Stockholm – Nachdem die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason im Viertelfinale gegen den Olympiasieger und Titelaspiranten Frankreich ausschied, war der heutige Gegner im Halbfinale der Platzierungsspiele kein geringere wie der Afrikameister Ägypten. Das DHB-Team setzte sich in einem spannenden Spiel am Ende mit 35:34 nach Verlängerung 30:30 (17:14) durch. Somit geht es Sonntag (29.1.) erneut gegen Norwegen, die sich mit 33:25 gegen Ungarn im zweiten Halbfinalspiel der Platzierungsrunde durchsetzten.
Nach starkem Beginn, starkes Nachlassen in der ersten Halbzeit
Starke Beginn der deutschen Handball-Nationalmannschaft, gestützt auf einen in Hochstform spielenden Andreas Wolff im Tor, der im dritten Angriff der Ägypter bereits die zweite Parade verzeichnete. Hiervon profitierte der Angriff und zog durch Julian Köster und zweimal Johannes Golla auf 3:0 in der 4. Minute davon, bevor Ägypten den ersten Treffer zum 1:3 markierte. Nach dem Anschlusstreffer des Afrikameisters zum 3:4 trafen Juri Knorr, Lukas Mertens mit einem Dreher und Kai Häfner zum 7:3 (10.). Bis zu diesem Zeitpunkt verzeichnete Deutschland keinen Fehlversuch im Angriff. Die Angreifer suchten dynamisch immer den direkten Weg zum Tor oder den Kreis. Beim 11:6 (16.) erzielte Häfner in Unterzahl die erste Fünf-Tore-Führung. Bis zur 25. Minute baute die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason den Vorsprung beim 15:8 auf sieben Tore aus. Durch ein Durchwechseln ging die Stabilität in Abwehr und Angriff verloren, dass die Ägypter bis zur Pause auf 14:17 verkürzten.
Letzten 20 Minuten ein deutsches Desaster
Die zweite Hälfte begann wie die erste endete, zerfahren und nervös. Nach dem 18:14 durch Golla ins leere Tor hielt Ägypten mit einem druckvollen und laufstarken Angriff dagegen, was einen offenen Schlagabtausch nach sich zog. Erst nach dem 23:19 (38.) kam die Durchschlagskraft im Angriff kurzfristig zurück und Deutschland setzte sich auf 27:19 (41.) mit einem 4:0-Lauf ab. Nach der letzten Auszeit der Ägypter lief plötzlich nichts mehr zusammen und der Gegner bekam immer mehr Oberwasser. Nach dem 28:21 durch Knorr in der 43. Minute gab es einen Bruch im deutschen Team. Unkoordinierte Abwehr, in der nur Wolff herausstach, im Angriff gab es technische Fehler in Serie. Das machte den Afrikameister stark und bescherte ihm einen 5:0-Lauf zum 26:28 (48.), bezeichnender Weise nach einem Fehlpass im Angriff der Deutschen. Es blieb ein Spiel „Spitz auf Knopf“ und das 30:30 – der erste Ausgleich für Ägypten überhaupt – fiel bereits in der 57. Minute. In der letzten Spielminute ein technischer Fehler von Deutschland brachte für Ägypten den letzten Angriff, der an der Latte des deutschen Tores endete.
Es ging in eine unnötige Verlängerung
Die deutsche Führung glichen die Nordafrikaner nicht nur aus, sondern hatten beim 33:32 (65.) sogar erstmals die Nase vorn. Jannik Kohlbacher markierte kurz vor dem Seitenwechsel das 33:33. In der zweiten Hälfte der Verlängerung erneute Führung von Deutschland, dem der Ausgleich folgte. Wolff parierte beim Gleichstand in der 69. Minuten einen freien Ball und im Gegenzug netzte Köster zum 35:34 ein. Im letzten Angriff der Ägypter eroberte Golla in der Abwehr den Ball und sicherte so den endgültigen Sieg für seine Mannschaft.
Fazit: Eine deutsche Mannschaft, die 40 Minuten keinen Zweifel daran ließ, wer die Halle als Sieger verlassen wollte, brach total ein und musste froh sein, nicht in der regulären Spielzeit noch als Verlierer die Hallen zu verlassen. In der Verlängerung blieb es bei einem ängstlichen Angriff, wo jeder die Verantwortung auf seinen Nebenmann verlagerte. So blieb es eine Krampfverlängerung, in der am Ende die glücklichere Mannschaft, mit einem hervorragend aufgelegten Wolff im Tor, als Sieger die Platte verließ.
Nun wartet am Sonntag im Spiel um Platz 5 erneut Norwegen, gegen die es noch eine alte Rechnung aus der Hauptrunde nach der 26:28-Niederlage zu begleichen gilt.
Torschützen für Deutschland:
Juri Knorr (7/2), Johannes Golla und Julian Köster (je 6), Kai Häfner (5), Lukas Mertens (4), Jannik Kohlbacher (3), Christoph Steinert (2), Lukas Zerbe und Lukas Stutzke (je 1)