Lübeck – Kontrastprogramm am Freitag der Travemünder Woche: Nach Tagen der leichten und mittleren Brise gab es diesmal Wind und Böen satt. Nicht ohne Folgen für das Geschehen auf dem Wasser: Es gab Kenterungen, Bruch an den Booten und Teams, die es vorzogen, vorzeitig an Land zu fahren. Alle Hände voll zu tun, hatten auch die Wettfahrtleitungen und Crews der Sicherungsboote, um ihre Schäfchen im Auge zu behalten.

„Wir hatten bis zu 20 Knoten Wind und leider auch eine Verletzung", berichtete Gesamtwettfahrtleiter Anderl Denecke von einer Seglerin, die bei einer Kollision mit einem anderen Boot einen Schlag abbekommen hatte und sich nach der Rückkehr an Land ins Krankenhaus begeben hatte. Die Nachrichten von dort seien aber sehr positiv. Eine besondere Rettungsaktion gab es auf der Laserbahn. Eine Seglerin war außenbords gegangen und hatte den Kontakt zum Boot verloren. Von der DLRG wurde die Seglerin schnell aufgegriffen. Zeitgleich hatten Verwandte an Land über das Tracking des Bootes den merkwürdigen Schlingerkurs gesehen und die Wettfahrtleitung alarmiert. Seglerin und Boot wurden schließlich wieder zusammengeführt.

„Der Vorfall zeigt, dass unsere Rettungsketten gut funktionieren. Und das Tracking erhöht die Sicherheit enorm", so Denecke.

Am späten Nachmittag gab es dann die erste Siegerehrung in einer Meisterschaftsklasse. Während die Variantas ihre Travemünder Woche mit der Deutschen Meisterschaft beendet haben, gehen die WM- und EM-Segler morgen noch mal auf Kurs. Wegen einer Unwetterwarnung am Nachmittag ist die Startzeit von Anderl Denecke auf 10 Uhr vorverlegt worden.

IDM der Varianta
Im letzten Rennen konnten die alten und neuen Deutschen Meister Frank Schönfeldt/Gerd Becker (Hamburg) bereits entspannen. Sie gingen zwar noch über die Startlinie, segelten dann aber Richtung Hafen. So mussten sie zwar einen sechsten Platz in die Wertung einbringen und konnten nicht mit der Idealpunktzahl nach Hause fahren, die Siegesserie war aber beeindruckend: „Wir konnten heute feststellen, dass die neuen Segel auch bei mehr Wind sehr gut laufen", sagte Schönfeldt nach seinem zweiten Titelgewinn innerhalb weniger Tage.

Erst vor zwei Wochen hatte er die DM der Conger für sich entschieden. Für die neuen Meister war die Travemünder Woche aber auch abseits des Erfolges reinstes Genusssegeln: „Es waren geradezu karibische Verhältnisse!" Und der Regattahunger von Schönfeldt ist noch nicht gestillt: „In drei Wochen geht es zur Weltmeisterschaft der J/24 an den Gardasee. Aber das ist wohl eine Nummer zu groß. Vor ein paar Jahren waren wir zwar schon mal Europameister, aber die WM ist in einem riesigen Feld wohl eine Nummer zu groß für uns. Selbst die Top-Ten sind hart." Die aktuell laufende EM der J/24 hat Schönfeldt sausen lassen: „Ich wollte zur Travemünder Woche!" Die Podiumsplatzierungen hinter den Meistern änderten sich nicht mehr. Olaf und Kai Bertallot (Hannover/Flensburg) verteidigten den Silberrang gegen Manfred Brändle/Markus Auferoth (Duisburg).

IDJM der Laser 4.7
Noch ist zwar ein Tag zu segeln. Doch der deutsche Jugendtitel der Laser 4.7 ist so gut wie vergeben. Mewes Wieduwild (Berlin) lässt sich unabhängig vom Wind nicht aus der Erfolgsspur bringen. In zehn Rennen war er neunmal auf Platz eins, so dass auch Jesper Bahr, der erste Verfolger, anerkennt: „Nach vorn geht nichts mehr. Nach hinten ist es allerdings eng." Der Lübecker hatte vor der IDJM eine Medaille als Ziel ausgegeben und liegt als derzeit Zweiter gut auf Kurs. Der Vier-Punkte-Abstand zum Dritten, Batbold Gruner (Zwischenahn), könnte allerdings größer sein. Im ersten Tagesrennen wurde Jesper Bahr von einer Welle umgeworfen und vom zweiten auf den achten Platz zurückgespült. „Da war ich völlig unvorbereitet. Das war eine Motorbootwelle, auf die ich nicht reagieren konnte." Am Abschlusstag gilt es nun, die Position auf dem Podest abzusichern.

