125. Travemünder Woche: Erste Sieger gefeiert
Travemünde – Am Auftakt-Wochenende der Travemünder Woche blieben keine Wünsche offen: Herrlicher Sonnenschein, angenehme Temperaturen und Wind um 20 Knoten. „Rund 290 Tausend Gäste sind hier zu uns nach Travemünde gekommen und haben das Jubiläum mit uns gefeiert, sich auf der Bummelmeile treiben lassen oder die spannenden Wettfahrten der 1. Segel-Bundesliga am SAP Sail Cube verfolgt“, sagt Jens Kath, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Travemünder Woche gGmbH.
Seit gestern geht es in Travemünde nicht nur um Sieg und Ranglistenpunkte, sondern auch um Meisterschaftsmedaillen. Zu den sieben Klassen, die seit Sonnabend auf der Bahn sind, gesellten sich nun auch noch die Contender, die um die Internationale Deutsche Meisterschaft segeln, und die Laser 4.7, die den Titel des Internationalen Deutschen Jugendmeisters im Visier haben, dazu. Während diese Meisterschaftsregatten noch bis Mitte der Woche andauern, haben die Seesegler bereits die ersten Sieger der Travemünder Woche ermittelt. Die Mittelstrecken-Regatta in der ambitionierten ORC-Klasse gewann die Crew von „patent³“-Eigner Jürgen Klinghardt (NRV Hamburg).
Auf den Dreiecksbahnen zur Travemünder Woche hatte der Pole Piotr Kula in der olympischen Finn-Klasse einen perfekten Tag. Nach insgesamt fünf Rennen in zwei Tagen stehen bei ihm fünf Siege in der Liste. Hinter dem zweiten Polen Jakub Marciniak tastet sich der Berliner Phillip Kasüske an die Spitze heran. Mit zwei zweiten Rängen am Sonntag liegt die deutsche Nachwuchshoffnung, die im Mai EM-Bronze bei den Junioren gewonnen hat, auf Platz drei. „Die Rennen heute waren das Maximum. Kula ist ein sehr erfahrener Finn-Segler. Den zu schlagen, ist fast nicht möglich“, sagte Kasüske, der im September in Santander seine erste WM im Finn segeln wird. „Ich werde dort mein Bestes geben. Aber es wird sehr schwer.“ Denn an der spanischen Nordküste werden bereits die ersten Nationen-Tickets für Olympia 2016 vergeben. „Einen dieser zwölf Plätze zu ergattern, ist wohl noch zu hoch angesetzt. Das Ziel der deutschen Finns ist es ja auch, in Tokio 2020 bei Olympia dabei zu sein. Um schon in Rio am Start zu sein, müsste alles perfekt laufen. Und die anderen müssten Fehler machen“, sagte Kasüske.
Für die jungen Akteure in der Laser 4.7-Klasse war der sonntägliche Auftakt in die Meisterschafts-Regatta ein hartes Stück Arbeit. Bei den kräftigen Winden wurden sie gleich dreimal von der Wettfahrtleitung gefordert. Der Kieler Jasper Paulsen übernahm nach diesen drei Wettfahrten mit zwei Siegen und einem siebten Platz die Gesamtführung, während andere hochgewettete Sportler Federn lassen mussten. Der Kieler-Woche-Sieger Moritz Paschen (Potsdam) etwa muss mit Platz 14 unter den 63 Startern vorliebnehmen.
Gar nicht genug vom Segeln konnten die Contender zu ihrem Start in die Meisterschaft bekommen. Obwohl sie erst um 13 Uhr auf die Bahn gegangenen waren, absolvierten sie noch drei Rennen, nach denen Hannes Seidel (Potsdam) mit der Serie 7, 2, 1 in Führung liegt.
Auch die rasanten Formula18-Katamarane nutzten die Bedingungen weidlich aus und spulten drei Rennen ab. Dabei begann der Tag für sie mit Hindernissen. Die Brandung erforderte beim Ablegen konzertierte Aktionen der Teilnehmer. Gleich mehrere Sportler mussten die jeweils zu Wasser gelassenen Katamarane sichern, bevor die Crews tatsächlich ablegen konnten. Die Wettfahrtleitung reagierte auf die zeitraubenden Manöver mit Startverschiebungen, bis schließlich alle Kats angekommen waren.
