Lübeck – Verbandstag des KHV: Der Letzte macht das Licht aus! Nach dem Rücktritt des Vorstands wollte gestern Abend keiner für einen neuen Vorstand kandidieren. Damit ist der Kreishandballverband Lübeck vorerst handlungsunfähig und das Amtsgericht Lübeck kommt ins Spiel.
Der Kreishandballverband (KHV) hatte seine Mitglieder zum ordentlichen Verbandstag geladen. Schon im Vorfeld war bekannt, dass der 1. und 2. Vorsitzende, der Rechtswart, der Vorsitzende der Spielkommission, der auch gleichzeitig das Amt des Männerwarts ausübt, der Schiedsrichterwart, der Lehrwart sowie der Referent für Schule und Sport ihre Ämter nach der Entlastung durch die Mitglieder niederlegen.
Grund war ein Antrag von acht Vereinen, die dem KHV angehören. Sie hatten einen Antrag auf Einberufung eines außerordentlichen Verbandstags gestellt, der wegen einer angeblich nichts aussagenden Begründung vom KHV abgelehnt wurde. Genug Zündstoff für einen Verbandstag, an dessen Ende die Buchstaben KHV für „Keine Handlungs-Vollmacht“ standen.
Björn Lohmann als 1. Vorsitzender des KHV begrüßte die Mitglieder, die Ehrenvorsitzenden und den Landesvorsitzenden des Handballverbandes Schleswig-Holstein (HVSH), Karl Friedrich Schwark. In seinem Grußwort dankte Schwark dem Vorstand für seine geleistete Arbeit und wünschte sich einen fairen, sachlichen und respektvollen Umgang untereinander bei diesem doch außergewöhnlichem Verbandstag.
Bei der Entlastung des Vorstands, die normalerweise „im Block“ vorgenommen wird, wurde aus den Reihen der Mitglieder der Antrag auf Entlastung der einzelnen Positionen gestellt. Dem Antrag wurde stattgegeben. Der Vorstand wurde zwar auf allen Positionen entlastet, dennoch standen der Zustimmung zur Entlastung mehr Enthaltungen entgegen.
Lohmann dankte nach seiner Entlastung den Mitgliedern des KHV, dessen Vorstandsvorsitzender er 14 Jahre lang war. „Ich bin dankbar für diese Zeit und für die Menschen die ich kennenlernen durfte. Ich gehe nicht in Greuel und wünsche dem Verband alles Gute“, sagte er.
Auch der 2. Vorsitzende, Heiko Hemmerich, der nach zehn Jahren KHV-Zugehörigkeit sein Amt zur Verfügung stellte, dankte den Anwesenden und bot seine Unterstützung für einen neu gewählten Vorstand an.
Da der KHV durch den Rücktritt der Vorstandsmitglieder und dessen Beisitzer nicht mehr handlungsfähig ist, somit also erst auf einem außerordentlichen Verbandstag ein neuer Vorstand gewählt werden kann, wurde aus den Reihen des Vorstands ein Dringlichkeitsantrag gestellt. Um wieder handlungsfähig zu sein, sollte mit diesem Dringlichkeitsantrag ein neuer Vorstand auf dem Verbandstag gewählt werden. Dieser Antrag wurde mit 31 Nein- und 15 Ja-Stimmen abgelehnt.
Gerade bei den kleineren Vereinen stieß diese Haltung gegenüber dem Vorstand bitter auf. Fragen wie „Jetzt sind wir genauso schlau wie vorher“, „Wie soll es denn jetzt weitergehen, habt ihr euch darüber auch Gedanken gemacht?“, waren die Meinungen im Raum, konnten aber nicht abschließend beantwortet werden.
Doch zurück zum Antrag auf einen außerordentlichen Verbandstag, der vom ATSV Stockelsdorf, VfL Bad Schwartau, TSV Groß Grönau, Lübeck 76, TuS Lübeck, DJK Lübeck, TG Rangenberg und dem LBV Phönix Lübeck an den Vorstand geschickt wurde. In diesem Antrag wird dem Vorstand grobe Pflichtverletzung vorgeworfen, die den Vereinen Schaden zugefügt hätte. Hierzu nahm ein Vertreter der TG Rangenberg Stellung, der elf verschiedene Mails an den Vorstand des KHV geschickt hatte und um Klärung bat. Bei nur einer Mail gab es eine Rückmeldung, die Konsequenz war die Abmeldung einer Mannschaft der TG Rangenberg aus dem laufenden Spielbetrieb. Weiterhin wurden fehlende Einträge in das SIS-System (Online-Ergebnisdienst), mangelnde Kommunikation zwischen Vorstand und Verein angegeben, die sich wie ein roter Faden durch die Saison gezogen hat. Die Vereine mussten sich in der laufenden Saison selber organisieren bei der Hallenbelegung oder der Organisation der Schlüssel für Spielstätten. Diese mangelnde Zusammenarbeit zwischen Verband und den Vereinen hat letztendlich dazu geführt, einen Antrag zu stellen.
Lohmann bedauerte die Vorwürfe, gab aber auch zu bedenken, dass das persönliche Gespräch nie gesucht wurde.
Weiterhin gab er zu bedenken, dass ein fehlender Vorstand auch rechtliche Schritte nach sich zieht. Er und der 2. Vorsitzende müssen nun dem Amtsgericht vorstellig werden und dem gegenüber erklären, dass der KHV keinen Vorstand mehr stellt. Dadurch fallen Gebühren an, die der finanziell nicht auf Rosen gebettete KHV bezahlen muss. Der Abschluss eines Mietvertrages für eine Geschäftsstelle kann nicht unterschrieben werden, die Spielpläne für die kommende Saison können nicht erstellt werden usw. „Dieses ist alles in Kauf genommen worden, von den Vereinen, die uns das Vertrauen nicht mehr schenken wollen“, fügte er hinzu.
Die Suche nach einer neuen Bleibe für den KHV (Räumlichkeiten wurden durch den Turn- und Sportbund zum 31.7. gekündigt) ist dem Vorstand seit zwei Jahren bekannt. Dass erst sieben Wochen vor der Räumung ein Objekt gefunden wurde, ist ein weiterer Kritikpunkt an dem Vorstand aus den Reihen der Vereine.
Lohmann erklärte die Situation. Es wurden über die zwei Jahre mehrere Objekte in Augenschein genommen. Einige Räumlichkeiten waren nicht sofort beziehbar, sondern es mussten Entscheidungen durch andere Organisationen getroffen werden, ob die Räumlichkeiten vermietet werden dürfen. In einem Fall das Sportamt und das Gebäudemanagement der Hansestadt Lübeck. Nun steht man unmittelbar vor dem Abschluss eines Vertrages, der aber nicht unterschrieben werden kann, da es keinen Vorstand gibt.
Alles in allem war es ein Abend, bei dem man sich gegenseitig die Schuld zuschob und aus dem kein Gewinner herausging.