IDJM Laser Radial
Noch hält Moritz Peitzner, der Führende seit dem ersten Tag, die Spitzenposition. Doch am vorletzten Tag der IDJM der Laser Radial ließ der Kieler ein paar Punkte liegen, so dass es zu einem spannenden Finale kommen dürfte. Julian Hoffmann aus dem Allgäu zeigte trotz geringem Gewicht eine große athletische Leistung am Starkwind-Tag und rückte Peitzner bis auf vier Punkte ans Heck. „Das ist schon beeindruckend, wie gut Julian der Einstieg in die Radialklasse gleich in seinem ersten Jahr geglückt ist – und das nicht nur national, sondern auch international", sagte Trainer Michael Fellmann. Er erwartet vom clever fahrenden Julian Hoffmann nun am Abschlusstag eine Taktik mit kalkulierbarem Risiko. „Aber er plant schon mit Gold", so Fellmann. Spannend wird, welche drei Segler am Ende auf dem Podium stehen. Denn noch sind vier Anwärter im Spiel. Philipp Walkenbach aus Berlin schob sich mit zuletzt drei Siegen in Folge wieder in eine gute Position. Noch aber liegt er in Lauerstellung hinter der Drittplatzierten, Laura Schewe aus Kiel.

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WM der Vaurien
Die Vergabe der WM-Medaillen bei den Vaurien wird wohl ausschließlich an die spanischen Crews erfolgen. Die veränderten Windbedingungen verschoben zwar die Kräfteverhältnisse innerhalb der iberischen Equipe, am Gesamtranking änderte es aber nichts. Francesco Zampacavallo/Carlos Armengot verteidigten Platz eins gegen die dreimal siegreichen Antonio Perez/Laura Llopiz. Auch die Plätze drei und vier sind in spanischer Hand, bevor andere Nationen den spanischen Spitzenkampf mit einer internationalen Note versehen.

EM der Flying Junior
Rechtzeitig vor dem Finaltag haben sich Bocholter Thorsten Willemsen/Stephanie Tauchert auf den EM-Bronzeplatz der Flying Junior geschoben. „Je mehr Wind es wurde, desto besser wurden wir", berichtete Steuermann Willemsen. „Starkwind liegt uns. Und auch mit der Welle sind wir bestens zurechtgekommen. Viele fanden sie zu hoch und steil, aber wir hatten richtig Spaß unter Spinnaker." Den Abschlusstag mit zwei Wettfahrten will er nun konservativ angehen: „Ein Angriff nach vorn macht keinen Sinn, dafür sind die Holländer zu stark. Wir wollen unsere Rennen fahren und Spaß haben." Bis zur Spitze mit Guido Sol/Hugo de Jong sowie Hylke Sasse/Bart van den Hondel wäre es nach Punkten ohnehin ein weiter Weg. Aber auch zu Platz vier besteht für die Deutschen schon ein guter Abstand.

German and Dutch Open der 5.5mR
Die modernen Kielboote im klassischen Stil wurden an ihrem zweiten von drei Regattatagen stark gefordert. Am Morgen hatte die gesamte Flotte zwar noch verkündet, am späten Nachmittag in die Minox Trave Races gehen zu wollen. Der harte Tag auf See hatte dann aber doch viele Crews so stark beansprucht, dass nur noch fünf Boote zu den Showrennen auf dem Wasser waren. Die anderen freuten sich auf das Stegbier nach der Rückkehr in den Hafen oder eine schöne Dusche im Apartment. Das Team aus Nassau/Bahamas mit Mark Holowesko am Ruder verteidigte die Führung vor Jürg Menzi (Schweiz) und Piet van Opzeeland (Niederlande).

Kielzugvogel
Jörg Friedlein/Oliver Babik (Hattingen) steuern im Kielzugvogel auf einen souveränen TW-Sieg zu. Nach fünf Siegen in Folge segelte sie im sechsten Rennen auf Platz zwei und erwirtschafteten damit ein Punktepolster von neun Zählern auf die Verfolger Michael Hotho/Jochen Wiepking (Großenheidorn). Ein zehnter Platz in den verbleibenden zwei Wettfahrten im 13 Boote starken Feld reicht den Führenden damit zum Sieg.

Formula 18
Viel Arbeit auf dem Kurs, Renn-Aufgaben, Frühstart-Disqualifikationen und eben auch größere Schäden gab es bei den schnellen Katamaranen. Auch unter den Spitzenmannschaften blieben wenige von dem ein oder anderen Patzer verschont. Die US-amerikanischen Spitzenreiter Steve Strobel/Matt Morris segelte allerdings solide Top-Platzierungen ein und führen weiterhin vor Justus Wolf/Maximilian Said (Hamburg). Auf Rang drei gab es indes einen Wechsel: Die Kieler-Woche-Sieger Martin Friedrichsen/Björn Wendel bringen sich auch für die TW in Position. Dagegen sind Helge und Christian Sach noch damit beschäftigt, sich auf die Eigenarten ihres neuen Bootes mit dem bis auf das Trampolin herunterreichenden Decksweeper-Segel einzustellen.

O-Jolle
In Vorbereitung auf die Deutsche Meisterschaft der O-Jollen in wenigen Wochen auf dem Plöner See mit über 80 Booten müssen die besten Deutschen aktuell dem Niederländer Onno Yntema den Vortritt lassen. Mit dem Abschluss des Freitags ist allerdings erst Halbzeit zur TW. Die ersten Verfolger, Harry Voss (Schaumburg-Lippe) und der Lübecker Nils Hartog, haben also noch Möglichkeiten.

Zum Foto:
Frank Schönfeldt hatte noch Zeit für einen Gruß, so überlegen war seine Vorstellung mit Vorschoter Gerd Becker bei der IDM der Varianta

 

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