Kiel – Der HSV Handball musste sich im Spitzenspiel am Ostersonnabend beim THW Kiel mit 27:30 (11:13) geschlagen geben. Vor 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen Arena präsentierte sich der HSV hochmotiviert, doch die gesamte Partie war, emotional wie leistungstechnisch, ein Auf und Ab. Gegen einen ebenfalls gut aufgelegten THW entwickelte sich so die erwartete Partie auf Augenhöhe, in der sich der THW Vorteile erarbeiten konnte, die die Gäste immer wieder ausglichen. Zur Pause lag der THW allerdings mit 13:11 in Front. Im zweiten Durchgang blieb es eine umkämpfte Partie, in der sich weiterhin die Hausherren über Führungen freuen konnten. Die Hanseaten steckten aber nie auf und hielten die Partie weiter offen. Kurz vor dem Ende scheiterte allerdings ein weiterer Versuch auf zwei Tore zu verkürzen, sodass die Zeit knapp wurde und der HSV am Ende mit 27:30 knapp den Kürzeren zog. Bester Werfer des Nachmittags war Domagoj Duvnjak (Foto) mit neun Toren. Für den THW erzielte Filip Jicha acht Treffer.
Nach einem langen ersten Angriff erzielte Pascal Hens das erste Tor des Nachmittags zum 1:0 in der zweiten Minute. Auf der Gegenseite war dann Marko Vujin per Siebenmeter zum Ausgleich erfolgreich, und der Serbe erzielte auch die 2:1-Führung von der Linie, nachdem Hans Lindberg den ersten und einzigen Strafwurf für den HSV vergeben hatte. Fredrik Petersen und Marcin Lijewski trafen dann zum 2:2 und 3:3-Ausgleich (8. Minute), bevor der nächste Siebenmeter den THW eine Minute später mit 4:3 in Vorlage brachte. Die Hamburger taten sich in dieser Anfangsphase vor allem im Angriff gegen einen 3:2:1-Deckung der Gastgeber schwer, was die Zebras durch zwei Gegenstöße von Filip Jicha zur 6:3-Fürhung nach elf Minuten nutzten, und Martin Schwalb zur ersten Auszeit zwangen. Diese verfehlte ihre Wirkung nicht, die Hamburger 5:1-Abwehr legt den Grundstein für einen 3:0-Lauf mit Toren von Hans Lindberg, Fredrik Petersen und Marcin Lijewski, mit dem der HSV in der 14. Minute wieder zum 6:6-Ausgleich kam. In der Folge wurde zwar die leichte Anfangsnervosität abgelegt, aber auch die Torhüter kamen besser in die Partie, sodass es in der 19. Minute bei 7:7 weiter remis stand. Nach je einem weiteren Tor auf jeder Seite nutzte der THW eine weitere HSV-Phase ohne Tor, um mit drei Treffern in Serie bis zur 25. Minute mit 12:8 in Vorlage zu gehen. Erst nach acht torlosen Minuten durchbrach dann Domagoj Duvnjak den Bann und traf zum 9:12, sowie wenig später Marcin Lijewski zum 10:13 (30.) In der Schlussminute des ersten Durchgangs markierte der Pole auch das 11:13, das zugleich den Halbzeitstand bedeutete.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit scheiterte zunächst Matthias Flohr im Gegenstoß an Thierry Omeyer, wenige Sekunden später machte es Domagoj Duvnjak aber besser und traf zum 12:13 (31.). Filip Jicha erhöhte dann mit einem Doppelpack auf 15:12 für sein Team (33.), und in den nächsten Minuten fielen die Tore abwechselnd auf beiden Seiten. In der 37. Minute lag der THW so mit 18:15 in Front, doch drei Tore von Michael Kraus, Hans Lindberg und Igor Vori glichen die Partie in der 39. Minute erneut aus (18:18). Marcin Lijewski musste zu diesem Zeitpunkt verletzt ausgewechselt werden, sodass die Hanseaten fortan mit einem Rechtshänder im rechten Rückraum spielen mussten. Das war sicherlich kein Vorteil und die nächsten drei Minuten gehörten wieder den Hausherren, die durch einen eigenen 3:0-Lauf den alten Abstand bei 21:18 in der 42. Minute wiederherstellten. Nun war wieder der HSV an der Reihe und nach Toren von Blazenko Lackovic und Stefan Schröder war die Partie eine Viertelstunde vor dem Ende beim Stand von 20:21 aus Sicht des HSV weiter völlig offen. Bis zur 50. Minute lief dann erneut vieles gegen die Gäste und weitere drei Kieler Treffer in Folge sorgten für das 24:20 für die Hausherren. Die Elbstädter gaben sich aber weiterhin nicht auf und kamen durch zwei Tore von Domagoj Duvnjak wieder auf 22:24 heran (51.). In der Schlussphase gelang es der Mannschaft von Martin Schwalb jedoch nicht, weiter zu verkürzen. Fünf Minuten vor dem Ende war es Igor Vori, der zum 24:26 traf und mit seinen Toren acht und neun gelang Duvnjak das 26:28 eine Minute vor Schluss. Nach einem weiteren Treffer durch Filip Jicha verpasste es der HSV schließlich, erneut dichter heranzukommen, sodass der Tscheche das Spiel mit dem 30:26 in der 60. Minute entschied. Den letzten Treffer einer umkämpften Partie erzielte Fredrik Petersen zum 27:30-Endstand aus Sicht der Hanseaten.
