Buxtehude – Es hat nicht zum 17. Saisonsieg gereicht, und doch wurde das 31:31 (15:15) wie ein solcher gefeiert. Das Top-Duell beim Buxtehuder SV II war nicht hochklassig, lebte dafür aber von einer sehr hohen Intensität und einer bis zur letzten Sekunde andauernden Spannung. Der Buxtehuder SV kann jetzt jedenfalls von sich behaupten, keines seiner beiden Aufeinandertreffen gegen den TSV Travemünde verloren zu haben. Das alles ändert aber nichts daran, dass die Raubmöwen weiterhin die Tabelle anführen. Dahingehend dürfte es in der nächsten Zeit eine endgültige Travemünder Zielausrichtung geben. Im Vergleich zum Frankfurt-Spiel, als Travemünde mit lediglich sieben Feldspielerinnen und einer Torhüterin an die Oder reisen mussten, sah die Personalsituation in Buxtehude nicht viel besser aus. Mit Malin Stammer konnte wenigstens eine der Bad Schwartauer A-Jugendlichen für Entlastung sorgen. Katharina Naleschinski hatte auf Grund ihrer Einladung zum Nationalmannschafts-Lehrgang im Vorwege abgesagt. Alina Krey plagt sich noch immer mit ihrem gebrochenen Finger herum. Und Lina Pooch kurzfristig ebenfalls fehlte, war Charline Röhr im Tor wieder auf sich alleine gestellt.
Im Sportzentrum Nord legten die Raubmöwen einen klassischen Fehlstart hin und lagen nach knapp vier Minuten mit 0:3 zurück. Ein durch Franziska Haupt verwandelter Siebenmeter verschaffte den Gästen den ersten Treffer. In den Folgeminuten lag der BSV mit ein oder zwei Toren vorne, der erstmalige Ausgleich fiel wiederum durch Franziska Haupts Siebenmeter (13.). Aller guten Dinge waren auch hier drei, mit ihrem bis dahin schon vierten versenkten Strafwurf war Haupt auch dafür verantwortlich, dass Travemünde mit dem 7:6 die erstmalige Führung gelang. Bis zur Pause wechselte diese ständig, das 15:15 ließ keine Tendenz für die zweite Halbzeit erkennen.
Zwar unterliefen beiden Mannschaften weiterhin viele technische Fehler, zumindest auf Raubmöwen-Seite war dieses jedoch auch der Tatsache geschuldet, dass sie so stark dezimiert innerhalb weniger Tage zwei Top-Spiele zu bestreiten hatten. An Spannung jedenfalls mangelte es dieser Partie jedenfalls nicht. Beide Mannschaften wollten unbedingt gewinnen und schenkten sich nichts. Bis zum 20:20 (37.) blieb alles eng zusammen, dann schien sich der Verlauf zu Gunsten der Gastgeberinnen zu verschieben. Julia Amman, Anja Ziegler und Annika Jordt verschafften dem BSV ein 23:20. In der Phase danach stellten die Raubmöwen ihre Nehmerqualitäten unter Beweis, so dass es nach knapp 46 Minuten wieder 25:24 für die Kruse-Schützlinge stand. Es folgten umstrittene Zeitstrafen gegen Buxtehude, Travemünde spielte plötzlich in dreifacher Überzahl. Diese nutzten Laura Riehl (Foto) und Karen Wessoly zum vermeintlich vorentscheidenden 27:24. Ein weiterer Konter hätte zum vielleicht vorentscheidenden 28:24 führen können. Doch mehr als ein Lattentreffer sprang nicht heraus.
Buxtehude bewies an diesem Tag, dass es ganz zu Recht eine wichtige Rolle in der Spitzengruppe einnimmt. Denn das von Steffen Birkner gut eingestellte Team kämpfte sich wieder zum 30:30. Freud und Leid lagen in diesem Fight sehr dicht beieinander. Als Ex-Raubmöwe Lisa Prior 15 Sekunden vor der Sirene einen Siebenmeter zum 31:30 verwandelte und zudem Frederikke Lærke eine Zweiminutenstrafe absaß, war Travemünde vermeintlich geschlagen. Auch der nochmalige Ballbesitz sprach für den BSV.
Während Travemündes Franziska Haupt durch ihre zwölf Tore hervorstach, gehörte das Finale dieses hochdramatischen Krimis Laura Riehl. Die Raubmöwen erkämpften sich ein letztes Mal den Ball, Riehl zog auf das gegnerische Tor zu. Dabei wurde sie immer weiter nach rechts abgedrängt, so dass ihre Wurfposition nicht die beste war. Irgendwie schaffte es Travemündes Nummer acht, den Ball im Tor unterzubringen.
Dass seine Mannschaft ihre Qualitäten in den letzten Sekunden demonstrierte und die fast besiegelte Niederlage abwendete, nahm Coach Thomas Kruse positiv auf. Ansonsten jedoch sparte er nicht mit Kritik: „Mit dem Ergebnis können wir leben. Ein Punkt in Buxtehude ist okay. Aber mir hat heute die Art und Weise nicht wirklich gefallen. Trotz der Ausfälle muss es unser Anspruch sein, auch in Buxtehude als Mannschaft spielerisch zu überzeugen. Das ist uns heute nicht gelungen. Von einem Spitzenniveau war diese Partie weit entfernt. Am Einsatzwillen hat es nicht gelegen, der war absolut okay. Aber das werden wir in den nächsten Tagen in Ruhe aufarbeiten, jetzt freuen wir uns erst einmal auf die zweiwöchige Pause. Ich möchte es aber nicht versäumen, mich im Namen der Mannschaft bei unseren weit über 50 Fans zu bedanken, die uns heute lautstark unterstützt haben. Unsere Zuschauer sind ein sehr wichtiger Bestandteil des bisherigen Erfolges."
Die Raubmöwen spielten mit: Röhr – Wulf (3), Stammer, Riehl (5), Schmidt (1), Haupt (12/6), Lærke (6), Kieckbusch (1), Wessoly (3).