Auf der Bahn setzten die souverän Führenden Robert Schütz/Rea Kühl (Krefeld/Flensburg) zunächst ihre starke Vorstellung fort und legten ihren vierten Tagessieg in Serie hin. Danach mussten sie allerdings das Streichresultat mit einem elften Platz hinnehmen. Der Traveller war ihnen aus dem Rumpf gerissen, notdürftig flickten sie den Schaden mit Tampen. Im dritten Tagesrennen liefen sie mit der Notreparatur wieder auf Hochtouren und gewannen zum fünften Mal.
„Rea und ich segeln seit der vergangenen Saison zusammen. Und bei diesen Bedingungen sind wir schnell unterwegs“, sagte Schütz, der bedauerte, dass die Travemünder-Woche-Rekordsieger Helge und Christian Sach nicht mit am Start sind. „Helge hat sich bei der WM in Irland wohl ernsthaft an der Hand verletzt. Das ist sehr schade, denn wir hätten uns gern mit ihnen gemessen. Bei leichten Winden sind sie uns noch voraus, doch bei diesen Bedingungen hätten wir uns gegen sie auf ihrem Heimatrevier etwas ausgerechnet.“
Auf perfekter Betriebstemperatur lief am zweiten Regatta-Tag das 18-Footer-Team von Norbert Peter (Berlin). Der Skipper der „Magic Marine“ hat mit seiner Frau Petra, der ehemaligen WM-Zweiten im Laser und zweimaligen Olympia-Teilnehmerin, nicht nur familiär Segel-Prominenz an seiner Seite. Mit dem ehemaligen 49er-Segler Hannes Baumann zieht ein weiterer Olympia-Teilnehmer (2012) bei ihm im Vorschiff die Strippen. Und die Lernkurve des neu zusammengesetzten Teams scheint steil zu sein. Nach zwei Tagen und vier Rennen stehen sie an der Spitze in diesem Europa Grand Prix-Rennen, zudem gewannen sie am Abend auch noch die SAP Trave Races.
Bei den Dreimann-Booten Trias bleibt es beim Zweikampf der Teams von Holger Köhne (Potsdam) und Mathias Strang (Mülheim). Die beiden Trios teilen Siege und zweite Ränge unter sich auf – mit dem aktuell besseren Ende für Köhne, der mit einem Punkt Vorsprung vor Strang führt.
Das Warm-up für die Weltmeisterschaft der Ynglings, die am Dienstag im Rahmen der TW starten, wird dagegen zur Solofahrt eines niederländischen Teams. Jamin Maarten kreuzte in den fünf Wettfahrten der Preworlds viermal als Erster das Ziel. In der Sonderwertung der jugendlichen Teams, die im Rahmen der Preworlds ihre Jugend-Europameister ermitteln, führt die Flensburger Crew um Sophie Duysen.
Die direkte Linie in Richtung Travemünder-Woche-Sieg bei den O-Jollen hat Harry Voss vom Steinhuder Meer zwar verlassen. Doch mit den Rängen 8 und 3 verteidigte er knapp die Gesamtführung vor Roland Franzmann (Scheppen).
Nach zwei Regattatagen bei der Bundesliga hat der Flensburger SC den Bug vorn und geht heute als Gejagter in die Abschlussrennen des zweiten Saisonwettkampfes der deutschen Mannschafts-Meisterschaft. Ebenfalls ihren finalen Tag haben am Montag die 12-Fuß-Dinghys. Nach vier Rennen ist mit einer blütenweißen Weste der Italiener Vincenzo Penagini bei den kleinen offenen Jollen an der Spitze.
Auf der Trave starten heute um 17 Uhr die Teams der 1. Segel-Bundesliga zum SAP Trave Race und auf der SAP Medienbahn sind ebenfalls die Rennen der 1. Segel-Bundesliga zu sehen – heute ist der letzte Regattatag für die Bundesligisten.