Lübeck –Die Verwaltung der Hansestadt Lübeck, die sich gerne mit dem Titel „Sportstadt“ schmückt, dementiert einen radikalen Einschnitt in den Schul- und Vereinssport der Hansestadt nicht.

Betroffen ist das Gelände an der Falkenwiese, das vom LBV Phönix (1.300 Mitglieder), dem SV Viktoria 08 (350) und dem Türkischen SV (120) sowie von über 2.500 Schülern der Emanuel-Geibel-Schule,  dem Katharineum  und dem Johanneum für den Schulsport genutzt wird. Es hat den offenen Anschein, als ob die Stadt eine Vielzahl an Wohnungen, letztlich die Bebauung des gesamten Bereiches entlang der Straße „An der Falkenwiese“ plant. Betroffen davon sind acht Tennisplätze, die Phönix-Halle, ein städtischer Fußballplatz sowie der Schulgarten. Der Leiter für den Bereich Schule und Sport, Friedrich Thorn, antwortete auf Nachfrage von HL-SPORTS: „Das ganze Thema wird viel zu hoch bewertet. Wir planen auf der Falkenwiese eine Optimierung der sportlichen Aktivitäten und die Möglichkeit ein vernetztes Sportzentrum unter der Einbindung der aktuellen und neuer Nutzer. Dass wir dort „Luxuswohnungen“ bauen lassen wollen, ist völliger Quatsch.“

Hintergrund des Statements von Thorn ist die Idee der Verwaltung, die in Gebäuden am Falkendamm ansässigen Judoka und Tanzsportler auf das Areal der Falkenwiese zu verlagern, um am Falkendamm den geplanten zweiten Bauabschnitt realisieren zu können. Auch die Cougars sollen eine neue Heimat an der Falkenwiese finden.

Ein vernetztes Sportzentrum stünde der Hansestadt Lübeck gut zu Gesicht und auch die Possehl-Stiftung soll bereits angekündigt haben, ein solches Konzept mit zu tragen.
Andere Teile der Verwaltung hingegen planen abweichend. Sie wollen Wohnbebauung auf der Falkenwiese errichten. Thorn hierzu: „Es sind keine Luxuswohnungen, die dort vielleicht gebaut werden sollen, wie spekuliert wird. Maximal Büroflächen und „normale“ Wohnungen sind dort angedacht. Es gibt auch noch keinen Inverstor dafür.“

Was sollen aber die Leichtathleten und die Hockeyspieler machen, die dann keine Halle mehr haben? Wo sollen die Fußballer hin und was ist mit dem Schulsport? Hier hat Thorn eine Antwort parat: „Die Höltig-Halle wäre ein eventueller Ersatz für die dann fehlende Phönix-Halle.“
Dass die weder dem LBV Phönix, noch der Stadt gehört, bleibt unerwähnt.

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Senator Franz-Peter Boden (SPD) und Claus Strätz (Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften) antworteten auf eine HL-SPORTS Anfrage gar nicht. Dafür durfte Thorn bereits auf einer Sitzung Ende Juni den Vereinen mitteilen, dass das Erbpachtrecht des LBV für die Tennisplätze sowie die Halle nicht verlängert würden. Vertragsende ist der 31.12.2013 und das will sich die Verwaltung auch etwas kosten lassen. Denn mit einem sechsstelligen Betrag würde man den LBV Phönix entschädigen müssen. Angenehm, dass damit die Adler-Träger ihre Verbindlichkeiten  verringern könnten, jedoch würde der Verein sein Angebot derart einschränken müssen, dass er nicht überlebensfähig wäre.
„Das Fehlen von acht  Tennisplätzen sowie der Halle würde für unsere großen Abteilungen bedeuten, dass der operative Sportbetrieb, von dem über 600 Jugendliche betroffen sind, zusammenbricht. Das wäre das Ende eines Lübecker Traditionsvereines“, so Steffen Kohl (2. Vorsitzender des LBV Phönix).

Thorn wiederholt sich und sagt: „Wichtig ist, dass das Sportangebot auf der Falkenwiese bestehen bleiben soll.“ In welchem Umfang ließ er offen. Zur Zeit finden Lärmschutzuntersuchungen auf dem Gelände statt, die bis Ende September abgeschlossen sein sollen. „Dann entscheiden wir weiter“, so der Leiter für den Bereich Schule und Sport.

„Unglaublich“, wie Kohl findet. „Die Verwaltung versucht, an der Politik vorbei Fakten zu schaffen.“, sagte er gegenüber HL-SPORTS.

Die Bürgerschaft, die zwar nicht über die Beendigung des Erbbaurechtes, allerdings über die Bebauungspläne der Verwaltung befinden müsste, ist bislang nicht über die Bauvorhaben der Verwaltung informiert. Die Zeit drängt, denn wenn die Verlängerung des Erbbaurechtes nicht noch in diesem Jahr grundbuchlich vollzogen wird, werden die Sportflächen zum Spekulationsobjekt. Und das spielt der Verwaltung in die Karten. Wohnraum und Büroflächen statt Schul- und Sportstätten. Kann das im Sinne einer „Sportstadt“ sein?

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