Der HSV hat nun bis Dienstag, 9. April, Zeit, um seine Akkus nach sechs Spielen in 18 Tagen für den wichtigen Monat April aufzuladen. Dann treffen die Hanseaten innerhalb von 20 Tagen viermal auf die SG Flensburg-Handewitt sowie auf den TUSEM Essen. Zudem könnte es zu einem weiteren Spiel im Finale beim Lufthansa Final Four kommen, in dem der Gegner erneut der THW sein könnte.
THW Kiel: Omeyer (16/1 Paraden, 1.-60.); Palicka n.e.;
Jicha 8, Vujin 6, Toft Hansen 3, Zeitz 3, Ilic 2, Klein 2, Sprenger 2, Palmarsson 2, Sigurdsson 1, Narcisse 1, Ahlm, Ekberg, Wiencek n.e.
HSV Handball: Bitter (17/1 P., 1.-60.); Beutler (für einen Siebenmeter eingewechselt); Herrmann n.e.;
Duvnjak 9, Lijewski 4, Vori 4, Petersen 3, Lindberg 2, Schröder 2, Hens 1, Kraus 1, Lackovic 1, Jansen, Flohr, Nilsson, Terzic n.e.
Siebenmeter: 5/6 – 0/1 (Bitter pariert gegen Vujin – Lindberg verwirft gegen Omeyer)
Zeitstrafen: 2 – 2 (2x Sprenger – Flohr und eine Zeitstrafe gegen die Bank)
Schiedsrichter: Ralf Damian / Frank Wenz (Bingen / Mainz)
Spielfilm: 0:1 (2.), 2:2 (6.), 3:3 (8.), 6:3 (11.), 6:6 (14.), 7:7 (17.), 8:8 (21.), 12:8 (25.), 12:9 (29.), 13:11 (30.) – 13:12 (31.), 15:13 (34.), 18:15 (37.), 18:18 (39.), 21:18 (42.), 21:20 (45.), 24:20 (50.), 24:22 (51.), 25:22 (53.), 27:24 (57.), 29:26 (59.), 30:26 (60.), 30:27 (60.)
Stimmen zum Spiel:
Martin Schwalb (Trainer HSV Handball): „Glückwunsch an den THW und an Alfred und alle, die heute in der Halle waren. Ich glaube, es war für alle Beteiligten, so auch die Zuschauer und die Schiedsrichter eine spannende Partie. Wir sind gut reingekommen, lagen dann aber hinten. Das war auch der Spielfilm des gesamten Spiels, dass wir in Rückstand geraten, dann aber immer wieder zurückgekommen sind. Im Rückraum hatten wir nicht immer die richtigen Lösungen und mussten dann auch noch auf Marcin Lijewski verzichten. Mit einem Rechtshänder auf der rechten Seite ist es dann schwierig, den Druck aufrechtzuerhalten. Die Abwehr hat mir ganz gut gefallen und auch Jogi hat relativ viele Bälle gehalten. Es ist schade, dass es am Ende nicht gereicht hat, aber schlimmer würde ein längerer Ausfall von Marcin und Toto wiegen. Mein Team hat aber ein gutes Gesicht gezeigt, und auch wenn der ein oder andere Fehlwurf zu viel war, können wir erhobenen Hauptes aus der Halle gehen.“
Alfred Gislason (Trainer THW Kiel): „Ich denke, es war ein hochklassiges Handballspiel. Wir haben über die gesamte Zeit besser gespielt als in den letzten Wochen. Das war auch nötig, und ich freue mich, dass wir eine umkämpfte Partie gegen eine hochklassige Mannschaft gewonnen haben. Ich würde mich freuen, wenn wir dem HSV in diesem Jahr noch zweimal begegnen.“
Blazenko Lackovic (Rückraumlinks HSV Handball): „Ich denke, wir haben stark gekämpft. Wir waren eigentlich immer dran, aber in den entscheidenden Situationen waren einige Fehler zu viel und einige falsche Entscheidungen dabei. Das darf im Spiel gegen Kiel nicht passieren. Da musst du 60 Minuten lang top konzentriert bleiben. Aber jetzt ist es eben so.“
Johannes Bitter (Torhüter HSV Handball): „Das Duell mit dem THW ist ein ewig junges Duell. Das nächste ist immer das, auf das man sich freut. Dementsprechend sind wir heute ins Spiel gegangen und waren bis in die Haarspitzen motiviert. Ich denke, die Zuschauer haben ein mitreißendes Handballspiel gesehen. Gerne hätten wir natürlich für ein anderes Ende gesorgt.“
Christoph Wendt (Geschäftsführer HSV Handball): „Wir werden jetzt ein zwei Tage durchatmen und uns dann auf Flensburg konzentrieren. Da geht es in jedem Spiel um sehr viel, und wir werden versuchen, uns da reinzubeißen, um die Flensburger möglichst in dem ein oder anderen Wettbewerb hinter uns zu lassen.“