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Lübeck – „Jetzt erst recht!“ Mit diesem Motto gingen die Travemünder Raubmöwen in das Kellerduell gegen den Tabellenletzten SV Allensbach. Der Wille zum ersten Heimsieg war ohne Frage da. Gereicht hat es allerdings nur zu einem 28:28 (13:14). Zu wenig, denn so wird es für den TSV Woche für Woche schwieriger, dem Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, standzuhalten.

Diesen extrem hohen Druck, der auf den Raubmöwen lastete, konnten diese nicht ausblenden. Dennoch lag Travemünde nach Toren von zwei Mal Franziska Haupt sowie Leonie Wulf in der sechsten Minute mit 3:1 in Führung. Doch nach dem 4:2 durch Laura Riehl (8.) kam es zum ersten kleinen Bruch im Spiel. Der SV Allensbach traf drei Mal in Serie und lag nach Kirsten Watzkes verwandeltem Siebenmeter in der zehnten Minute erstmals in Führung.

Der TSV Travemünde durchlebte bis zum Pausenpfiff das Auf und Ab, das er in fast allen bisherigen Spielen sich und seinen Anhängern zumutete. Denn der kurzen Schwächephase folgten nach der ersten Auszeit fünf starke Minuten, in denen die Schützlinge von Thomas Kruse aus einem 4:5 ein 8:5 machten. Schnelle Spielzüge, ein gehaltener Siebenmeter Annika Kranichs (kam zu diesem für die gute Mareike Vogel ins Tor) machten Hoffnung auf mehr. Und das auch trotz der Kopfverletzung, die sich Kapitänin Leonie Wulf zuzog. Mit einem Verband ging es aber nach kurzer Behandlung weiter.

Länger wurde diese Druckperiode nicht aufrechterhalten. Die Gäste, denen noch die Anreise von mehr als 900 Kilometern in den Knochen steckte, glichen sogleich wieder aus. Bis zur Sirene wechselte die Führung mehrfach, wobei der SV Allensbach das bessere Zwischenergebnis für sich verbuchen konnte.

Das 13:14 aus Travemünder Sicht ließ für die zweite Halbzeit natürlich alle Optionen offen. Ein abgefangener Ball Nina Schmidts bildete den vielversprechenden Auftakt. Im Gegenzug verwandelte Frederikke Lærke den zweiten Travemünder Siebenmeter zum 14:14.

Mit einer nun offensiveren Deckungsvariante, Vivien Bartlau (Foto) verpasste der Allensbacherin Stefanie Hotz eine Sonderbewachung, sollte der Druck auf die Süddeutschen erhöht werden. Das hätte gut aussehen können, wenn sich nicht wieder diese Flut an technischen Fehlern, die sich wie ein roter Faden durch die bisherige Saison zieht, in den Vordergrund gespielt hätte.

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So hatte auch die 15:14-Führung nach 33 Minuten nur kurzen Bestand. Allensbach lag nun seinerseits in der 38. Minute mit 18:16 vorne. Den Raubmöwen spielte immerhin in die Karten, dass im Allensbacher Tor sowohl Steffi Neumann als auch Nathalie Wörner kaum einen Ball anfassten. Bis zur 46. Minute sah sich SV-Coach Oliver Quarti gleich fünf Mal gezwungen, die beiden gegeneinander auszutauschen.

Auch insgesamt stellte der SV Allensbach keinen übermächtigen Gegner. Wieder hatten es sich die Travemünderinnen selbst zuzuschreiben, dass der erste Heimsieg noch lange nicht in Sichtweite war. In einem insgesamt sehr verkrampften Spiel blieb es ausgeglichen und damit spannend. Bis zur 50. Minute legte Allensbach vor, die Raubmöwen glichen aus. Ein durch Vivien Bartlau erfolgreich abgeschlossener Tempogegenstoß brachte den Gastgeberinnen nach langer Zeit wieder die Führung (23:22). Die zu Saisonbeginn aus Schwerin gekommende Bartlau wirkte in der entscheidenden Schlussphase besonders willensstark und markierte in der 50. Minute auch das 24:23. Karen Wessoly setzte sofort mit dem 25:23 nach, so dass die Raubmöwen in der zweiten Hälfte erstmals mit zwei Toren vorne lagen.

Es ist kaum verwunderlich, dass auch dieser Vorteil nicht zum entscheidenden Zwischenspurt genutzt wurde. Denn nach 55 Minuten führte wieder der SV Allensbach mit 27:26, zwei Minuten vor Schluss mit 28:27. Und dazu eine Zeitstrafe gegen Laura Riehl und kurz darauf auch gegen Leonie Wulf (28:28). 30 Sekunden vor Schluss Ballbesitz für den TSV Travemüde. Vivien Bartlau hätte zur Matchwinnerin werden können, wenn ihr der letzte Wurfversuch gelungen wäre. Somit Ballbesitz für Allensbach, doch Mareike Vogel hielt mit ihrer zwölften Parade wenigstens den Punkt fest.

Das Spiel war noch nicht zu Ende. Die Raubmöwen im Angriff, Thomas Kruse nimmt sieben Sekunden vor Schluss die letzte Auszeit. Dieser letzte Zug sollte den Sieg bringen. Dazu sollte es allerdings nicht mehr kommen, denn nach Freigabe durch das Schiedsrichtergespann sprang Frederikke Lærke beim Anwurf in die Luft. Diese Entscheidung sahen die meisten Travemünder Zuschauer als richtig an. Ganz im Gegensatz zu den 60 Minuten davor, in denen sich die beiden Unparteiischen sehr häufig lautstarke Kritik gefallen lassen mussten.

Thomas Kruse nach dem Schlusspfiff: „Ganz klar, ein Punkt ist zu wenig. Der Druck, der im Vorwege von außen hereingetragen wurde, war den Mädchen anzusehen. Natürlich haben wir wieder viel zu viele Fehler gemacht. Auch darfst du gegen Tabellenletzten keine 28 Tore kassieren. Aber ich behaupte, dass uns die beiden Schiedsrichter heute den Sieg gekostet haben. Die Unausgeglichenheit gerade bei Siebenmeterentscheidungen (sechs Travemünder Strafwürfen standen elf für den SV Allensbach gegenüber) war heute so etwas von deutlich.“

Die Raubmöwen spielten mit: Vogel, Kranich – Wulf (3), Bartlau (7/3), Krey, Stammer, Riehl (4), Naleschinski (1), Schmidt (1), Jordt (1), Stapelfeldt, Haupt (8/1), Lærke (1/1), Wessoly (2).

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