Lübeck – Mehr als sechs Jahrzehnte hat er das Leichtathletik-Geschehen in Stadt und Land und über die Grenzen hinaus geprägt. Mit beispiellosem Engagement hat er selbstlos Athleten zu höchsten Erfolgen geführt – jetzt ist Professor Rainer Bucholtz in seinem 88. Lebensjahr am 4. April verstorben. Als Ehrenmitglied im Schleswig-Holsteinischen Leichtathletik-Verband (SHLV) und im LBV Phönix geht „der Coach“ in die Chronik ein; die Zahl der von ihm betreuten Athleten ist Legion.
Zu Zeiten, als das sportliche Du ihm gegenüber den Erwachsenen vorbehalten war, trauten sich jugendliche Athleten vor mehr als 50 Jahren „Herrn Bucholtz“ mit „Coach, Sie“ anzusprechen. Und daraus entwickelte sich über Generationen hinweg so etwas wie ein Ehrentitel für einen Mann, der für viele nicht nur Trainer war, sondern auch Leitfigur, Respektsperson und Freund.
Mehr als 55 Jahre lang leitete Rainer Bucholtz die Leichtathletik-Abteilung des LBV Phönix, war Organisator des Werfertages, der sich über Jahrzehnte zur traditionsreichsten Leichtathletik-Veranstaltung Lübecks entwickelte. Auch der City-Lauf – vor über drei Jahrzehnten gestartet – ist ein Teil seines leichtathletischen Lebenswerks, das einzigartig ist.
In der Reihe der vom „Coach“ betreuten Athleten steht ein Langstreckenläufer ganz oben: Lutz Philipp, der als bislang einziger Lübecker Leichtathlet an Olympischen Spielen teilnahm – 1964 in Tokio. Jedoch: ob Läufer, Werfer oder Springer – sie alle fanden in Rainer Bucholtz einen Trainer, der es mit Akribie und unvergleichlicher Leidenschaft verstand, jungen Sportlern den Weg zum Erfolg und, ja, auch ins Leben aufzuzeigen.
Im Jahr 1967 erlebte der „Coach“ einen einmaligen Wettkampftag: Bei den Deutschen Waldlaufmeisterschaften in Weierbach gewannen Adlerträgerinnen und Adlerträger vier Deutsche Meistertitel – bei den Männern, Juniorinnen und der Jugend. Ungezählt sind die Siege bei internationalen und nationalen Titelkämpfen.
Bei allem Engagement auf dem Trainingsplatz und an zahllosen Wettkampforten fand Rainer Bucholtz neben seiner beruflichen Aufgabe als Professor für Bauingenieurwesen noch über viele Jahre Gelegenheit, mit seinen Athletinnen und Athleten auf mehrtägige Reisen zu gehen, die quer durch Europa führten und vielen als ein Markenzeichen der Leichtathletik-Abteilung in Erinnerung sind.
Das Mitgefühl gilt seinen Familienangehörigen. Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung findet morgen statt.