Dortmund – Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat unter Handball-Bundestrainer Alfred Gislason ihr erstes Qualifikationsspiel zur EHF EURO 2022 am Donnerstag (5.11.) in Düsseldorf mühsam mit 25:21 gewonnen. Lange ausruhen ist nicht angesagt, morgen (8.11.) um 15.15 Uhr (deutscher Zeit, live im ZDF) wartet in Tallinn der nächste Gruppengegner Estland. Estland verlor die erste Begegnung der Qualifikation mit 28:31 in Bregenz gegen Österreich.
Gislason holt zwei neue Spieler in den Kader
Gislason legte gestern seinen etwas veränderten 16er-Kader fest, dabei rückten Till Klimpke (Tor) und Paul Drux (Rückraum Links) ins Team nach, während Silvo Heinevetter (Tor), Moritz Preuss (Kreis) und Fabian Böhm (Rückraum Links) den Lehrgang beendeten und die Heimreise antraten. Heute startete die Mannschaft mit einer Chartermaschine nach Tallinn, reiste mit dem Bus direkt weiter ins Hotel, wo sie sich einem weiteren Corona-Test unterzog und anschließend in Isolation in Einzelzimmer begab. Morgenvormittag sollen die Testergebnisse vorliegen.
Estland ebenfalls nicht mit voller Truppe
Wegen Corona-Reise-Einschränkungen kann auch Estlands Nationalmannschaft beim ersten Duell gegen Deutschland ebenfalls nicht aus dem Vollen schöpfen. „Ich wäre so gerne dabei gewesen, ich spiele seit zehn Jahren in Deutschland, aber es geht leider nicht“, war Mait Patrail enttäuscht, dass er nicht mitwirken kann. Schon das 28:31 in Österreich am Mittwoch zum Start der EM-Qualifikation verfolgte er nur im Fernsehen. Patrail spielt für die Rhein-Neckar Löwen, zuvor stand er unter anderem in Lemgo und Hannover unter Vertrag, seit 15 Jahren ist er Nationalspieler und der beste estnische Handballer.
Fast ebenso bekannt in Deutschland ist ein anderer Este: Dener Jaanimaa, der 2011 in Deutschland beim EHV Aue startete. Weitere Stationen waren ThSV Eisenach und HSV Handball bevor er unter Alfred Gislason beim THW Kiel spielte, danach auch für MT Melsungen und TuS N.-Lübbecke auflief. Jaanimaa, der mittlerweile für CSKA Moskau spielt, war zudem der erste Este, der beim Champions-League-FINAL4 in Köln (mit Kiel) an den Start ging. Auch er fehlte im Aufgebot der Esten am Mittwoch in Graz, als Karl Toom vom schwedischen Klub Varberg mit elf Treffern bester Werfer seiner Mannschaft war. „Karl hat ein verrücktes Spiel in Österreich hingelegt, auch unsere Torhüter waren richtig gut“, sagte Patrail, für den Deutschland morgen der große Favorit ist: „Die deutsche Mannschaft hat den besten Mittelblock der Welt und ist im Angriff von jeder Position gefährlich – aber wir Esten werden kämpfen“, sagte der Löwen-Spieler vor dem Premieren-Länderspiel zwischen Estland und Deutschland.
Estland noch nie für EM qualifiziert
Noch nie qualifizierte sich Estland zum Beispiel für eine Welt- oder Europameisterschaft. Überhaupt sind die Balten erst zum dritten Mal in der finalen Qualifikationsrunde zu einer EM dabei. Auf dem Weg zur EM 2012 in Serbien standen sie kurz vor dem Ticket – nach zwei Überraschungssiegen ausgerechnet gegen die Bosnier, die nun wieder ihr Gegner sind. Allerdings verlor das Team das entscheidende Spiel gegen Mazedonien deutlich. „Gegen Bosnien-Herzegowina haben wir schon einmal gewonnen, da rechne ich wieder etwas aus“, sagte Trainer Thomas Sivertsson: „Aber gegen Deutschland zu spielen, wird ein ganz besonderes Ereignis für uns. Die Deutschen sind positiv handball-verrückt und wollen und können jedes Spiel und jedes Turnier gewinnen“, sagte der Schwede. Kapitän Martin Johansson, der für Steaua Bukarest in Rumänien spielt, geht sogar noch weiter: „Deutschland ist stärker einzuschätzen als der Rest der Gruppe, aber vielleicht haben wir zuhause eine Chance. Mit unserem Teamgeist haben wir eine Gelegenheit, uns erstmals für eine EM zu qualifizieren.“
In Sivertssons vorläufigen Kader steht ein weiterer Deutschland-Legionär, Karl Roosna vom Füchse-Kooperationspartner VfL Potsdam. Insgesamt zwölf der 29 nominierten Spieler verdienen ihr Geld im Ausland. Trotz Patrail und Jaanimaa blieb Estland in der Qualifikation zur EURO 2020 ohne einen Punkt – und musste somit in die Vorqualifikation zur EM 2022. Dort gelangen aber zwei deutliche Play-Off-Siege (38:33, 31:20) gegen Luxemburg.
Nach der Partie sofort Rückflug nach Deutschland
Die ursprüngliche Planung, erst am Sonntagmorgen, damit nur zum Spiel anzureisen, ließ sich trotz intensiver Bemühungen nicht mit den Vorgaben der estnischen Regierung vereinbaren. Noch am Abend des Spieltages wird die deutsche Delegation erneut mit einer Chartermaschine zurückfliegen und um 21.25 Uhr in Köln/Bonn zurück erwartet.
Das DHB-Team für Estland
Johannes Bitter, Till Klimpke – Uwe Gensheimer, Marcel Schiller, Tobias Reichmann, Timo Kastening, Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek, Juri Knorr, Marian Michalczik, Julius Kühn, Sebastian Heymann, Kai Häfner, Franz Semper, Finn Lemke, Paul Drux
(DHB)