Ein Kommentar von Chefredakteur Roland Kenzo:
Der „Lockdown“ in der Corona-Krise bleibt vorerst bis zum 3. Mai und somit das Kontaktverbot. Nun bekommen die Verbände kalte Füße und die ersten Meldungen machen die Runde, dass die Saison abgebrochen werden könnte. In Belgien, Niederlande und England hat man bereits teilweise die Reißleine ohne Rettungsschirm gezogen. Die Leidenden sind die Amateure. Österreich brach am Mittwoch die komplette Fußball-Saison unterhalb der beiden ersten Klassen ab. Auf- und Absteiger gibt es nicht. In Deutschland ist man zwiegespalten.
Soll man oder soll man nicht?
Und so einfach ist es vor allem nicht und vor hektischen Entscheidungen sollte man gut abwiegen, was ein Abbruch mit sich bringt. Entscheiden die Verbände so, kann man es auf den Lübecker Bereich herunterbrechen. Vereine wie der VfB Lübeck (Aufstiegsaspirant für die 3. Liga), 1. FC Phönix (hat viel für die Regionalliga investiert) oder Eichholzer SV (Verbandsliga-Tabellenführer) gucken in die Röhre und vieles ist verbrannt. Nutznießer sind die Clubs, die sportlich mitschwimmen oder am Absaufen sind. Wäre das fair? Diese Frage muss sich der Entscheider dann stellen und es könnten womöglich sogar Schadenersatzansprüche aufkommen. Wer übernimmt diese?
Profis spielen in einer anderen Liga
Großveranstaltungen sind bis zum 31. August (vorerst) untersagt, doch wer garantiert, dass danach eben diese Großveranstaltungen überhaupt wieder zugelassen werden. Möglich, dass es danach ebenfalls eine schrittweise Lockerung in diesem Bereich gibt, doch was ist, wenn nicht? Dass die Bundesliga weiterspielt, dürfte aufgrund des finanziellen Drucks der Vereine sicher erscheinen. Geisterspiele sind hier die einzige Lösung, doch wie lange sollen diese laufen? Hier geht es um viel Geld aus TV-Rechten. Die Amateure sind in diesem Fall nicht involviert und haben nur die Zuschauereinnahmen, wenn überhaupt. Doch die Frage bleibt: Wann dürfen die wieder spielen? Im September, Dezember oder Frühjahr des kommenden Jahres? Was würde dann ein Abbruch überhaupt bringen?
Landespokal und dann?
Das Landespokalfinale zwischen SV Todesfelde und VfB Lübeck ist der nächste Knackpunkt. Wer nimmt am DFB-Pokal teil und vor allem wann, wenn kein Sieger ausgespielt wird? Auf die rund 150.000 Euro verzichten vermutlich beide Clubs nicht gerne…
Definiere Großveranstaltungen!
Ab welcher Anzahl ist ein Event eine Großveranstaltung? Die Bundesländer sind nun dafür zuständig zu entscheiden, wie groß diese Zahl sein muss. Sind es 1.000 oder 500 oder gar 100 Besucher? Darüber wird man sich nun Gedanken machen und erst dann kann man seriös entscheiden, ob irgendeine Option in Sachen Sportveranstaltungen allgemein Sinn macht.
In der Ruhe liegt die Kraft
Legt man zwei Beispiele aus der Hansestadt noch einmal zu Grunde. Die Fußballer des VfB Lübeck und den Handball-Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau. Was passiert dort? Auf den einfachsten Nenner könnte nur das Ziel Kurzarbeit sein. Damit wären diese beiden Vereine für einen langen Zeitraum erst einmal im „Fegefeuer“ und finanziell nicht ruiniert. Zwar ist das nicht Fisch und nicht Fleisch, doch es ist der Faktor Zeit, der ihnen hilft. Diesen Trumpf spielt die Bundesregierung seit Beginn der Corona-Krise. Und diesen Trumpf spielen Deutsche Fußball-Liga (DFL), Deutsche Fußball-Bund (DFB), Handball-Bundesliga (HBL) und andere. Und das ist auch gut so, denn wenn wir aktuell etwas haben, dann ist es Zeit…