Lübeck – „Förderung des Leistungssports im Juniorenfußball“ hat sich der neugegründete JFV Grönau Phönix Eichholz vor knapp anderthalb Jahren auf die Fahnen geschrieben. Doch nun ist das erst einmal, zumindest was die A-Jugend betrifft, in weite Ferne gerückt. Die Mannschaft wurde eine Woche vor dem ersten Punktspiel in der Oberliga zurückgezogen (HL-SPORTS berichtete). Der Abstieg in die Landesliga steht damit fest.
Dieter Weiskircher erklärte bei HL-SPORTS dazu: „Es ist uns leider nicht gelungen eine wettbewerbsfähige Mannschaft an den Start zu bekommen. Mit dem VfB Lüebck (Regionalliga), SV Eichede, Eutin 08 und JFV Hanse (alle Oberliga), Sereetz, Pansdorf, SG Schlutup/Phönix und Ratzeburg (alle Landesliga, wobei Ratzeburg erst gar nicht gemeldet hat), sind es im Großraum Lübeck einfach zu viele Teams auf Verbandsebene, die um die wenigen A-Junioren-Spieler mit entsprechendem spielerischen Niveau buhlen. Im KFV Lübeck gibt es gerade einmal sechs Vereine, die eine A-Jugend auf Kreisebene gemeldet haben. Wir sind jetzt in unserem JFV Grönau Phönix Eichholz der erste Regelabsteiger der Oberliga. In der nächsten Saison treten wir dann in der Landesliga an. Dort haben wir dann mit unserer derzeitigen B-Jugend in der Oberliga eine sehr starke Mannschaft am Start, die den direkten Wiederaufstieg in die Oberliga schaffen sollte.“
Da stellt sich die Frage, warum eine JFV, wenn der 1. FC Phönix und Eintracht Groß Grönau sogar eine eigene A-Jugend gemeldet haben? Der Eichholzer SV scheint hier der „Verlierer“ dieser JFV zu sein. Der JFV-Vorsitzende sieht das anders und meint: „Deswegen hatte ich auch von einer wettbewerbsfähigen Mannschaft gesprochen. Wir mussten 20 Oberliga-Spieler rekrutieren. Bei Phönix und Grönau waren es mit gutem Willen fünf Spieler, Eichholz hat keine A-Jugend, also hätten wir noch 15 Spieler vom Markt benötigt, die wir aus vielerlei Gründen nicht rechtzeitig gefunden haben. Daraufhin hat Phönix eine SG mit Schlutup gebildet, die durch ihren Aufstieg einen Landesliga-Platz erreicht hatten, aber nicht genug Spieler stellen konnten. Da reden wir dann aber immer noch von Landesliga und nicht von Oberliga. Die SG wird es schon in der Landesliga schwer haben. Warum Eichholz der Verlierer des JFV sein soll, erschließt sich mir nicht. Als sie in mit Phönix und uns den JFV gegründet haben, hatten sie keine B- und keine A-Jugend und für die C-Jugend nicht genug Spieler für die damalige Landesliga-Mannschaft. Durch den JFV ist die C-Jugend dann in die Oberliga aufgestiegen und leider nach einem Jahr wieder in die Landesliga abgestiegen. Eichholz fühlt sich meines Wissens nicht als Verlierer, ganz im Gegenteil hätten sie für diese Saison gerne noch eine zweite C-Jugend im JFV in der Kreisliga gemeldet.“
Der Nachwuchs bricht vielen Vereinen also einfach weg? „Deswegen sind wir ja mit Grönau in den JFV, weil wir für unsere A-Jugend in der Oberliga nicht mehr die Spieler finden konnten, was jetzt im JFV auch passiert ist, aber wir wussten, dass das in der nächsten Saison wieder gerichtet werden kann“, so Weiskircher abschließend.
Dabei sieht es bei der Konkurrenz teilweise nicht anders aus. A-Jugendliche wachsen nicht auf Bäumen. Der demographische Wandel, der erhöhte Schul- oder schon Arbeitsaufwand stellen den Sport vor Probleme.
Das trifft nicht nur den Fußball, sondern auch im Handball sind es nach NDR-Informationen innerhalb von zehn Jahren 650 Mannschaften weniger. Wenn es nach dem Deutschen Handballbund (DHB) gehen soll, soll jedes aktive Mitglied 10 Euro jährlich mehr zahlen. Drei Millionen Euro soll das einspielen. „Der DHB plant über diese Mehreinnahme eine zusätzliche Werbestrategie für den Handball durchzuführen, was wiederum zu mehr Mitgliederzahlen führen soll. Diese Idee ist grundsätzlich auch richtig“, sagt Gerrit Claasen, ehemaliger Zweitliga-Trainer des VfL Lübeck-Schwartau und nun Jugendkoordinator des VfL Bad Schwartau im NDR. Er stellt die Frage „zu welchem Anteil diese drei Millionen Euro auch wirklich für Werbung und dann effektiv auch für höhere Mitgliederzahlen verwendet würden.“
Ein Zeichen, dass auch Lübeck ein Problem mit dem Nachwuchs hat, bietet der Rückzug der U23-Handballer des VfL Bad Schwartau aus der SH-Liga (HL-SPORTS berichtete) und das Aus der Raubmöwen vor genau einem Jahr.
Zurück ans Torfmoor und zum Fußball, wo die Spieler die Leidtragenden sind. Wie sieht man das beim Grönauer Kooperationspartner VfB Lübeck? VfB-Vorstandsmitglied Florian Möller sagt dazu bei HL-SPORTS: „Im Kern sehen wir keine Auswirkungen, da keine Spieler von uns im A-Jugendbereich dort hingegangen sind und insofern eine Kooperation derzeit auch nicht lebt.“