück. Die Abwehr war flink auf den Beinen und Kokoszka im Tor fand den Kontakt zum Ball auch wieder. So drehte der Gastgeber innerhalb von nur zwei Minuten das Blatt und hatte mit 16:15 (33.) die Nase wieder vorn. Es entwickelter sich ein Spiel auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen, wobei keine Mannschaft mehr als ein Tor Vorsprung errang.
In dieser Phase vergab Lukas Ossenkopp einen Siebenmeter, was seine weiße Weste vom Punkt erstmals befleckte. Es war sein insgesamt 30.Siebenmeter in der laufenden Saison und der erste Fehlversuch, der am Pfosten landete. Auch in doppelter Überzahl gelang es dem HSV Hamburg nicht, sich vorentscheidend abzusetzen, aus dem 17:17 wurde lediglich ein 19:18 (39.).
Die Hamburger hatten die Nase zwar immer leicht vorn und gerieten nicht in Rückstand, so blieb es ein Spiel auf des Messers Schneide. Auch der gehaltene Siebenmeter (47.) von Kokoszka gegen Wieling, der seine anderen vier sicher verwandelte, brachte keine Sicherheit in Jansens Mannschaft. Immer wieder glich TSV Bayer Dormagen aus, so zum 23:23 (55.), was erneut eine Auszeit von Jansen nach sich zog. Die daraufhin folgende 24:23-Führung glich der TSV nicht nur aus sondern beförderte den Ball zum 25:24 (57.) ins leere Hamburger Tor.
Die Schlussphase des Spiels war nichts für schwache Nerven. Ausgleich durch Tissier zum 25:25 (58.) und der erneute Führungstreffer durch Herbst zum 26:25 gut eine Minute vor dem Ende. Es standen noch 48 Sekunden auf der Uhr, als Dormagens Trainer seine letzte Auszeit nahm. 30 Sekunden vor Ultimo erzielten die Gäste den erneuten Ausgleich. Nun war es Torsten Jansen, der seine letzte grüne Karte 27 Sekunden vor dem Ende zog. Die Marschroute wurde besprochen für den finalen Angriff.
Als noch sechs Sekunden zu spielen waren, hielten die Schiedsrichter die Uhr erneut an, weil nach einem Gerangel der Boden gewischt werden musste. Ein schnelles Abspiel und Tissier übernimmt den finalen Wurf und eine Sekunde vom der Sirene schlug das Geschoss im Gehäuse von Dormagen ein. Erneut war es Hamburgs quirliger Mittelmann, der den Herzschlagsieg eintüte. Der Jubel auf dem Feld und in der Halle kannte keine Grenzen.
Torschützen für den Handball Sportverein Hamburg:
Lukas Ossenkopp (7/4), Philipp Bauer (5), Leif Tissier (4), Niklas Weller und Kevin Herbst (je 3), Christopher Rix (2), Dominik Axmann (1/1), Thies Bergemann und Dominik Vogt (je 1)