Lübeck – „Schicksalsspiel“, „Vier-Punkte-Spiel“, „Zum Siegen verdammt“ – es gibt so viele Umschreibungen für das erste Heimspiel des Jahres der Travemünder Raubmöwen. Doch letztlich bringen sie es auf den Punkt, denn alles andere als ein Sieg gegen den Tabellenzwölften HC Rödertal hilft der Mannschaft von Thomas Kruse nicht weiter. Bei einem Sieg wäre man wieder auf drei Punkte an den Gästen aus Sachsen dran, bei einer Niederlage würde der Rückstand sieben Punkte betragen; und das rettende Ufer wäre weit weg.
19:29 in Haunstetten, ein arg dezimierter Kader, der Fall auf den letzten Tabellenplatz und weiterhin nur ein Sieg in der laufenden Saison – viel Grund zur Freude und zu überschäumenden Optimismus hat man am Travemünder Steenkamp wahrlich nicht. Und da die Konkurrenz am letzten Wochenende kräftig punktete, liegt ein gutes Stück
Druck auf den Mädels von Thomas Kruse.
Aber es macht sich eine gewisse „Jetzt erst recht“-Stimmung breit, die Teammanager Frank Barthel auf den Punkt bringt: „Die Vorzeichen sprechen in jeder Hinsicht nicht für uns, das nehmen wir zur Kenntnis. Ich hoffe auf eine Trotzreaktion der Mannschaft!“ Auf diese hofft auch Trainer Thomas Kruse, der wiederholt betont, wie gut die Einstellung seiner Mannschaft ist.
Mit Laura Riehl (Daumenbruch), Jenny Stapelfeldt (Haarriss in der Wurfhand) und Malin Stammer (Bänder- und Kapselriss im Fuß) fallen vor allem im Rückraum wichtige Alternativen aus. Bei Katharina Naleschinski (Muskelfaseranriss) gibt es zumindest ein Fünkchen Hoffnung auf einen Einsatz, auch wenn Thomas Kruse eher mit einem Ausfall rechnet. Immerhin ist Nina Schmindt nach überstandener Handverletzung wieder fit.
Von seiner Zielsetzung für Samstag lässt sich der Trainer trotz des kleinen Kaders nicht abbringen: „Ich brauche sieben Spielerinnen auf dem Feld und die habe ich. Wenn wir unsere Fehler, speziell im Angriff minimieren und dem Gegner so die Chance auf einfache Tore durch Tempogegenstöße nehmen, dann werden wir die Punkte holen.“
Gegner HC Rödertal konnte beim deutlichen 31:19 über Bundesliga-Absteiger Bensheim in der Vorwoche den vierten Sieg der Saison feiern und sich damit ein kleines Polster im Abstiegskampf schaffen. Dieses will die Mannschaft mit ihrem neuen Trainer Karsten Moos natürlich nicht so einfach her schenken, zumal die „Bienen“ schon beim 29:23-Hinrundenerfolg über die Raubmöwen zeigen konnten, dass sie fies zustechen können. Überragende Spielerin bei den Sachsen ist Jurgita Markeviciute. Die 33jährige Litauerin warf bereits 91 Tore und liegt damit ligaweit auf dem dritten Platz der Torschützenliste. Hier wird der Mittelblock der Raubmöwen sehr gut stehen müssen, um die Tore aus dem Rückraum zu verhindern. Dennoch dürfte viel Arbeit auf die Torhüterin Mareike Vogel (Foto) und Annika Kranich zukommen.
Die Vorzeichen sprechen also fast alle gegen die Raubmöwen, doch am Samstag beginnt ein neues Spiel und die Raubmöwen wollen alles tun, um die zwei Punkte am Steenkamp zu halten. Anwurf in der Senator-Emil-Possehl-Halle ist um 16.30 Uhr.