Bad Oldesloe – „Richtig Aufwärmen, Jungs!“ Die Stimme von Varos Petrosyan hallt durch die Sporthalle der Masurenweg-Schule. Es steht das Ringertraining des VfL Oldesloe auf dem Programm und Varos weiß, wie wichtig das Aufwärmen in seiner Sportart ist. Ringen ist noch keine eigenständige Abteilung im VfL Oldesloe und ist bis jetzt in der Judo-Abteilung des Vereins integriert. Seit Oktober umfasste die Gruppe über 30 Personen, meist Afghanen, die das Ringen erlernen oder Neues beigebracht bekommen wollten.
„In meiner Heimat und den Nachbarländern ist das Ringen weit verbreitet“, so der 23-jährige Armenier Petrosyan. Vor den Sommerferien sind viele Mitglieder der Trainingsgruppe nach Hamburg gegangen und werden dort weiter gefördert. „Sie waren echt gut“, so Petrosyan. „Von denen, die jetzt da sind, kommen fast alle aus dem Jugendhaus St. Josef. Dass Sport die beste Möglichkeit ist, sich zu integrieren, kann man nicht von der Hand weisen“, schreibt Pressesprecher Nico von Hausen.
Das sei auch bei Varos Petrosyan so. Seit 2013 ist der Armenier in Deutschland und spricht schon richtig gut die Sprache. Lernen kann man von ihm eine Menge, denn der Modellathlet kann einige Erfolge verbuchen. 2010 errang er für sein Heimatland den 5. Platz bei den Olympischen Jugend-Spielen. Im gleichen Jahr holte er Silber bei der Europameisterschaft. Der für den TuS Gaarden startende Petrosyan gewann in diesem Jahr die Norddeutsche Meisterschaft. Eine hervorragende Demonstration technischer und taktischer Überlegenheit lieferte er bis zum Finale in der Männerklasse bis 130 kg (griechisch-römisch). Hier ließ er abschließend seinem Hamburger Gegner Shayan Yamrali vom TSV Wandsetal nicht den Hauch einer Chance. Das sind nur einige seiner Erfolge.
Nun möchte er sein Können und Wissen seinen Schützlingen beim VfL Oldesloe vermitteln – und gerade für die ausländischen Jugendlichen und Flüchtlinge aus dem Jugendhaus St. Josef ist das wertvoll. „Sie freuen sich die ganze Woche auf das Training, haben sich selbst Schuhe dafür gekauft, und sind mit Herzblut dabei. Diejenigen, die nach Hamburg gegangen sind, bekommen zwar die Fahrkarten über das Jugendamt, doch die Beiträge zahlen sie oft von ihrem eigenen Taschengeld“, so die Betreuerin Diana Djordjevic aus dem Jugendhaus St. Josef.
Beeindruckt verfolgt die Vereinsvorsitzende Gudrun Fandrey die Trainingseinheit der Ringer: „Da können einige sicher auch beim Turnen mitmachen. So eine Körperbeherrschung sieht man nicht alle Tage. Es wäre schön, wenn sich das hier weiterentwickelt!“
Auch Varos Petrosyan ist von seinen Schützlingen beeindruckt: „Sie lernen echt schnell und es bringt allen viel Spaß.“ „Schön wäre es natürlich, wenn noch mehr Interessierte dazu stoßen würden, denn erstens macht es dann noch mehr Spaß und zweitens klappt die Integration dann umso besser“, so noch einmal Pressesprecher von Hausen. „Einfach vorbeikommen und ausprobieren. Hier beißt keiner“, sagt Judotrainer Volker Hurst.
Für das Ringertraining des VfL Oldesloe, das nach den Sommerferien am 7. September von 18 bis 19.30 Uhr in der Sporthalle am Masurenweg/kleine Gymnastikhalle wieder startet, braucht man lediglich normale Sportbekleidung mitzubringen.
Das Artikel-Foto zeigt die Ringergruppe mit Varos Petrosyan (obere Reihe 3.v.l.), Volker Hurst (Judo-Trainer beim VfL Oldesloe; obere Reihe rechts) und der Vorsitzenden des VfL Oldesloe, Gudrun Fandrey