Lübeck – Am Samstagmorgen begannen die Spiele der Internationalen Lübecker Handballtage bereits um 8.00 Uhr. Das Wetter belohnte die Frühaufsteher, denn erst gegen Mittag sollten erste Regenschauer einsetzen. Doch trockene und sonnige Bedingungen allein hätten nicht ausgereicht, den reibungslosen Spielablauf zu gewährleisten. Bei der Kontrolle der Spielfelder nach Abschluss der Runden des Vortages stellte sich heraus, dass der Centre-Court beschädigt war. Es stellte sich den Veranstaltern die Frage: Wo organisiert man nachts um 23.00 Uhr Material, um die durchgebrochenen Bolen zu ersetzen? Zum Glück gibt es Menschen wie Karl (72 Jahre), der selbst zu einer so unchristlichen Zeit noch für einen Einsatz zur Verfügung stand. Ausgerüstet mit dem notwendigen Ersatzteil aus dem unerschöpflichen Reservoir seines Schwiegervaters war er sofort zur Stelle. Die Scheinwerfer eines PKW sicherten die Beleuchtung des ansonsten stockdusteren Marktplatzes und Karl reparierte in einem 30cm hohen Zwischenraum den auf mehr als einem Quadratmeter eingebrochenen Boden. Nur durch diesen nächtlichen Einsatz des Felder-Teams war das Spielfeld CC1 rechtzeitig wieder bespielbar.
Ohne etwas von der beinahe-Katastrophe zu wissen, konnten die Mannschaften ihre Spiele pünktlich starten. Hierbei standen die ausländischen Teams im Fokus der Berichterstattung durch Presse und Fernsehen, bei ihnen kam auch außerhalb des Spielbetriebs keine Langweile auf. Parallel zur Essensausgabe um 13.00 Uhr wurden die Teilnehmer der Diskussionsrunde, die erstmalig bei den Handballtagen stattfand, im Turnierdorf begrüßt. Olaf Schimpf, Vertreter des HVSH, Holger Kretschmer und Thomas Knorr als ehemalige Bundesligaspieler und Trainer im Nachwuchsbereich und Christian Schwarzer, der Trainer der deutschen Jugendnationalmannschaft, debattierten im Laufe der folgenden Stunde über die Entwicklung des Jugendhandballs. Knorr kritisierte hierbei, dass den durchaus vorhandenen Talenten die Bereitschaft zum hochkarätigen Leistungssport durch schulischen Druck genommen wird. Sportinternate würden echten Talenten die Möglichkeit bieten, Schule und Sport zu verbinden. Diese Aussagen fanden allgemeine Zustimmung, Christian Schwarzer lobte diesbezüglich die Talente seiner Jugendnationalmannschaft.
Die Diskussionsrunde war kaum beendet, da entlud sich ein heftiges Gewitter über den Spielstätten, das zu einer fünfzehnminütigen Unterbrechung des Spielbetriebs führte. Insbesondere litt die weibliche U21 des SV Sülfeld auf dem Centre Court unter den widrigen Bedingungen, denn der Kunstrasen war durch den Regen extrem rutschig geworden. Trotzdem konnte sie nach Wiederanpfiff das unterbrochene Spiel gegen den VFL Tegel Berlin mit 6:1 für sich entscheiden.
Auf dem Sportplatz an der Falkenwiese überzeugte die männliche Jugend E der Feng Lin Elem. School aus Taiwan mit Spielübersicht und Teamwork, also das, was den Handball ausmacht. Als Zuschauer hatte man nicht den Eindruck, dass es sich um Kinder im Alter von neun Jahren handelte. Nach dem ungefährdeten Sieg der Taiwanesen gegen den VFL Bad Schwartau blieb noch Zeit für ein gemeinsames Foto der beiden Mannschaften. Die Gäste hatten sogar für jeden ihrer Gegner Gastgeschenke im Gepäck.
In der männlichen U21 gelang dem Torwart des SC Gut Heil Neumünster in der letzten Spielrunde des Tages eine ganz besondere Parade: Er hielt den letzten Wurf auf sein Tor -unter dem Jubel seiner Mannschaftskameraden- im Handstand. Nach dieser artistischen Leistung krönte er seine Vorstellung mit dem Gewinn des Sackhüpfens im Rahmen des Coaches‘ Contests. Zum Gesamtsieg reichte es jedoch nicht mehr, vielleicht hatte er sich bereits verausgabt.
Mit dem Coaches‘ Contest und den Auswahlspielen ging der zweite Tag sportlich zu Ende. Während sich die Spieler für die Players‘ Night bereit machten, waren fleißige Hände damit beschäftigt, die Plätze für den nächsten Tag in einen ordnungsgemäßen Zustand zu bringen. Im Wettstreit um die beste Platzierung hat auch am Sonntag jede Mannschaft mindestens ein weiteres Spiel und damit die Gelegenheit, in der K.O.-Phase des A- oder B-Pokals eine Runde weiter zu kommen. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg!