Lübeck – Nach zuletzt drei sieglosen Spielen empfängt der VfL Lübeck-Schwartau am Freitag die SG BBM Bietigheim (19.30 Uhr, Hansehalle).
Hüttenberg, Elbflorenz und Konstanz – drei Spiele, ein Punkt. So hatten sich die Verantwortlichen um Trainer Piotr Przybecki das sicherlich nicht vorgestellt. Und jetzt kommt mit der SG BBM Bietigheim ein echtes Schwergewicht der Liga, das am besten sofort zurück möchte in die Belle-Etage des Deutschen Handballs. Keine leichte Aufgabe für die Jungs um Kapitän Martin Waschul, insbesondere mit dem Blick auf die
Verletztenmisere.
Trainer Piotr Przybecki (Foto) hat diesbezüglich auch einige Sorgenfalten im Gesicht: „Das Training in dieser Woche ist nur sehr eingeschränkt möglich gewesen. Wenn ich auf die Verletzten oder Erkrankten gucke, dann kommt da eine Top-Startsieben zusammen. Wir warten jetzt mal, was sich bis zum Anpfiff ergibt. Ich bin davon überzeugt, dass ich in jedem Fall eine
konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen werde.“
Da kommt ein Gegner wie Bietigheim ja vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Ansprüche und die Qualität der Gäste befreien den VfL zumindest von der Favoritenrolle. „Das mag man als Außenstehender vielleicht so bewerten. Wir gucken aber tatsächlich gar nicht so sehr auf die Rollenverteilung vor einem Spiel“, so Przybecki. „Wir wissen, dass mit der SG ein richtig dicker Brocken auf uns wartet. Sie spielen eine offensive 6:0-Deckung und verfügen über ein hohes Tempo. Wir schauen vor allem darauf, dass wir unser Spiel stabilisiert bekommen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und das bedeutet, gut und sicher in der Abwehr zu stehen. Das ist unsere Basis. Und mit unserem begeisterungsfähigen
Publikum im Rücken sollten wir auch die Chance auf ein erfolgreiches Spiel haben.“
Sollte die SG BBM Bietigheim ihr Ziel erreichen und der Aufstieg gelingen, wäre es insgesamt der dritte in der Vereinsgeschichte. Der wäre allerdings beinahe gar nicht notwendig gewesen. Am letzten Spieltag der vergangenen Spielzeit lagen nämlich alle Trümpfe bei den Baden-Württembergern. Bietigheim, 17., hatte am vergangenen Spieltag im Heimspiel gegen die punktgleichen Gummersbacher, 16., die bessere Ausgangssituation. Die vergangenen drei Heimspiele wurden allesamt nicht verloren (zwei Siege, ein Unentschieden). Der Tabellen-18. aus Ludwigshafen hatte nur theoretische Chancen auf den Klassenerhalt und das auch erstens nur, weil die Eulen am vorletzten Spieltag bei den Rhein-Neckar Löwen gewannen und zweitens, wenn sich Bietigheim und Gummersbach die Punkte teilten und man selbst gegen Minden gewinnen konnte. Wie unwahrscheinlich – und dennoch kam es genauso.
Durch diesen Betriebsunfall und der gleichzeitigen Vertragsverlängerung von Michael „Mimi“ Kraus kommt die 2. Bundesliga in den Genuss eines weiteren Weltstars – wenn er denn fit ist. Bislang konnte der Weltmeister von 2007 allerdings verletzungsbedingt erst zwei Spiele bestreiten. Dafür präsentiert sich der Mittelmann Jonas Link aktuell in blendender Verfassung. Przybecki: „Er ist ein hervorragender Lenker des Bietigheimer Spiels und dazu noch enorm torgefährlich.“ Nicht mehr zur Verfügung stehen den Bietigheimern Robin Haller (VfL Gummersbach) und Domenico Ebner (TSV Hannover-Burgdorf). Sportlich ist das ohne Frage ein Verlust. Bemerkenswert aber ist, dass nur zwei Leistungsträger den Verein nach dem Abstieg verlassen haben. Das sagt viel über den Ehrgeiz und die Überzeugungskraft der Verantwortlichen aus. Dass der Druck entsprechend hoch ist, kann man bislang insbesondere an den Heimauftritten ablesen – zwei Niederlagen (Hamm und Essen) und ein Unentschieden (gegen Eisenach) stehen da zu Buche. Auswärts ist die Bilanz mit zwei Siegen in Konstanz und Aue bislang noch makellos, sodass die SG wahrscheinlich froh über einen erneuten Gastauftritt ist. In Summe reichen die bisherigen Ergebnisse aktuell für den elften Tabellenplatz, allerdings punktgleich mit dem VfL (5:5). Auch hieran manifestiert sich, wie ausgeglichen die Liga und wie eng alles noch beieinander ist.
Die Mannschaft von Przybecki steht nach der zweiten Niederlage in Folge etwas unter Zugzwang, auch wenn die Rahmenbedingungen in beiden Spielen denkbar schwer waren. Positiv bleibt haften, dass jeweils ein Rückstand aufgeholt und in eine Führung umgewandelt wurde. Die Moral stimmt also. Ebenso nachhaltig bleibt allerdings auch im Gedächtnis, dass die Cleverness und Routine noch fehlten, um am Ende der beiden Spiele mit etwas Zählbaren von der Platte zu gehen.
Kann man ein aktuelles Muster erkennen? Der VfL-Coach hat dazu eine klare Meinung: „Nein. Wenn ich auch noch das Spiel gegen Hüttenberg dazu nehme, hatten die Punktverluste in allen drei Partien unterschiedliche Ursachen. Gegen Dresden haben wir die Anfangsphase verschlafen und dazu noch einige freie Bälle nicht im Tor unterbringen können. In Konstanz waren es Kleinigkeit im Defensivverhalten, die in der Summe den Ausschlag gaben. Gegen Hüttenberg war es vor allem eine Rote Karte, die uns aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Aber ich möchte auch noch einmal betonen, dass wir viele Ausfälle kompensieren mussten. Da lastet dann auch schon manchmal viel Verantwortung auf einzelnen Spielern. Daran werden sie wachsen und auch wir als Team werden im Verlaufe der Saison durch diese Erfahrungen reifen.“ Vielleicht zeigt sich das schon am kommenden Freitag.